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Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)

Titel: Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabina Schneider
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in Serenas Geist wieder: „Nur weil dein Vater ...“ Serena wollte nicht, dass Laura ihr Lächeln verloren. Serena hatte gelernt, dass Menschen traurig und verbittert wurden, wenn sie von anderen Menschen angelogen oder verlassen wurden. Sie durchsuchte Lauras Gepäck und fand Laurenz Zettel und einen Kohlestift.
    Serena behielt die schlafende Laura von einem Baum aus im Auge. Mit gerunzelter Stirn dachte sie über diesen Abend nach. Er war stärker gewesen als sie und schneller. Damit hatte sie nicht gerechnet und als er sie so angefasst hatte ... Er hatte sie überrascht. Noch nie hatte sie jemand so angefasst. Außer den Umarmungen ihres Vaters, Lauras und im Kampf mit Zorghk kannte Serena keinen Körperkontakt.
    Einmal hatten ihr die Dorfjungen aufgelauert und sie bedrängt, aber sie waren dank Zorghks Training nicht weit gekommen. Serena hatte sie mit ein paar Schlägen verscheucht. Sie hatte sich gewundert, warum einer der Jungs sie auf dem Markt angesprochen und auf ein Treffen eingeladen hatte. Gegangen war sie, weil sie nichts zu tun hatte und es war ein gutes Training gewesen. Zum ersten Mal war sie mehr als nur einem Gegner gegenübergestanden. Was die Jungs genau von ihr wollte, hatte sie damals nicht verstanden und wusste es bis heute nicht. Sie wusste was nötig war, um Kinder zu zeugen. Aber wieso diese Jungs mit ihr Kinder haben wollte, das verstand sie nicht. Sexualität war Serena fremd. Nach diesem Vorfall machten alle Jungen im Dorf einen Bogen um sie.
    Niemand hatte sie je so berührt wie dieser Laurenz. Ihre Hand fuhr zu ihren Lippen. Warum hatte sie aufgehört sich zu wehren? Weil er stärker war? Hatte sie aufgegeben, weil sie keine Chance auf Sieg gesehen hatte? Während Serena noch darüber nachdachte, sah sie wie Laura sich bewegte.
    Laura erwachte mit Kopfschmerzen. Was war geschehen? Langsam öffnete sie die Augen. Wo war sie? Ihr Blick fiel auf etwas, dass weiß und hell im Mondschein schien. Sie nahm den Gegenstand, der sich als Stück Papier herausstellte und las die darauf geschriebenen Zeilen:
     
    „Verzeih mir. Es wäre zu gefährlich gewesen dich mitzunehmen. Ich werde dich holen, wenn ich ein Zuhause aufgebaut habe und dich ernähren kann. Entschuldige.
                                                                                                                                                                                                                                                 
    Laurenz
     
    Tränen liefen über Lauras Wangen und sie fing herzzerreißend zu schluchzen an. Bei dem Bild zog sich Serenas Herz zusammen und sie schaute schnell weg.
    Eine Träne tropfte von Lauras Wange auf das Blattpapier und verschmierte die Kohlenschrift. Laura presste das Blatt an ihre Brust und flüsterte leise: „Glaubst du wirklich, ich würde deine Schrift nicht erkennen, Serena?“ Dann hob sie den Kopf und schaute auf den Baum, auf dem vor Kurzem noch jemand gesessen und über sie gewacht hatte. Jetzt war dort niemand, nur ein alter Baum, der sein Haupt gen Himmel streckte.
     

D ER B EGINN EINER R EISE
     
    Der Vorfall erregte kein Aufsehen im Dorf, weil niemand davon erfuhr. Laura war wieder in ihrem Bett, bevor auch nur irgendjemand bemerkte, dass sie jemals weg gewesen war. Das Fehlen des Geldes fiel erst nach Wochen auf und Merez Oberson verhielt sich sehr diskret nach der Entdeckung. Er war ein kluger Mann und hatte viel in seiner jahrelangen Position als Aufsichtsmeister gelernt. Die Folgen einer Bekanntmachung konnte er sich sehr bildlich ausmalen: Panik unter den Bürgern, wilde Beschuldigungen und Anklagen. Es gab keine Diebe in Krem und solang er das Amt des Aufsichtsmeisters innehatte, würde das so bleiben.
    Merez Oberson machte die Sache nicht publik und legte einen Mantel des Schweigens über das Geschehnis. Er weihte lediglich zwei Ordnungshüter ein. Männer, denen er sein Leben anvertrauen würde, und wies sie an, unauffällig ein wenig nachzuforschen. Die wenigen Ergebnisse waren für ihn mehr als erfreulich. Nach der sang- und klanglosen Abreise von Laurenz Anderlieb waren die entsprechenden Folgerungen schnell gezogen. Das Gefühl der Erniedrigung und Wut darüber ausgeraubt worden zu sein, wurde vollkommen von der Erleichterung

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