Zentauren-Fahrt
genauso gefährlich für uns selbst wie für unsere Fei n de. Wir könnten sie allenfalls pflanzen und wegrennen.«
»Sind auch welche dabei, die das Wasser so blockieren können, daß uns der Drache nicht verfolgen kann?« fragte Chet.
»O ja«, erwiderte Irene, die wegen Dors Kompliment äußerst z u frieden aussah. »Der Krakentang…«
»Ich verstehe schon, was Dor meint«, warf der Zentaur sofort ein. »Ich verspüre offen gestanden keinerlei Lust, mit einem Kr a ken in ein und demselben Ozean zu schwimmen.«
»Ich könnte aber auch eine Schockblume auf der Insel hier wachsen lassen, aber sie würde uns wahrscheinlich selbst auch lähmen.« Sie dachte nach. »Ach ja! Ich habe etwas Popcorn. Das ist zwar harmlos, macht aber einen Heidenlärm. Damit könnte der Drache wohl eine Weile abgelenkt werden.«
»Dann laß etwas davon für mich wachsen«, bat Chet. »Ich werde es hinter mich werfen, falls ich schwimmen muß.«
»Da gibt es allerdings ein kleines Problem«, entgegnete sie. »Ich kann es nicht nachts wachsen lassen, es ist eine Tagespflanze.«
»Ich könnte den Sonnenstein aus dem Tuch holen«, schlug Dor vor.
»Ich glaube, der ist ein bißchen zu klein. Wir brauchen viel Licht, das alles bestrahlt, keine winzigen Lichtpünktchen.«
»Was kannst du denn nachts auf natürliche Weise wachsen la s sen?« fragte Chet grimmig.
»Na ja, Hypnokürbisse wachsen prima, denn die erzeugen ihr e i genes Licht – im Inneren. Aber man sollte nicht durch das Guc k loch schauen…«
»… weil man dann sofort hypnotisiert wird«, beendete Chet i h ren Satz. »Laß mir trotzdem einen wachsen; vielleicht nützt er e t was.«
»Wie du willst«, erwiderte sie zweifelnd. Sie beugte sich über den Bootsrand und ließ einen Samen auf das Ufer fallen. »Wachse!« murmelte sie.
»Sollten wir Ärger bekommen«, fuhr Dor fort, »dann steigst du auf den fliegenden Teppich, Irene. Du kannst einen Krakensamen vor den Drachen werfen, während wir anderen den Reif benutzen oder davonschwimmen können. Aber wir werden unser Bestes tun, um unbemerkt an dem Drachen vorbeizukommen. Danach können wir ohne weitere Schwierigkeiten in Richtung Süden we i terziehen.«
Die anderen hatten keine Einwände mehr. Sie warteten, bis der Hypnokürbis die erste schöne Frucht trug. Chet wickelte sie in ein Tuch und verstaute sie im Boot. Das Boot fuhr leise weiter gen Süden, auf den Kanal zu, während seine Insassen kaum zu atmen wagten. Chet steuerte eine ostwärtige Kurve, um zuerst den Hauptkanal zu schneiden, damit er dem Ungeheuer, das vermu t lich südlich davon lauerte, entgehen konnte. In der schweigenden Finsternis konnten sie den Drachen ebensowenig sehen wie der sie.
Doch der Drache war raffinierter gewesen: Er hatte einen So n nenfisch in diesem Kanal plaziert, der nach demselben Prinzip funktionierte wie der Sonnenstein, nur daß er mehrere tausendmal größer war als dieser. Als sie sich dem Fisch näherten, begann er plötzlich wie die Sonne selbst zu gleißen und sie zu blenden. Die runde Flosse ragte aus dem Wasser hervor und verwandelte Nacht in Tag.
»O nein!« rief Dor. Er hatte seinen Sonnenstein doch so sorgfä l tig eingewickelt – und jetzt war alles noch viel schlimmer.
Der Drache stieß ein hämisches Tuten aus. Sie sahen seine A u gen leuchten, während er auf sie zukam. Wasserdrachen besaßen kein inneres Feuer; die Augen spiegelten lediglich das Gleißen des Sonnenfischs wider.
»Setz den Kraken!« schrie Dor.
»Nein!« entgegnete Chet. »Wir schaffen es noch ins flache Ufe r gewässer.«
Tatsächlich glitt das Boot zügig durch den Kanal, bevor der Dr a che sie erreicht hatte. Das Ungeheuer war vor dem Sonnenfisch als Silhouette zu erkennen, die sich vor Frustration wand. Es hatte die Sache so gut geplant, und der Sieg war ihm nun doch knapp en t gangen. Der Drache tutete erneut. »Verdammt!« übersetzte Gru n dy. »Schon wieder reingelegt!«
»Was ist mit der Sanddüne?« fragte Irene besorgt.
»Die verhalten sich nachts meistens ruhig«, meinte Chet.
»Aber jetzt ist keine Nacht mehr«, erinnerte sie ihn, und ihre Stimme bekam einen hysterischen Unterton.
Tatsächlich wellte sich der dunkle Hügel bereits und schickte e i nen Teil seiner selbst dem Wasser entgegen. Der Sand besaß genug Masse, und das Wasser war so flach, daß es der Düne durchaus möglich war, es zuzuschütten. Die zerklüftete Küste kam auf sie zu.
»Wenn wir vor der Düne fliehen, geraten wir wieder in Reichwe i te des
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