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Zentauren-Fahrt

Zentauren-Fahrt

Titel: Zentauren-Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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vorbeistehlen, während er schläft, und danach machen wir uns wieder in Sicherheit auf den Weg.«
    »Wie fest schlafen Drachen eigentlich?« wollte Irene mißtrauisch wissen.
    »Nicht besonders«, meinte Chet. »Sie halten lediglich ein kleines Nickerchen, wobei sie die Nüstern knapp über die Wasseroberfl ä che halten. Aber bei Nebel wäre es besser.«
    »Viel besser«, stimmte Irene ihm kleinlaut zu.
    »In der Zwischenzeit täten wir gut daran, tagsüber zu schlafen«, fuhr Chet fort. »Einer von uns muß Wache halten. Um sicherz u gehen, daß das Boot nicht davontreibt. Er kann dann in der Nacht schlafen, während die anderen aktiv sind.«
    »Was heißt denn er?« verlangte Irene zu wissen. »In Xanth gibt es wirklich zuviel Sexismus! Meinst du etwa, daß ein Mädchen nicht Wache halten kann?«
    Chet zuckte mit seiner Vorderpartie und wedelte nachlässig mit dem Schweif. »Ich habe natürlich rein generisch gesprochen. Unter Zentauren gibt es keine Geschlechtsdiskriminierung.«
    »Meinst du!« warf Grundy ein. »Wer ist denn der Chef in deiner Familie – Chester oder Cherie? Läßt sie ihn etwa tun, was er will?«
    »Na ja, meine Mutter hat wirklich einen recht starken Willen«, gab Chet zu.
    »Ich wette, auf der Zentaureninsel schmeißen die Stuten den ganzen Laden«, meinte Grundy. »Genau wie auf Schloß Roogna.«
    »Ha. Ha. Ha.« machte Irene schmollend.
    »Du kannst ja Wache halten, wenn du willst«, sagte Chet.
    »Du glaubst wohl, ich würde nicht, wie? Wohl werde ich! Gib mir das Paddel.« Sie grapschte nach dem Notpaddel, das sie nun brauchen würde, um das Boot vor Abtrieb zu bewahren.
    Die anderen ließen sich gemütlich auf weichen Kissen nieder. Chets Pferdepartie war ausgezeichnet dazu geeignet, sich hinzul e gen, doch sein menschlicher Teil hatte dabei Schwierigkeiten. Er lehnte sich gegen den Bootsrand, den Kopf auf die verschränkten Arme gelegt.
    »He, sagt mal! Wie soll ich denn nachher auch nur ein Auge z u tun, während wir an dem Drachen vorbeitreiben?« fragte Irene. »Dann habe ich doch eigentlich meine Schlafpause.«
    Aus Grundys Richtung war ein ersticktes Kichern zu hören. »Schätze, da hat sich eine gewisse Sexistin aber selbst ausgetrickst! Du darfst bloß nicht so laut schnarchen, während wir unter seinem Schwanz hindurchsegeln. Sonst erschreckt ihn das womöglich dermaßen, daß er…«
    Sie schleuderte dem Golem ein Kissen gegen den Kopf und set z te sich dann entschlossen auf ihren Posten, von wo sie den Dr a chen beobachten konnte.
    Dor versuchte zu schlafen, war aber allzu aufgedreht. Nach einer Weile setzte er sich wieder auf. »Es hat keinen Zweck. Vielleicht bekomme ich ja morgen etwas Schlaf«, sagte er.
    Irene war über seine Gesellschaft erfreut. Sie setzte sich mit g e kreuzten Beinen ihm gegenüber, und Dor versuchte darüber hi n wegzusehen, daß ihr grüner Rock ihre Beine in dieser Stellung nicht gänzlich bedeckte. Sie besaß hervorragende Beine; in dieser Hinsicht war sie der Gorgone durchaus bereits ebenbürtig. Dor mochte Beine. Tatsächlich mochte er alles, was er eigentlich nicht sehen durfte.
    Sie ließ eine Butterblume sprießen, während Dor einen Brotlaib abpflückte, und schweigend labten sie sich an frischem Brot mit Butter. Der Drache beobachtete sie dabei, bis Dor ihm schließlich hämisch ein zusammengedrücktes Brotknäuel zuwarf. Der Drache schnappte es geschickt auf und schlang es hinunter. Vielleicht war dieses Ungeheuer ja gar nicht so übel; vielleicht konnte Grundy mit ihm reden und dafür sorgen, daß sie freies Geleit erhielten.
    Nein – solchen Raubtieren durfte man nicht trauen. Wenn der Drache sie wirklich vorbeiziehen lassen wollte, dann sollte er ve r schwinden. Da war es wohl eine bessere Taktik, wenn man ihn den ganzen Tag wachhielt, damit er nachts müde wurde.
    »Glaubst du, daß dieser neue Zentauren-Magier versuchen wird, in Xanth die Macht an sich zu reißen?« fragte Irene ihn leise, als die anderen anscheinend bereits in Schlaf gefallen waren.
    Dor konnte ihre Besorgtheit verstehen. Chet, der ja immerhin ihr Freund war, war schon arrogant genug, wenn es um das Verhältnis zwischen Menschen und Zentauren ging; wie würde erst ein au s gewachsener Zentaur, mit Magier-Kräften dazu stehen? Natürlich war der Magier noch nicht ausgewachsen, er mußte erst kürzlich geboren worden sein. Doch nach und nach würde er erwachsen und zu einem recht sturen, reizbaren Wesen werden, genau wie Chets Vater Chester, doch ohne Chesters

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