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Zentauren-Fahrt

Zentauren-Fahrt

Titel: Zentauren-Fahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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zu können. Geht nur weiter.«
    Dor zögerte, doch er sah keine bessere Möglichkeit. »Also gut. Aber sei vorsichtig.«
    Dor bestieg die beiden Rauchsäulen. Es war noch schwieriger, als es ausgesehen hatte, aber immer noch besser, als direkt vor dem Ungeheuer ins Wasser zu stürzen. Als er ein gutes Stück v o rangekommen war, stützte er sich ab und blickte zurück.
    Grundy kämpfte mit der ersten Fackel. Das Ding war ungefähr so groß wie der Golem und hatte seine Wurzeln fest in die verble i bende Rauchwolke des Strandfeuers geschlagen, so daß das winz i ge Wesen sie nicht losreißen konnte. Das Meeresungeheuer hatte erkannt, in welchen Schwierigkeiten er steckte, und schickte sich bereits an, der Lage mit einem ordentlichen Biß Herr zu werden.
    »Grundy! Lauf weg!« rief Dor. »Laß die Fackel fahren!«
    Zu spät. Der Kopf der Seeschlange schoß empor, von den fla t ternden Flossen aus dem Wasser gehoben. Grundy schrie entsetzt auf und sprang empor, als die Schnauze die Rauchwolke teilte.
    Das Maul des Ungeheuers schloß sich um die Fackel – und der Golem landete auf der riesigen Schnauze. Die Untertassenaugen schielten Grundy an, der im Vergleich zu ihnen kaum größer als ein Staubkorn war, während aus den Nüstern der Rauch der ve r schluckten Fackel drang. Das war völlig anomal, weil kein Meere s ungeheuer eigenes Feuer besaß. Feuer war den Drachen vorbeha l ten.
    Dann versank das Untier wieder im Meer. Grundy krabbelte auf dem dünnen Rauchstreif aus den Nüstern hastig empor, und es gelang ihm, seinen ursprünglichen Platz auf der Rauchwolke zu erreichen. Doch die Fackel war verloren.
    »Lauf die andere Säule hoch!« rief Dor ihm zu. »Bring dich in S i cherheit!«
    Einen Augenblick lang stand Grundy da und starrte zu dem U n geheuer hinab. »Ich hab’s versiebt!« klagte er. »Ich habe alles z u nichte gemacht.«
    »Uns fällt schon noch was ein!« Dor begriff, daß jetzt alles sche i tern konnte, wenn sie nicht immer weiter emporkletterten. »Komm jetzt her.«
    Wie betäubt gehorchte der Golem und schritt die sich auswe i tende, aber auch immer dünner werdende Säule empor. Dor mu ß te feststellen, daß ihre Probleme sich nur noch vermehrten, denn nun verteilte sich auch der Rauch, der die zweite Fackel abstützte. Schon bald würde auch die zweite Säule verschwunden sein.
    »Chet!« rief Dor. »Bestreiche dein Seil mit Salbe und befestige es an einer Rauchsäule. Vertäue dich selbst daran und zieh die and e ren zu dir rauf.«
    »Du hast die Salbe!« erinnerte ihn der Zentaur.
    »Fang!« rief Dor. Er hielt den kleinen Krug in der Rechten, ließ ein Stoßgebet zum Schutzgeist Xanths emporfahren und schle u derte die Salbe in die Richtung des Zentauren.
    Das winzige Geschoß beschrieb einen Bogen. Hatte er richtig gezielt? Zunächst schien der Krug zu hoch zu fliegen, dann stürzte er viel zu schnell wieder in die Tiefe, und schließlich wurde klar, daß er zu weit danebengeworfen hatte: Der Krug flog weit von Chet entfernt hinab. Jetzt hatte auch Dor seine Chance vertan.
    Da zuckte Chets Seil hervor, und die Schlaufe packte säuberlich den Krug. Der Zentaur, ein Experte auf diesem Gebiet, hatte die Salbe mit seinem Lasso eingefangen. Dor war derart erleichtert, daß er sich um ein Haar hingesetzt hätte – was natürlich der abs o lute Selbstmord gewesen wäre.
    »Aber dieses Seil ist nicht lang genug«, sagte Chet, nachdem er kurz über seine ihm von Dor gestellte Aufgabe nachgedacht hatte.
    »Irene soll es länger wachsen lassen«, rief Dor.
    »Ich kann nur lebende Pflanzen wachsen lassen!« protestierte sie.
    »Diese Schlingpflanzen leben ganz schön lange«, erwiderte Dor. »Sie können oft noch Monate nachdem sie von ihrer Mutterpfla n ze abgetrennt wurden neue Wurzeln fassen. Versuch’s mal.« Doch noch während er sprach fiel ihm ein, daß das Seil mit ihm gespr o chen hatte, als es zu seiner Rettung in den Schacht hinabgelassen wurde. Das bedeutete, daß es tatsächlich bereits tot sein mußte.
    Zweifelnd versuchte Irene es. »Wachse!« rief sie.
    Gespannt warteten sie ab. Da begann das Seil zu wachsen. Eines seiner Enden mußte noch lebendig sein, während Dor mit dem toten Ende gesprochen hatte. Wieder war Dor erheblich erleic h tert. Sie alle standen so nahe am Rand des Abgrunds, so kurz vor der Katastrophe, wie es nur denkbar war.
    Als das Seil erst einmal begonnen hatte, wuchs es prächtig immer weiter. Es wurde nicht nur länger, es verzweigte sich sogar und wurde zu einer

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