Zerberus - Unsichtbare Gefahr (German Edition)
erkennen können. »Dann strengt euch das nächste Mal gefälligst mehr an. Selbst ein Marine hätte euch bemerkt. Tom übernimmt den Vordereingang, Fox die Wasserseite. Ich glaube nicht, dass uns der Mistkerl entgeht, aber falls doch, schnappt ihr ihn euch. Wer hat Lauras Schutz übernommen?«
Sven gähnte und winkte ab. »Das macht vorübergehend die deutsche Polizei. Können wir dann langsam loslegen?«
Auf dem Weg zum Hotel vergewisserte Dirk sich, dass außer Jake keiner der SEALs in Hörweite war. »Wie hast du sie bemerkt? Mir ist nichts aufgefallen«, erkundigte er sich leise.
Jakes Mundwinkel zuckten kurz. »Mir auch nicht. Aber mir war klar, dass sie sich diese Gelegenheit nie entgehen lassen würden. Sollen sie ruhig denken, sie hätten sich verraten. Dann haben sie wenigstens was zum Nachdenken und werden nicht zu selbstsicher.«
Bernd Carlsson war seit vier Jahren Direktor des Hotels und hatte sich in seinem eigenen Büro bisher noch nie unwohl gefühlt. Wenn er den Gesichtsausdruck seines Empfangschefs richtig interpretierte, wünschte sich Christian, ein überzeugter Star-Trek-Fan, in diesem Moment, dass Scottie ihn wegbeamte, in eine ferne, unerforschte Galaxie. Egal wohin – Hauptsache, raus. Er konnte ihn verstehen.
Die vier Männer vor ihm strahlten trotz ihrer entspannten Haltung eine Kälte aus, die ihm Angst einjagte. Das Foto des Hotelgastes, hinter dem sie her waren, wirkte im Vergleich zu ihnen harmlos. Der gesuchte Verbrecher hatte ein glattes, jungenhaftes Gesicht und spärliche hellblonde Haare. Carlsson wünschte sich verzweifelt, er hätte seine Bedenken gegen den Polizeieinsatz anders, vielleicht vorsichtiger formuliert, denn der blonde LKA-Beamte vor ihm sah aus, als würde er jeden Moment die Geduld verlieren.
Mit Wehmut erinnerte er sich an die ruhige Zeit als Hoteldirektor auf der dänischen Insel Bornholm, da wäre eine solche Situation undenkbar gewesen. Dort war der Dreck durch die Möwen das größte Problem gewesen. Er stemmte sich hoch und bereute es sofort, die sitzende Position hinter seinem Schreibtisch aufgegeben zu haben. Die Männer waren deutlich größer als er.
»Der Mann hat nach unseren Informationen in den letzten vier Jahren über zwanzig Auftragsmorde in ganz Europa durchgeführt. Glauben Sie immer noch, es reicht, wenn einer von uns freundlich an die Zimmertür klopft? Die Schlüssel. Jetzt. Sonst lasse ich das Hotel evakuieren und benachrichtige das Mobile Einsatzkommando. Entscheiden Sie sich, wir sind nicht zwingend auf Ihre Kooperation angewiesen.«
Es war natürlich keine Option, die Gäste aus ihrem Schlaf zu reißen, und das wusste der Polizist genau. Aber nun hatte er die Möglichkeit nachzugeben, ohne das Gesicht zu verlieren. Er nickte. »Also gut, gehen Sie so vor, wie Sie es für richtig halten.«
»Das haben wir vor«, erwiderte Sven Klein, der Blonde, nun wesentlich freundlicher.
Carlsson holte aus seiner Schreibtischschublade zwei Karten und einen Schlüssel. »Mit dem Schlüssel können Sie den Fahrstuhl so steuern, dass er ohne Zwischenhalt fährt, die Karten sind als Generalschlüssel programmiert und öffnen jede Tür im Haus.« Mit wenigen Tastendrucken holte er den Grundriss des fraglichen Zimmers auf den Monitor und drehte den Bildschirm so, dass die Polizisten bequem die Möblierung und die Raumaufteilung des Zimmers betrachten konnten. Als sie zufrieden nickten, zögerte er, gab dann aber seiner Neugier nach. »Ich hatte Sie so verstanden, dass Sie durch das Fenster reinwollen. Brauchen Sie dafür nicht eine entsprechende Ausrüstung? Im –« Verlegen brach er ab. Dass er sein Wissen aus einem Actionfilm bezog, in dem sich schwarz gekleidete Gestalten aus einem Hubschrauber abgeseilt hatten und durch ein Glasdach gesprungen waren, musste niemand wissen. Den Film mit Bruce Willis hatte er begeistert verfolgt – entspannt auf der Couch sitzend, mit seiner Frau und einer Schüssel Chips neben sich.
Der Rothaarige lachte leise. Gehörte der eigentlich auch zum LKA? So ganz schlau geworden war Carlsson aus der kurzen Vorstellung nicht. Dirk Richter, wenn er sich an den Namen richtig erinnerte, lächelte ihn nun amüsiert an. »Sie meinen, wir sehen mit Jeans und Lederjacken nicht so aus, wie Sie es aus dem Kino kennen? Wir wollten nicht mit unserer Ausrüstung durchs Foyer rennen. Aber wenn wir loslegen, dann in voller Montur.«
Trotz des freundlichen Tons merkte Carlsson zu seinem Entsetzen, wie er langsam rot anlief.
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