Zentauren-Fahrt
mußte.«
»Dor, unternimm doch irgend etwas!« sagte Irene.
»Was kann er schon unternehmen?« fragte Arnolde niederg e schlagen. »Ich bin auf einen Schlag zum Ausgestoßenen gewo r den.«
Doch Dor, dessen Gehirn unter Druck auf Hochtouren arbeit e te, hatte einen genialen Einfall. »Ihr nehmt die Magie überallhin mit«, sagte er. »Sogar nach Mundania. Das bezieht sich auf alle drei Warnungen, die wir erhalten haben. Es ist auf jeden Fall eine A n gelegenheit, der ich nachgehen mußte, weil die Existenz eines j e den neuen Magiers in Xanth Angelegenheit des Königs ist. Es könnte auch eine Bedrohung für Xanth sein, denn wenn Ihr allein nach Mundania auszieht und Eure Magie mitnehmt, könntet Ihr von bösen Menschen gefangengenommen werden, die sich Eure Magie zu irgendwelchen bösen Zwecken zunutze machen kön n ten. Das Wichtigste aber ist, daß irgendwo in Mundania jemand gefangengehalten wird, der vielleicht dieser Magie bedarf, um fli e hen zu können. Wenn ich Euch nun ins eigentliche Mundania mitnähme…«
»Dann könnten wir meinen Vater retten!« rief Irene und hüpfte händeklatschend auf und ab. Sie tat es auf eine Weise, daß selbst der Zentaur innehielt, um sie anzuschauen, als bedauerte er es, einer anderen Art anzugehören und bereits im fortgeschrittenen Alter zu sein. »Ach, Dor, ich könnte dich küssen!« Und ohne seine Reaktion abzuwarten, ergriff sie ihn und küßte ihn mit freudiger Wildheit auf den Mund. In diesem Augenblick der Übererregung war sie anziehend und betörend wie nie; doch bevor er das noch begriffen hatte, hatte sie sich bereits wieder von ihm gelöst und sprach mit dem Zentauren.
»Arnolde, wenn Ihr sowieso ins Exil geschickt werdet, dann könnt Ihr uns genausogut begleiten. Uns kümmert Eure Magie nicht – nicht auf negative Weise, meine ich, schließlich besitzen wir ja alle magische Talente. Und denkt doch nur an all die Art e fakte, die Ihr in Mundania sammeln könntet. Damit könntet Ihr Euer eigenes Museum aufmachen. Und wenn Ihr dabei behilflich seid, meinen Vater zu retten, den König Trent.«
Es war deutlich, daß der Zentaur schwankte. Die Vorstellung, ins Exil zu müssen, behagte ihm zwar nicht, andererseits konnte er auch nicht mehr in seine Stellung auf der Zentaureninsel zurüc k kehren. »Und die Zentauren um Schloß Roogna sind an Magie gewöhnt«, fuhr Irene fort. »Chester Zentaur spielt eine magische Silberflöte, und sein Onkel war Herman der Einsiedler. Er würde sich über Eure Gesellschaft freuen, und…«
»Ich schätze, ich habe wohl kaum eine andere Wahl«, sagte A r nolde schließlich düster.
»Dann wollt Ihr uns helfen? Ach, danke, danke!« rief Irene, u m armte das Vorderteil des Zentauren und küßte auch ihn. Arnolde war ganz offenkundig erschreckt, aber keineswegs unangenehm berührte; seine weißen Flecken zitterten.
Da mußte Dor an ein weiteres Problem denken. »Wir können nicht einfach nach Mundania reisen. Der Ältestenrat würde das niemals zulassen.«
»Wie soll er es denn verhindern?« fragte Irene und blickte ihn vielsagend an.
»Aber wir müssen die Ältesten wenigstens darüber informieren, daß…«
»Das kann Chet tun. Der muß sowieso nach Hause zurückke h ren.«
Dor wand sich immer noch. »Ich weiß nicht…«
Da fixierte Irene ihn mit einem Blick, der eine einzige Herau s forderung an ihn war, er sollte nur wagen, sie aufzuhalten. Das machte sie außerordentlich hübsch, und Dor begriff, daß ihr Weg feststand. Sie wollte ihren Vater retten, und zwar um jeden Preis.
8
Das Mundanische Geheimnis
Noch in derselben Nacht lenkten sie die beiden Flöße zurück zur Zentaureninsel. Dabei entdeckten sie, daß Arnoldes magieförder n der Einfluß sich am stärksten nach vorne erstreckte, vielleicht fünfzehn Schritte weit und etwa die Hälfte nach hinten. Am schwächsten war seine Magie an den Seiten, wo sie kaum hervo r trat. So war sein magisches Wirkungsfeld eine Art Tunnel oder Durchgang, der stets vor dem Zentauren lag.
Als sie wieder ins magische Hauptfeld Xanths eingedrungen w a ren, war von Arnoldes Talent nichts mehr zu merken. Da spielte es keine Rolle, in welche Richtung er blickte. Andererseits war es auch nicht so recht möglich, die Intensität der Magie in seiner unmittelbaren Nähe genau zu messen.
Grundy schlich sich zu Chet hinein, um ihn zu wecken und ihm die Lage zu erklären, während Arnolde in seinen alten Schmökern herumstöberte, um die schnellste Route nach Mundania ausfindig zu
Weitere Kostenlose Bücher