Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
dir in Berlin nicht. Komm schon, Stephan, vertrau uns.«
Reimers wirkte kurz nachdenklich, aber dann schnaubte er geringschätzig. »Vertrauen? Weißt du überhaupt noch, für welches Land du arbeitest?«
Bisher hatte Dirk geschwiegen, doch jetzt stieß er sich energisch von der Wand ab. »Den gleichen Mist habe ich mir bereits in Norfolk anhören dürfen, nur andersrum. Wenn ich mir die Daten auf Ihrem Notebook ansehe, wissen Sie, worum es geht. Sie haben doch gelesen, was dem SEAL-Team in Afghanistan zugestoßen ist. Wen interessieren noch nationale Interessen, wenn es darum geht, was richtig ist?«
Reimers wich Dirks vorwurfsvollem Blick nicht aus. »So einfach ist das nicht. Ich verstehe, dass Sie befreundet sind und die Angelegenheit nicht objektiv betrachten, aber es steht mehr auf dem Spiel, und ehe Sie nicht mir gegenüber offen sind, werden Sie von mir nichts erfahren.«
Ehrlich ratlos zuckte Mark erneut mit den Schultern. »Ich weiß wirklich nicht, worauf Sie hinauswollen. Dirk hat Ihnen die Antwort bereits gegeben. Wir sind hier, um die Sache zu beenden und zu verhindern, dass das Zeug weiterproduziert und vor allem verkauft wird.«
Es war offensichtlich, dass dies Reimers nicht reichte, aber Mark hatte keine Vorstellung davon, was der Deutsche noch von ihm erwartete. Mittlerweile konnte er ihn jedoch gut genug einschätzen, um zu wissen, dass sie von ihm nichts mehr erfahren würden. Aber vielleicht würde Reimers bei Detailfragen nachgiebiger sein. »Was ist mit Westphal?«
Reimers verzog das Gesicht. »Als ich ihn mir vornehmen wollte, war er bereits untergetaucht. Die Fahndung nach ihm läuft, bisher ergebnislos. Ich weiß nicht, für wen er gearbeitet hat, für mich anscheinend nicht.«
Mark konnte sich vorstellen, was den Verfassungsschützer das offene Eingeständnis gekostet hatte. Sven hakte sofort nach. »Wenn du das selbst so siehst, solltest du langsam aufwachen und dich fragen, was hier eigentlich los ist. Verdammt, Stephan, du tust, als ob wir auf verschiedenen Seiten stünden, und das begreife ich nicht.«
Reimers ging auf Svens Bemerkung nicht ein. Vielleicht würde er später darüber nachdenken, aber nun darauf zu beharren, brachte sie nicht weiter. Mark wechselte erneut das Thema. »War Steilmann einer von den beiden auf Poel?«
Reimers antwortete, ohne zu zögern: »Nein. War er nicht. Ich arbeite normalerweise alleine und kannte die beiden kaum, das ändert aber nichts daran, dass ihr Tod nicht umsonst gewesen sein darf.«
Mehr würden sie kaum bei ihm erreichen. »Wenn Sie nicht mit uns zusammenarbeiten wollen oder können, halten Sie sich von hier und von
VirTech
fern.«
Reimers nickte langsam und sah Sven mit einem undefinierbaren Ausdruck an. »Schade, Sven. Ich hatte mir das anders vorgestellt. Aber es ist deine Entscheidung.« Jake und Dirk ignorierend wandte er sich mit einem bitteren Lächeln an Mark. »Vermutlich können Sie sich vorstellen, was ich von Ihrer Warnung halte, oder muss ich detailliert beschreiben, was Sie damit tun können?« Auffordernd streckte er die Hand aus. »Sie haben noch etwas, das mir gehört. Ich denke, Sie haben genug eigenes Spielzeug.«
Mark lächelte kaum merklich, als Dirk Reimers seine Waffe zurückgab.
32
Jake wartete, bis Reimers verschwunden war, und ließ sich dann auf einen der Stühle fallen. »Deine Entscheidung. Ich hätte auch nicht gewusst, was wir mit ihm machen sollen. Erschießen wäre wahrscheinlich übertrieben gewesen.«
Sven grinste. »Auf mich wirkte er ehrlich.«
Mark schüttelte leicht den Kopf. »Wollen wir hoffen, dass ich mich nicht getäuscht habe und du nicht ohne Grund mit ihm befreundet warst oder bist. Sag mal, weißt du eigentlich, was er die letzten zwei Jahre gemacht hat?«
»Nein, er hat nur erwähnt, dass er lange an einer Sache dran war. Aber wir hatten kaum Kontakt, und ich bezweifele, dass er mit mir offen über seine Aufträge reden würde. Was weißt du?«
»Jake hat sich gestern Abend seine Akte besorgt, weil ich hoffte, wir könnten ihn dann besser einschätzen. Das zwar nicht, aber die war verdammt interessant. Er hat sich eine perfekte Scheinidentität als Drogendealer in Spanien aufgebaut, saß dafür sogar sechs Monate im Gefängnis und hat es hinbekommen, einen Drogenring zu sprengen, ohne seine Tarnung auffliegen zu lassen. Der Mann ist gut und versteht es perfekt, jede Rolle zu spielen, die er will. So viel zum Thema ›wirkte ehrlich‹.«
»Und warum hast du ihn dann laufen
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