Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
unauslöschlich in ihr Herz gebrannt hatte. Sie hatten schon seit Jahren kaum ein Wort miteinander gewechselt. Laura hatte an ihre Freundschaft geglaubt. Sie hatte geglaubt, dass Serena es verstehen und sehen würde, dass sie Vertrauen in ihre Gefühle und ihre gemeinsamen Erinnerungen haben würde.
Anfangs voll Unglauben und Unverständnis, dass Serena wirklich glaubte, Laura könne sich von ihr abwenden, hatte sie jedoch mit den Jahren verstanden, dass Serena nichts dafür konnte. Laura hatte schon immer gewusst, dass Serena anders war. Dass sie die Welt mit anderen Augen sah und es ihr schwerer fiel als anderen Gefühle zu begreifen und zu empfinden. Was jedoch in Lauras Augen die wenigen Augenblicke um so wertvoller machte. Schuld
…
Nachdem sie Serenas Vater geholt hatten, wuchs das Misstrauen der Bewohner von Krem gegenüber Serena und ihrer Mutter. Am schlimmsten jedoch nahmen es den Aufsichtsmeister Merez Oberson und seine Frau Linda Oberson mit. Aufgewachsen in einem behüteten Zuhause, umgeben von Familie und Freunden, waren sie zum ersten Mal mit Verrat konfrontiert worden. Sie waren nicht fähig zu begreifen, wie sie sich so in einem Menschen geirrt haben konnten.
Am schlimmsten für die Frau des Aufsichtsmeisters war, dass ihre junge Tochter, ihr Baby, eine ungesunde Faszination für das Kind des Verräters hegte . Sie ließ sich durch nichts davon abhalten, nach der Nähe des kleinen Mädchens zu verlangen, wie nach der Luft zum Atmen. Die Obersons hatten alles versucht, hatten Laura abgelenkt mit den tollsten Dingen, hatten sie verwöhnt, auf das es ihr an nichts fehle.
Doch schon nach kurzer Zeit, wollte Laura zu diesem Kind und weinte Tag und Nacht, bis sie es nicht länger ertragen konnten und nach der Kleinen schicken ließen. Irgendwann hätte sie der Gedanke, ihre Tochter spiele mit dem Kind des Verräters, nicht mehr gestört. Linda liebte den Gesichtsausdruck ihres Mädchens, wenn sie mit dem Balg zusammen war. Aber irgendetwas an dem Mädchen war seltsam. Ihre Augen waren kalt, wie die ihrer Mutter. Kein Gefühl der Wärme kam in ihnen auf. Das Lächeln schien falsch und verlogen. Wie konnte das Lächeln eines Kinde s falsch wirken? Es gab nichts Ehrlicheres und nichts Schöneres als das Lächeln eines Kindes. Aber dieses Kind machte ihr mit seinem ernsten Gesichtsausdruck und dieser Eiseskälte Angst.
Nach dem fehlgeschlagenen Versuch, das Mädchen aus Lauras Leben zu streichen, probierten sie es mit Entwöhnung und vergrößerten die zeitlichen Abstände zwischen den Besuchen. Aber je länger Laura ihre Spielkameradin nicht sah, desto quengeliger und launischer wurde ihr Engel und desto intensiver schien sie die Zeit mit dem Mädchen in sich aufzusaugen und ihre Bindung zu ihr sich zu verfestigen.
Sie hatten es mit Verboten versucht. Doch Laura hatte Tag und Nacht geweint und aufgehört zu essen. Was hätten sie tun sollen? Während Lauras Zuneigung zu Serena wuchs, wuchs die Abneigung der Eltern, bis sie sich mit den Jahren in Hass verwandelte. Laura hatte erst viel später begriffen, dass ihre Zuneigung Serena das Leben in Krem schwer gemacht hatte.
Diese Erkenntnis war schwer gewesen und noch schwerer war es loszulassen, Serena nicht mehr zu sehen und nicht mit ihr zu sprechen, wenn sie sich begegneten. Doch Laura glaubte in ihre r naiven Kindlichkeit, dass ihre Bande stark genug waren. Sie vertraute darauf, dass Serena verstehen würde, dass Laura all das tat, um Serenas Leben im Dorf leichter und erträglich zu machen.
Keiner würde sie mehr anspucken, wie zufällig anrempeln und ihrer Mutter nur verfaultes Obst und Gemüse oder vertrocknetes Brot verkaufen. Ja vielleicht würden die Menschen beginnen Serena gegenüber höflich und nett zu sein, wenn ihre Eltern, der Aufsichtsmeister und seine Frau, aufhören würden Serena zu verabscheuen. Dann würden sich die Menschen im Dorf beruhigen und Serena hätte ein angenehmes Leben und eine Zukunft im Dorf.
Vielleicht würde sich einer der Jungen trauen und Serena zu seiner Frau nehmen. Wenn alle vergessen hätten, warum sie Serena und ihre Mutter einst verabscheut hatten, würden sie zusammen ihre Kinder großziehen. Serena würde einen kräftigen Jungen zur Welt bringen. Lauras Tochter würde sich sofort in ihn verlieben und die beiden würden heiraten und selbst Kinder bekommen.
Laura würde mit Serena im Alter auf der Veranda in Schaukelstühlen sitzen und ihre Enkel beim Spielen beobachten. Mit diesem Bild im Herzen
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