Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
nicht, um Reimers zu retten, die gesamte Mission gefährden, zumal er immer noch nicht sicher war, auf welcher Seite Reimers stand. Wenn sie ihre Gegner jetzt warnten, würden sie verschwinden und irgendwo neu anfangen. Sie kämen nie wieder so dicht an sie heran, von den Hintermännern ganz zu schweigen. Mehr als ein paar vage Indizien hatten sie nicht, die Lauras Onkel mit Zerberus in Verbindung brachten. Jeder Staatsanwalt würde sie auslachen, wenn sie damit ankamen, aber vielleicht wären sie einen Schritt weiter, wenn sie den Produktionsort stillgelegt und auseinandergenommen hatten.
Marks Erleichterung verflog schlagartig, als zwischen dem Hauptgebäude und einem flachen, bungalowähnlichen Bau ein blonder Mann auftauchte, den er gut kannte – und Reimers noch besser. Westphal. Der, der ihn fast umgebracht hätte und nun vermutlich das Gleiche mit Reimers vorhatte. Mark blickte durch das Zielfernrohr.
»Sollen wir einschreiten? Habe freies Schussfeld.«
Pats Stimme kam leise und heiser aus dem Kopfhörer.
»Negativ, wiederhole: negativ.«
Pat kannte die Folgen für den Deutschen ebenso gut wie Mark, aber er hatte keine Wahl. Er zwang sich, die verkrampfte Hand vom Gewehr zu lösen. Es wäre kein Problem, Reimers mit drei gezielten Schüssen dort rauszuholen, aber das kam nicht infrage. Noch nie in seiner Zeit bei der Navy hatte Mark es so sehr gehasst, solche Prioritäten setzen zu müssen.
Noch schien Reimers zu glauben, dass er davonkam, zumal einer der schwarz gekleideten Männer ungeduldig auf den Sandweg Richtung Bundesstraße deutete. Aber ehe der Verfassungsschützer den Rückweg antreten konnte, hatte der Blonde die kleine Gruppe erreicht. »Haltet ihn auf. Er darf nicht entkommen.«
Reimers war keine Schrecksekunde anzumerken, er zog sofort seine Waffe. Er war schnell, wirklich schnell, hatte aber gegen die schussbereite Maschinenpistole in der Hand von Westphal keine Chance. Die Waffe traf ihn seitlich an der Schläfe, er brach in die Knie.
Wieder sah Mark durch das Zielfernrohr und erkannte deutlich den Moment, als Reimers begriff, dass seine Lage aussichtslos war, gefolgt von sofortiger Entschlossenheit, die Sache nach seinen Regeln zu beenden. Er warf sich nach vorne, und es gelang ihm, Westphal zu Boden zu reißen. Aber ehe er ihm die Waffe entwinden konnte, war einer der anderen Männer bei ihm und schlug ihn hinterrücks nieder. Reimers brach bewusstlos zusammen.
Wenigstens hatten sie ihn nicht sofort umgebracht, damit blieben ihnen einige Minuten. Vermutlich würde die Zeit nicht reichen, aber versuchen mussten sie es. Er schaltete sein Mikrofon ein. »Sie haben gerade Reimers erwischt. Wenn er noch eine Chance haben soll, müssen wir schneller als geplant sein.«
Andi und Jake bestätigten beide, dass sie einige Minuten rausholen konnten. Dann erklang Svens Stimme, dem die Sorge um Reimers anzuhören war: »Wo haben sie ihn hingebracht?«
»Ins flache Gebäude.«
»Das übernehmen dann Dirk und ich. Wir schaffen es auch eher.«
Kaltes Wasser rann Stephan über den Kopf, drang in Mund und Nase ein und versickerte schließlich in seinem Jackenkragen. Hustend und würgend kam er zu sich, sofort setzte der Schmerz ein. Er wusste nicht, was schlimmer war: das Stechen in den Schultern oder das Pochen im Kopf, das durch jede Bewegung verstärkt wurde.
Deutlicher konnte ihm nicht bewusst werden, dass er in Schwierigkeiten steckte, und zwar in ernsthaften. Zwei Männer blickten auf ihn herab. Er unterdrückte einen Schmerzenslaut, als er sich auf die Beine kämpfte. Das Pochen im Kopf steigerte sich, bis er das Gefühl hatte, sein Schädel würde mit einem Presslufthammer bearbeitet werden, aber wenigstens ließ der Schmerz in den Schultern nach. Seine Hände waren mit Kabelbindern an ein Rohr gefesselt, sodass seine Schultergelenke das gesamte Körpergewicht getragen hatten. Leider war ihm sein Zeitgefühl abhandengekommen, und das Ziffernblatt seiner Uhr konnte er nicht erkennen. Es konnten erst Minuten vergangen sein, aber auch sehr viel mehr Zeit. Probeweise zerrte er an dem Rohr, aber dadurch grub sich das Plastikband nur noch stärker in seine Haut. Alleine kam er hier nicht raus, und schon gar nicht, solange zwei der Mistkerle direkt vor ihm standen.
Westphals sadistische Miene verhieß nichts Gutes, aber das hatte er erwartet.
»Endlich wach? Und? Geht’s wieder?« Er lachte. »Ich helfe dir auf die Sprünge: Du wirst uns noch ein paar Fragen beantworten, und das war’s
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