Zero Day
erzählt worden.«
»Und was ist da heute los?«
Im nächsten Moment hörte Puller ein Motorrad aufröhren. Doch war es kein gewöhnliches Bike.
»Heute ist da ein Harley-Club«, sagte Cole. »Dickie Strauss ist Mitglied. Sie nennen den Verein Xanadu-Club. So manches Mitglied weiß vielleicht gar nicht, was das bedeutet. Aber die Gruppe hilft den meisten Jungs dabei, auf dem rechten Weg zu bleiben.«
»Gehörte auch Treadwell dazu? Er hatte eine Harley. Ist die Armtätowierung ein Kennzeichen des Vereins?«
»Über die Tattoos kann ich nichts sagen. Aber nicht jedes Clubmitglied hat eine Tätowierung.«
»Es wäre aber schön gewesen, hätte ich gewusst, dass Dickie und Treadwell in ein und derselben Gruppe aktiv sind.«
»Wir haben doch eben erst den Verdacht geschöpft, dass vielleicht Dickie aus dem Haus der Halversons geflüchtet ist. Zuvor hatte ich doch gar keinen Grund zu der Annahme, er könne irgendwie in die Vorfälle dort verstrickt sein.«
»Vielleicht hat die Motorradgang etwas mit Treadwells Tod zu tun.«
»Es ist ein Verein, Puller, keine Gang. Die Mitglieder sind meist ältere Herren. Sie haben Familie und müssen Rechnungen bezahlen.« Cole brachte den Wagen vor der Feuerwache zum Stehen, und sie stiegen aus.
Durch die offenen Tore konnte Puller in einer Fahrzeughalle einen uralten Löschwagen auf verrosteten Rädern sehen, dahinter die unvermeidliche Rutschstange. Holzspinde säumten reihenweise beide Seitenwände, alte Feuerschutzausrüstung lag zu Haufen gestapelt auf dem Boden. In der zweiten Fahrzeughalle stand ein halbes Dutzend altehrwürdiger Harleys. Puller zählte fünf Männer, von denen zwei auf den Maschinen saßen und den Motor Probe laufen ließen, während die anderen Männer an ihren Harleys bastelten. »Wieso sind diese Leute nicht in der Arbeit?«
»Wahrscheinlich, weil sie keine finden.«
»Und deshalb hängen sie hier herum und spielen mit ihren teuren Motorrädern?«
»Der Großteil der Maschinen ist zwanzig Jahre alt, Puller. Damit spielt niemand. Ich kenne die meisten dieser Männer. Sie sind fleißige Burschen. Aber was soll man machen, wenn es keine Jobs gibt? Die Arbeitslosenquote im County beträgt fast zwanzig Prozent, und das da sind Leute, die noch Arbeit suchen. Viele haben es längst aufgegeben.«
»Haben sie ihre Motorräder immer in diesem Gebäude untergestellt?«
»Des Öfteren, ja. Warum?«
»Sie haben gesagt, dass in diesem Umfeld viel geklaut wird.«
»Sicher, aber die Sachen des Motorrad-Clubs rührt niemand an.«
»Weshalb nicht?«
»Die Vereinsmitglieder helfen den Leuten hier.«
»Und wie?«
»Sie sammeln Nahrungsmittel und Decken, und wenn es im Verein was zu tun gibt, bezahlen sie manche Männer fürs Helfen. Der größte Teil der Vereinsmitglieder hat eine abgeschlossene Ausbildung: Monteur, Klempner, Elektriker, Zimmermann. Wie gesagt, fleißige Burschen. Sie gehen in die Häuser und machen kostenlose Reparaturarbeiten für die Familien.«
»Also eine ganze Horde barmherziger Samariter.«
»Auch so etwas gibt es in Drake.«
Sie überquerten die rissige Betonzufahrt, die man vor der Feuerwache angelegt hatte. Mehrere Männer blickten auf. Puller sah Dickie Strauss aus einer hinteren Räumlichkeit kommen. Er blieb stehen und starrte ihnen entgegen, wobei er sich an einem Putzlappen die verschmierten Hände sauber wischte.
»Hallo, Dickie«, sagte Cole. »Wir möchten Sie noch einmal sprechen.«
Dickie wirbelte herum und rannte in den rückwärtigen Teil des Gebäudes.
»He, halt«, rief Cole. »Wir wollen nur mit Ihnen reden!«
Puller war bereits ins Innere vorgedrungen. Zwei der Männer, die sich mit ihren Harleys beschäftigten, versperrten ihm den Weg. Beide waren massig gebaut, trugen Batik-Bandanas und überaus selbstbewusste Mienen, waren allerdings älter als Puller. Ihre Fäuste wirkten so groß wie Toilettendeckel, und die kräftigen Muskeln ihrer Unterarme bewiesen, dass sie für ihr täglich Brot niemals schwere körperliche Arbeit gescheut hatten.
Puller hielt seinen Dienstausweis hoch. »Gehen Sie sofort beiseite.«
»Sie befinden sich auf Privatgelände«, erwiderte der eine Mann. »Zeigen Sie mir Ihren Durchsuchungsbefehl.«
»Lassen Sie ihn durch!«, forderte Cole die beiden Männer auf.
Puller behielt den fliehenden Dickie und den dicht vor ihm stehenden Biker gleichzeitig im Auge. »Ich muss ihn sprechen«, sagte Puller. »Sonst nichts.«
»Und ich will Ihren Durchsuchungsbefehl sehen.«
»Das Gebäude
Weitere Kostenlose Bücher