Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
„... Ruhe ...“, hinzu. Alle Augen richteten sich auf Malhim.
Sie erwart eten von ihm eine Entscheidung. Wieder spürte er die Last des Anführers auf seinen Schultern ruhen. Er spürte die Ketten an Armen und Beinen, wollte sich losreißen, wollte sie abschütteln. Aber er wusste, für diesen Augenblick war er geboren und erzogen worden. Im dunkelsten Moment souverän bleiben und anderen Hoffnung geben, wo er selbst keine sah. Er streckte den Rücken durch und sagte bestimmt die Worte, an die er selbst am wenigsten glaubte.
„Wir sind etwa zwei Kilometer von der Stelle, an der wir angegriffen wurden.“ Während es panisch in seinem Kopf widerhallte: „ Ich habe keine Ahnung, wo wir sind. Harils Magie könnte uns überall und ins Nirgendwo gebracht haben.
„Wir sind in diesem Teil des Waldes vor weiteren Angriffen sicher und werden uns weiter nordwestlich halten. Dann müssten wir zu Fuß in circa vier Tagen auf die Stadt Karif stoßen“, sagte er und meinte doch: „ Ich weiß nicht wo wir sind und wo wir hingehen. Der Wald ist unberechenbar und zu Fuß nur schwer zu durchdringen. Bevor wir auch nur einen Fuß außerhalb dieses Waldes setzen, wird die Hälfte wilden Tieren, angelockt von dem Blut unserer Wunden, zum Opfer fallen.“
„Dort werden wir alles nötige für die weitere Reise besorgen. Der Weg wird nicht leicht sein, aber gemeinsam schaffen wir es. “ - Wir haben einen Verräter unter uns, der uns verkauft hat, traut niemandem, und schon gar nicht euch selbst. Wir sind verloren und dieser Wald wird unser Grab.
„Wir brechen morgen auf. Geht jetzt schlafen wir werden all unsere Kräfte brauchen.“ ... Um etwas länger am Leben zu bleiben.
Niemand stellte seine Worte in Frage, alle nahmen sie einfach hin. Der Wachdienst wurde verteilt und alle legten sich schlafen. Aira schlief bei Serena und Mikhael. Der Prinz bettete sich abseits und schloss die Augen. Doch er konnte sie nicht vor der Schuld verschließen, die schwer auf seinen Schultern ruhte. Dieses Amulett hatte schon zu viele Leben gekostet und sog weiter das Blut seiner Opfer in sich auf.
E IN OFFENES GEGEN EIN GESCHLOSSENES H ERZ
Am nächsten Morgen brachen sie auf. Da Serena nicht zu sich kam, wurde sie, gehüllt in Mikhaels Mantel, abwechselnd getragen. So auch am folge Tage und dem darauf. Erst am dritten Tag öffnete Serena zum ersten Mal die Augen.
Als sich ihre Lieder langsam hoben, blickte sie in einen lebendigen Lichtteppich aus goldroten Funken. Durch das prachtvolle Herbstlaub der Bäume brachen die ersten Sonnenstrahlen des Tages. Der Wind wiegte die Äste und Blätter sanft hin und her und schlug sachte Wellen in das rotgoldene Meer. Vögel zwitschern und Serena war umgeben von Wärme. Auf der einen Seite lag Aira zusammengerollt, mit dem Rücken dicht an Serena gekuschelt. Auf der anderen Mikhael, der im Schlaf beschützend einen Arm um sie gelegt hatte.
Sie atmete ... Sie lebte. Serena saugte ihre Lungen mit Sauerstoff voll. Die Luft schmeckte nach Frühling zu einer Zeit in der eigentlich der Winter regieren sollte. Eine Unruhe erfüllte Serenas Magengegend und breitete sich von dort langsam aus, bis in ihre Finger- und Fußspitzen, die leicht kribbelten. Serena schloss wieder die Augen und badet ihr Gesicht in den wärmenden Sonnenstrahlen. Ihr Mund wölbte sich ohne ihr Zutun nach oben und sie streckte sich der Sonne entgegen. Sie wollte eins werden mit der herrlichen Wärme und dem Duft, der sachte vom Frühling erzählte. Knospende Blüten, neu geschlüpfte Küken und sich reckenden Bären.
„Guten Morgen“, tönte es verschlafen neben ihr. Mikhael stütze sich auf seinen Ellbogen, strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht und fragte: „Wie geht es dir? Wie fühlst du dich?“ Serena blinzelte ein wenig, drehte sich zu ihm und schaute dem Lichtspiel des Windes in seinen Haaren und auf seinem Gesicht zu. Was vorher hell war, wurde dunkel. Was vorher Schatten war, wurde von dem Licht geküsst und was vorher hell erleuchtet war, hüllte sich in Schatten. Ein wunderschöner Wechsel im Rhythmus des Windes. Ohne darüber nachzudenken streckte Serena ihre Hand aus und berührte sanft Mikhaels Gesicht und Haare. Wieder entwickelte ihr Mund ein Eigenleben, bog sich nach oben, ihre Augen schlossen sich ein wenig und aus ihrer Kehle sprudelten die Worte heraus: „Mir geht es gut. Ich lebe!“
Mikhaels Herz schlug schneller. Er wollte sich für immer in diesem Lächeln verlieren, in dieser Wärme. Das eiskalte
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