Zerelf (Von den Göttern verlassen) (German Edition)
dabei, wie er sie anstarrte. Das Senjyougewand stand ihr einfach zu gut zu Gesicht. Auch Molly und Aira waren von ihr angetan. Sie strahlte wie eine Sirene, die leise vor sich hin sang und durch ihre kühlen Reize jedes Schiff in ihrer Umgebung zum Kentern brachte.
Nach dem Abendessen des zweiten Tages wurden sie wieder in das Schreibzimmer des Königs bestellt. Er überreichte zuerst seinem Sohn eine versiegelte Rolle und dann eine weitere Aira, mit den Worten, sie sei für Kardaagh bestimmt, den gegenwärtigen Führer der Airen.
„Entschuldigen Sie, dass ich nicht die Zeit gefunden habe mit Ihnen zu dinieren. Ich hoffe mein Sohn hat Sie an meiner statt willkommen geheißen und Sie haben seine Anwesenheit ein wenig genossen. Ich habe die nötigen Vorbereitungen für Ihre anstehende Reise getroffen.
Vier meine fähigsten Soldaten, mein Hofmagier Haril und Prinz Malhim werden Euch begleiten und sicherstellen, dass Ihr Euer Ziel wohlauf erreichen. Ich lasse meinen Sohn nur schweren Herzens gehen, aber er bat mich ihm zu erlauben Euch zu begleiten. Ich musste einsehen, dass seine Anwesenheit bei der Ankunft in der Airenhauptstadt Magrem den Ernst meiner Bitte unterstreichen würde.
Die nötigen Sachen für Eure Reise wurden gepackt, Ihr werdet morgen vor Tagesanbruch aufbrechen. Mögen die Götter Euch gewogen sein und über Euch wachen. Ich wünsche Euch eine geruhsame Nacht.“ Er tauschte noch ein paar Höflichkeiten aus und entließ sie.
Unruhig und unsicher was die Zukunft bringen würde, versammelte sich die Gruppe in Airas Zimmer und alle verbrachten ihre letzte Nacht in sicheren Gemäuern gemeinsam. Das Bett war groß genug für alle drei Frauen und Mikhael machte es sich auf dem Sofa bequem. Er hatte schon an schlechteren Plätzen sein Haupt gebettet und konnte ohne Probleme einschlafen, Er schwamm an der Oberfläche des Landes der Träume. Er hatte es sich zur Gewohnheit gemacht nicht allzu tief darin abzutauchen. Man wusste nicht, ob man sonst je wieder erwachte.
So war es für ihn kein weiter Weg zur Oberfläche der Realität, als seine Ohren ein leises Stöhnen wahrnahmen. Es dauerte einen Augenblick, bis sich seine Augen a n die Dunkelheit gewöhnt hatten. Doch bald schon konnte er die dunklen Umrisse der Möbel, die sich von den restlichen Schatten abhoben erkennen und schritt leichten und sicheren Schrittes auf den Quell des Geräusches zu. Wie sie zuvor seine Blicke eingefangen hatte, verfiel er jetzt dem leisen traurigen Singen ihrer Stimme und Mikhael hörte die Ketten rasseln, als sie sich enger um sein Herz legten.
Serena schien wieder schlecht zu träumen. Ihre Stirn was schweißgebadet, ihre Finger zu Krallen gekrümmt. Damit sie in ihrem unruhigen Schlaf die andern nicht weckte, hob Mikhael sie sanft hoch, trug sie zum Sofa und legte sie dort nieder. Er holte eines der vielen Kissen vom Bett, legte es ihr unter den Kopf und deckte sie zu. Dann strich er ihr die Haare aus dem schmerzverzerrten Gesicht und nahm ihre verkrampfte Hand in seine Hände. Nach einer Weile entspannten sich Serena ein wenig. Er schaute auf die kleine zierliche Hand in seinen großen Händen. Mikhael musste daran denken, wie diese Hand, so klein sie jetzt auch schienen, für ihn gekämpft und für ihn getötet hatten.
Noch nie hatte sich jemand für ihn in Gefahr gebracht. Noch nie war jemand für ihn eingestanden. Seine Kämpfe hatte er immer alleine ausgetragen. Mikhael kannte es nicht anders und er hatte zu jenem Zeitpunkt in jenem Augenblick, als er die Gasse betreten hatte, mit seinem Leben abgeschlossen. Er hatte dem Tod in die Augen gesehen und ihn akzeptiert. Mikhael war dem Tod schon zu oft entkommen, schließlich und endlich musste er ihn einholen. Dunkel, schmerzhaft und blutig hatte Mikhael sich von der Welt losgesagt und dann kam dieser Engel, der über alle seine Sünden hinweggesehen und sein flammendes Schwert für ihn erhoben hatte.
Mikhael wollte Serena in den Arm nehmen, sie wiegen, bis aller Schmerz aus dem schönen, wenn doch meist ausdruckslosen Gesicht gewichen war. Doch er begnügte sich damit ihre Hand zu halten und ihr dabei zuzusehen, wie sich ihr Atmen verlangsamte und ihre Züge sich entspannten.
Er wäre nicht mehr, wenn sie nicht gekommen wäre. Sie hatte ihn gerettet und er schwor bei allen Göttern, an die er nicht glaubte, dass er sie beschützen würde. Sein Leben gehörte ihr. Auch wenn sie es nicht wollte, er würde ihr nicht von der Seite weichen. Er führte ihre Hand zu
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