Zentauren-Fahrt
körperlich als auch geistig. Er war unfähig, sich jetzt auf zukünftige Probleme zu konzentrieren, so brennend sie auch sein mochten.
Sie bestrichen ihre Körper mit der Salbe, damit sie sich hinlegen und ausruhen konnten. Die Wolkenoberfläche war kühl und nac h giebig, und die Reisenden waren müde; schon bald waren sie ei n geschlafen.
Dor träumte davon, wie er einen freundlichen Wald erkundete; die Sache an sich war zwar völlig belanglos, aber das Gefühl dabei war einfach wunderbar. Er hatte schon fast mit weiteren Nach t mähren gerechnet, doch dann war ihm eingefallen, daß die ihn hier oben am Himmel nicht heimsuchen konnten. Es sei denn, sie g e rieten an eine magische Salbe, die sie auf ihre Hufe schmieren konnten…
Dann erblickte er im Traum in einem tiefen, dunklen Teich das Gesicht des Königs Trent. »Vergiß nicht den Durchgang«, sagte der König zu ihm. »Das ist der einzige Weg, über den du mich erreichen kannst. Wir brauchen deine Hilfe, Dor.«
Dor wachte abrupt auf und sah, daß Irene ihm ins Gesicht star r te. »Einen Augenblick lang hast du ausgesehen wie…«, begann sie verwirrt.
»… wie dein Vater«, beendete er ihren Satz. »Keine Sorge, es ist wohl nur eine Nachricht von ihm. Ich soll den Durchgang benu t zen, um ihn ausfindig zu machen.«
Ihr Ausdruck wurde merklich weicher. »Dor, was ich dir noch sagen wollte… Du warst großartig, beim Rauch, und überhaupt.«
»Ich?« fragte er ungläubig. »Ich bin doch nur mit knapper Mühe aus der Patsche wieder herausgekommen! Du und Chet und Grundy habt doch alle Arbeit…«
»Ja, aber du hast uns angeleitet«, warf sie ein. »Jedesmal, wenn wir in einer Krise steckten und rat- und tatenlos waren oder g e scheitert sind, hast du uns wieder Dampf gemacht. Du warst ein richtiger Anführer, Dor. Du hast immer das parat gehabt, was wir gerade wirklich brauchten. Vielleicht weißt du es ja selbst nicht so richtig, aber du bist wirklich ein Führer. Eines Tages wird aus dir bestimmt mal ein ganz brauchbarer König.«
»Ich will aber gar nicht König werden!« protestierte er.
Sie beugte sich zu ihm hinab und gab ihm einen Kuß auf die Lippen. »Ich wollte es dir einfach nur sagen, das ist alles.«
Mit gemischten Gefühlen blieb Dor liegen, nachdem sie sich en t fernt hatte. Der Kuß war ja schon unglaublich süß gewesen, aber ihre Worte hatten ihn sogar noch übertrumpft. Er versuchte, die jüngsten Geschehnisse im Geiste noch einmal durchzugehen, um festzustellen, an welcher Stelle er sich möglicherweise wie ein Held verhalten haben mochte, doch alles war ein alptraumhaftes Durc h einander, auch wenn dabei kein Alp eine Rolle gespielt hatte. Er hatte einfach nur ganz spontan getan, was getan werden mußte, manchmal sogar erst in allerletzter Minute, und er hatte eben eine Menge Glück gehabt.
Er mochte sich nicht gern auf das Glück verlassen. Man konnte ihm nicht wirklich trauen. Selbst jetzt konnte sie immer noch i r gendein gewaltiges Unglück ereilen. Er hatte fast das Gefühl, als würde er hören, wie es auf ledrigen Schwingen durch die Wolke n bank herangeflattert kam…
Da brach eine mittelschwere Hölle los. Der Kopf eines Drachen durchstieß die Wolke und stieß einen markerschütternden Schrei aus.
Plötzlich waren alle wach und sprangen auf die Beine. »Die Fl ü geldrachen!« rief Chet. »Deren Nest abgesoffen ist! Sie haben uns gefunden!«
Sie konnten der Gefahr nicht mehr ausweichen, denn die Flüge l drachen griffen sofort an. Jetzt war jeder von ihnen auf sich selbst gestellt.
Dor hatte blitzartig sein magisches Schwert gezückt und stach geschickt in die empfindlichsten Stellen des nächsten Flügeldr a chen. Es war ein kleiner Drache mit einem Stachelschwanz und nur zwei Beinen, doch er war äußerst wendig und heimtückisch. Das Schwert stach unfehlbar nach seinem Herzen, prallte jedoch an den Brustschuppen des Ungeheuers ab. Da war der Drache auch schon wieder verschwunden, denn im Gegensatz zu Dor, der an Ort und Stelle bleiben mußte, konnte er davonfliegen.
Es waren einige Flügeldrachen, alles sehr gute Flieger. Krach hielt sich wacker, schließlich war ein Oger Drachen dieser geringen Größe mehr als gewachsen, doch Chet mußte wild hin und her galoppieren, um nicht in Schwierigkeiten zu geraten. Er versuchte, mit seinem wirbelnden Lasso seinen Gegner kampfunfähig zu machen, doch bisher ohne Erfolg.
Irene war am schlimmsten dran. Dor stürmte auf sie zu. »Laß e i ne Pflanze wachsen!« rief er
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