Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
von sich aus den Kampf nicht unterbrechen würde. Ihr Körper mochte noch so schwach sein, sie würde weitermachen, bis sie vor Erschöpfung das Bewusstsein verlieren würde. Anfangs hatte er ihre Grenzen nicht erkannt. Und so kam es mehr als einmal vor, dass die kleine Serena in einem Moment noch agil und schnell seinem Schlag auswich und im nächsten bewusstlos zu Boden sackte.
Er hatte gebraucht, um zu verstehen, dass es nicht Sturheit war, die sie soweit trieb, sondern einfach ihr Unvermögen zu spüren, wann die Grenze erreicht und wann überschritten war. In dieser Hinsicht erinnerte sie ihn sehr an ihre Mutter, wenn er auch beim Blitzen der Kampfeslust in ihren Augen an das Waffenkreuzen mit ihrem Vater denken musste.
Zorghk hatte sich zwei Lösungswege für Serenas Problem überlegt. Eine mögliche Variante war, Serena ihre Grenzen begreiflich zu machen, indem er sie diese kurz überschreiten ließ und dann aufhörte. Die andere Variante war es, sie so stark zu machen, dass sie nie an ihre Grenzen stoßen würde. Das erste hatte mehrere Ohnmachtsanfälle eines Kindes zur Folge, die selbst in den Augen des mitleidlosen Airen unmenschlich schienen. Also arbeiteten sie an ihrer Kondition. Dieses Mal waren sie schon ein wenig über der Grenze gewesen, als er den Kampf beendete. Serena hatte etwas Mühe auf den Beinen zu stehen, erholte sich jedoch schnell und Zorghk schickte sie für heute nach Hause.
Draußen stand der Mond hell leuchtend am Himmel. Serena war gerade über die Stadtmauer geklettert, als sie ein Zischen hörte. Es klang als würde eine Peitsche die Luft zerteilen, um sich dann tief in Fleisch zu graben. Immer und immer wieder. Schreie hörte sie jedoch keine. Serena lief in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Im seichten Licht des Mondes sah sie eine männliche Gestalt mit einer Peitsche in der Hand, die auf eine am Boden kauernden kleinen Körper einschlug. Immer und immer wieder.
Der Schatten schrie betrunken: „Wääägn dir hat misch sss Glüüük verlasssse!! Isch hab kein Schpiel mehr gewonnnnnn seiid ich disch am Hals haab!!!“ Mit einem Dadschhhh knallte die Peitsche auf die Kindergestalt hinunter, nachdem sie durch die Luft gesurrt war. Ganel holte erneut zum Schlag aus.
Hätte die Peitsche ihr Ziel erreicht, wäre es wohl der finale Schlag gewesen. Das am Boden liegende Mädchen bewegte sich nicht mehr. Das Hemd auf dem Rücken war zerrissen und von dem Blut dunkelrot gefärbt, das aus den klaffenden Wunden lief. Bevor die Peitsche jedoch wieder heruntersausen konnte, wurde Ganel von etwas angefallen und umgeworfen. Der betrunkene Spieler verlor das Gleichgewicht und fiel auf den harten Boden. Das Reaktionsvermögen von dem schlecht schmeckenden Alkohol betäubt, wohl die schlimmst Plörre, die er je getrunken hatte, schaffte er es nicht, bis zum Aufprall seine Arme schützend um seinen Kopf zu legen. Er traf hart mit dem Kopf voraus auf den Boden. Aus der klaffenden Kopfwunde floss das Blut und bildete um seinen leblosen Körper eine Lache. Regungslos und mit weit aufgerissenen Augen lag er da.
Das Glück, ihm seit seiner Geburt bis zu dem Tag, an dem er um das Leben eines Menschen spielte, treu gewesen, ran mit dem Blut aus ihm heraus. Er spürte nicht mehr wie das Leben und mit ihm das restliche Quäntchen Glück, das noch geblieben war, aus seinem Körper herausfloss.
Jegliches Licht in dem von Alkohol verschleierten Blick erlosch und Serena starrte in leeren Augen, die sie anklagend fixierten und sich unvergesslich in ihren Geist fraßen. Ihr Magen drehte sich um und sie wand sich schnell ab. Ihr Blick fiel auf den anderen kleineren Körper, der reglos dalag.
Behutsam hob Serena den kleinen, aber stämmigen Körper hoch und sah, dass es sich um ein Mädchen handelte. Sie überlegte nicht, denn es gab keine Alternat ive, sie konnte die im Sterben Liegende nur zu Zorghk bringen. Es gab niemanden sonst, zu dem Serena gehen konnte. Mit keinem Gedanken dachte sie an ihre Mutter, die Heilerin.
Behutsam jedoch so schnell wie möglich brachte sie das Mädchen zu Zorghk. Einzig das Klettern über die Mauer, stellte eine Herausforderung da. Serena legte die Arme der Kleinen um ihren Hals, während sie ihren Körper auf ihrem Rücken trug. Mit der linken Hand hielt sie die Kleine an beiden Armen fest und benutzte zum Klettern nur die rechte Hand.
Es sah nicht sehr elegant aus und verlangsamte den Prozess um einiges, aber sie schaffte es und lief so schnell sie konnte, das
Weitere Kostenlose Bücher