Zentauren-Fahrt
das Floß war mit mehreren Paddeln und einer Stange ausgerüstet. Dor und Irene nahmen die Paddel, Krach übernahm die Stange, und Grundy stellte sich ans Ruder. Es war eine arge Plackerei, aber immerhin kamen sie wieder voran, mit Kurs auf die Insel.
»Wie hat Arnolde nur seinen Vorsprung halten können?« fragte Irene keuchend. »Alleine zu paddeln und zu steuern muß doch enorm anstrengend sein.«
Endlich erreichten sie den Strand. Arnoldes Floß lag auf dem Sand. »Er hat es tatsächlich geschafft«, bemerkte Grundy. »Er muß kräftiger sein, als er aussieht.«
»Diese Insel ist ziemlich klein«, sagte Dor. »Weit kann er nicht sein. Wir werden ihn einkreisen. Krach, du hältst Wache bei den Flößen und brüllst, wenn er hierherkommt. Wir anderen werden versuchen, ihn einzuholen und in die Enge zu treiben.«
Sie verteilten sich und überquerten die Insel. Sie wirkte recht mundanisch: das grüne Gras griff nicht nach ihren Füßen, und die dichtblättrigen Bäume blieben wo sie waren und raschelten ledi g lich harmlos im Wind. Der Sand war zwar fein, bestand aber nicht aus Zucker, und die einzigen Schlingpflanzen, die sie entdeckten, machten keinerlei Anstalten, auf sie zuzukriechen. Wie konnte der Zentaur diesen Ort nur für magisch gehalten haben?
Sie entdeckten Arnolde an seinem Zufluchtsort – einer säuberl i chen Ausgrabungsstelle, in der mundanische Artefakten lagen: der Ort, wo der Gelehrte ganz er selbst sein konnte. Offenbar war er mehr als nur ein reiner Archivar; er betrieb auch Feldstudien.
Arnolde erblickte sie. Er hatte eine magische Laterne bei sich, die die Stelle erleuchtete, während der Mond langsam im Meer ve r sank. »Nein, ich kann wohl kaum wirklich fliehen«, sagte er traurig. »Die Wahrheit bleibt die Wahrheit, was es auch sein mag, und ich habe mich nun einmal der Wahrheit verschrieben. Aber ich kann nicht glauben, was Ihr sagt. Nie im Leben habe ich auch nur das leiseste magische Talent besessen, und auch jetzt habe ich keins. Vielleicht hat etwas von der Magie der Artefakte auf mich abg e färbt, so daß die Illusion entstand…«
»Wieso funktioniert denn hier in Mundania Eure magische L a terne?« fragte Irene.
»Das hier ist nicht Mundania«, erwiderte Arnolde. »Das habe ich Euch doch bereits erzählt. Die magische Zone muß sich ausgewe i tet und vor kurzem diese Insel erfaßt haben.«
»Aber unsere Magie hat doch nachgelassen«, sagte Dor. »Wir mußten zur Insel paddeln.«
»Unmöglich! Mein Floß hat mich ohne Unterbrechung hierhe r befördert, und es ist auch kein Sturm in der Nähe, der die Magie beeinträchtigen könnte. Versucht es nur mit Eurem magischen Talent, König Dor. Ich bin sicher, daß Ihr feststellen werdet, daß es funktioniert wie eh und je.«
»Sprich, Boden!« befahl Dor und wartete gespannt darauf, was nun geschehen würde.
»Also gut, Kumpel«, antwortete der Boden. »Was ist los. Lah m merker?«
Dor wechselte Blicke mit Irene und Grundy. Er war erstaunt – und stellte fest, daß Irenes Haar im Licht der Laterne wieder grü n lich schimmerte. »Sie ist wieder da!« sagte er. »Die Magie ist wieder da! Aber ich verstehe nicht wie…«
Irene schleuderte einen Samen auf den Boden. »Wachse!« befahl sie.
Eine Pflanze keimte und wuchs schnell zu einem lebhaften Brombeerstrauch empor. »Brrrrrommmm!« machte sie.
»Ist das hier wirklich eine magische Insel?« fragte Grundy den nächstgelegenen Baum in dessen Sprache. Der Baum gab r a schelnd Antwort. »Er sagt, es ist eine – jetzt!« meldete der Golem.
Dor holte seinen Sonnenstein hervor. Er leuchtete hell.
»Wie kann die Magie nur so schnell zurückgekehrt sein?« fragte Irene. »Mein Vater meinte immer, daß die Grenze der Magie zie m lich stabil sei. Er war sich nicht einmal sicher, ob sie sich übe r haupt jemals verschiebt.«
»Die Magie ist noch nie von dieser Insel gewichen«, warf Arno l de ein. »Ihr müßt durch eine Art Strudel gekommen sein. Vielleicht eine Nachwirkung des gestrigen Sturms.«
»Möglich«, sagte Dor. »Magie ist schon recht seltsam. Unsere hat jedenfalls versagt – eine Weile lang.«
Der Zentaur hatte einen Geistesblitz. »Vielleicht ist der magische Kompaß ja von einem ähnlichen Strudel erfaßt worden und hat versehentlich auf mich gedeutet!«
Doch Dor plagte der Zweifel. »Möglich wäre das schon. Auf j e den Fall stimmt hier irgend etwas nicht. Sollte dies der Fall sein, muß ich mich dafür entschuldigen, Euch Schmerz verursacht zu haben. Es schien
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