Zentauren-Fahrt
zurechtzukommen!«
»Keineswegs. Wir Zentauren sind Bogenschützen. Keiner kommt uns gefährlich nahe, wenn wir es nicht zulassen wollen. Wir kommen gut mit ihm zurecht, weil wir das so möchten.«
Irene wechselte geschickt das Thema. »Du hast mir nie erzählt, wie du selbst zu deiner Magie stehst. Du hast soviel Verstand, aber du kannst nichts Besseres, als Steine schrumpfen zu lassen.«
»Na ja, da besteht durchaus eine Beziehung. Ich mache aus e i nem Felsen ein Steinchen, das man zum Rechnen benutzen kann. Solche Rechnungen können ziemlich kompliziert werden und h a ben auch mancherlei Folgen. Deshalb finde ich, daß mein mag i sches Talent mir dabei hilft…«
»Monster ahoi«, verkündete Grundy. »Hat mir ein kleiner Fisch erzählt.«
»In diesen Gewässern dürfte es aber doch gar keine Monster g e ben«, wandte Dor ein.
Grundy sprach erneut mit dem Fisch. »Es ist ein Seedrache. Er hat gehört, was unsere Reise für einen Lärm aufgewirbelt hat, und jetzt kommt er nachschauen. Der Kanal hier ist tief genug für ihn.«
»Dann verlassen wir wohl besser den Kanal«, meinte Dor.
»Das hier ist aber nicht gerade die beste Stelle dafür«, wandte Chet ein.
»Keine Stelle ist die beste, um aufgefressen zu werden, Blö d mann!« fauchte Irene. »Gegen einen Wasserdrachen können wir nichts ausrichten. Wir müssen ihm aus dem Weg gehen. Alles, was wir brauchen, ist flaches Wasser.«
»Im Flachwasser hier gibt es Groupies«, sagte Chet. »Die sind zwar nicht gefährlich, solange wir außerhalb ihrer Tiefe segeln, aber es ist kein Vergnügen, denen zu begegnen. Wenn wir noch ein Stück weiterfahren können, bevor wir auf anderen Kurs g e hen…«
Doch da sahen sie auch schon den Kopf des Drachen, der von Süden übers Meer auf sie zu glitt. Sein Hals schnitt eine tiefe Fu r che durch das Wasser: das Ungeheuer hatte ein erhebliches Tempo drauf. Es war viel zu groß, als daß sie mit ihm hätten kämpfen können.
Krach war jedoch durchaus kampfeslustig. Oger waren zu dumm, um Furcht zu kennen. Er erhob sich, wobei das Boot wie verrückt schaukelte. »Laß mich, quetsch’ ich!« sagte er und gestik u lierte mit seinen Bratpfannenpranken.
»Dem reißt du höchstens ein paar Schuppen aus«, meinte Irene. »Und in der Zwischenzeit frißt er uns andere auf. Du weißt doch, daß ein Oger einen festen Untergrund braucht, um sich mit Dr a chen vergnügen zu können.«
Ohne jeden weiteren Kommentar lenkte Chet das Boot ans Fes t landufer. Doch sofort begann der Sand zu zucken. »O nein!« schrie Dor. »Eine Sanddüne hat den Strand an sich gerissen. Da können wir nicht hin.«
»Stimmt«, meinte Chet. »Diese Düne war auf meiner Karte nicht eingezeichnet. Sie muß in den letzten paar Tagen hierhin gewa n dert sein.« Er lenkte das Boot wieder in die entgegengesetzte Ric h tung.
Das war das Problem mit Xanth: Nur wenige Dinge hatten hier Bestand. Im Laufe eines Tages konnte jede Karte ungenau werden; schon eine Woche später war sie völlig wertlos. Deshalb waren auch weite Gebiete des Landes immer noch unerforscht. Man hatte sie zwar bereist, aber ihre Einzelheiten standen nicht fest.
Als die Düne ihre Flucht bemerkte, machte sie einen sandigen Buckel, was ihre typischste Gestalt war. Wären sie so töricht gew e sen, sie zu betreten, hätte sie sie sofort überrollt, unter ihrem Sand begraben und genüßlich verschlungen.
Doch nun war der Wasserdrache bereits viel näher gekommen. Ungemütlich nahe schnitten sie seine Bahn und näherten sich dem Innenufer der Insel. Der Drache hielt inne, drehte sich um, um sie zu verfolgen – doch da liefen seine unteren Windungen auch schon im flachen Wasser auf Grund, und er bremste ab. Damp f wolken schossen aus seinen Nüstern hervor. Er war frustriert.
Eine Flosse klatschte gegen die Bootswand. »Das ist ein Gro u pie!« rief Grundy. »Schlagt ihn ab!«
Krach griff mit knorrigen Fäusten vor, um die Flosse zu packen, und hievte das Ding empor. Es war ein fetter Fisch mit großen, weichen Extremitäten.
»Das ist ein Groupie?« fragte Irene. »Was ist denn an dem so schlimm?«
Der Fisch schlang sich zur Seite, packte den Arm des Ogers mit seinen Flossen und zog sich daran hoch. Sein breites Maul berüh r te Krachs Arm – es sah aus wie ein Kuß.
»Nicht!« warnte Chet. »Er versucht, dir die Seele auszusaugen!«
Das verstand der Oger. Er schleuderte den Groupie weit über das Wasser, wo er klatschend landete.
Doch nun waren noch weitere Fische herangekommen
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