Zero Unit
wieder den braunen Anzug. Doch irgendwie passte der auch zu ihm, er sah aus wie ein Geschäftsmann. Von wegen. Die vergangene Nacht hatte ihr gezeigt, dass dieser Mann niemals zu zähmen war. Selbst in Handschellen übernahm er die Kontrolle.
»Mir geht’s gut. Wirklich«, sagte sie. »Geh nur. Aber komm schnell zurück.«
»Das mache ich.« Er küsste sie. »Bleib du bei Darcy. Sie wird auf dich aufpassen, bis ich wiederkomme. Ich habe gehört, dass die Frau sieben verschiedene Kampfkünste beherrscht. Schwarzer Gürtel in jeder davon.«
Lächelnd blickte Gina zu Darcy hinüber, die daraufhin mit den Augen rollte, obwohl sie sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte und sich dann wieder dem Computer widmete.
»Und lass dir bloß nicht einfallen –«
»Ich weiß, ich weiß. Eis holen zu gehen.«
Er küsste sie auf die Nasenspitze. »Oder aus irgendeinem anderen Grund das Zimmer zu verlassen. Jedenfalls nicht ohne Darcy.«
»Versprochen.«
»Wir werden bald wieder hier sein. Hoffentlich noch ehe Alex und Rebel Montana hergebracht haben.«
Nach einem allerletzten Kuss folgte er Quinn zur Tür. Sie schloss sich hinter den beiden Männern.
»Den würde ich festhalten, Schwester«, sagte Darcy, ohne den Blick vom Monitor zu heben. »Definitiv ein guter Fang.«
»Ja«, sagte Gina und wurde von einer quälenden Sehnsucht erfüllt. »Wenn er das doch nur auch so sehen würde.« Ihr war eher so zumute wie jemand, dem man eine Gnadenfrist eingeräumt hatte. Wenn sie heute Morgen aufgewacht und er fort gewesen wäre …
Darcy drehte sich auf dem Stuhl um und betrachtete sie. »Gina. Den Mann hat es total erwischt. Das sieht doch jeder.«
»Vielleicht. Und in einem Paralleluniversum würde er möglicherweise auch dementsprechend handeln. Aber nicht in dieser Welt.« Seine Arbeit war sein Leben. Und für sie war da kein Platz.
»Im Ernst? Was ist denn sein Problem?« Da piepste der Monitor zweimal, also drehte Darcy sich wieder zurück und tippte ein paar Sekunden wie wild etwas ein. Anschließend wandte sie sich erneut Gina zu und schaute sie erwartungsvoll an.
Gina schlenderte zu dem Sessel hinüber und setzte sich auf die dicke Armlehne. »Er hat es als Kind nicht leicht gehabt. Deswegen verschließt er sich bis heute. Er lässt keinerlei Gefühle zu und meint, er sei nicht fähig zu lieben.«
Darcy zog die Augenbrauen hoch. »Pft. Dann sollte ihm mal jemand einen Spiegel reichen, wenn er dich ansieht.«
Gina lächelte wehmütig. »Ich bin ein emotionaler Trümmerhaufen und habe schreckliche Angst, ihn zu verscheuchen, weil ich derartig bedürftig bin. Er allein hält mich davon ab, bei all dem den Verstand zu verlieren. Ich bin so müde, dass ich auf der Stelle umkippen könnte, aber ohne ihn finde ich keinen Schlaf.«
Darcy musterte sie besorgt. »Versuchen solltest du es trotzdem. Mach es dir doch auf dem Sofa bequem, bis die Jungs wiederkommen. Wer weiß, vielleicht nickst du ja doch kurz ein.«
Gina sah sich im Wohnbereich um: Helles Sonnenlicht strömte durch die Fenster und die Balkontüren. Darcys Computer brummten laut. Auf keinen Fall. Sie seufzte und dachte sehnsüchtig an das Bett, aus dem sie gerade erst gestiegen war.
Nun, warum eigentlich nicht?
»Vielleicht versuche ich es mal«, sagte sie und stand wieder auf. »Aber nicht hier. Unsere Suite ist auf der anderen Seite des Flurs. Sein Geruch hängt bestimmt noch in den Laken. Wenn ich die Vorhänge zuziehe, kann ich mir ja einreden, dass er immer noch dort neben mir liegt. Das könnte klappen.«
Darcy verschränkte die Arme. »Du hast doch gehört, was er gesagt hat. Die Suite wird nicht verlassen. Und zwar diese hier.«
»Ohne dich, hat er gesagt.« Gina streckte flehentlich die Hände aus. »Du könntest mich doch über den Flur begleiten und zusehen, wie ich die Tür hinter mir schließe. Ich schwöre, ich werde niemandem öffnen und dich anrufen, wenn ich wieder zurückkommen will. Ich habe sogar eine Pistole. Gregg hat mir gestern seine Beretta gegeben.«
Darcy schüttelte den Kopf. »Ich denke nicht –«
»Bitte?«, flehte Gina. »Ich bin seit einer Woche ununterbrochen in Todesangst. Ich könnte wirklich ein wenig Ruhe gebrauchen, bevor … «
Sie ließ den Satz unvollendet, aber Darcy hatte auch so verstanden. Da entweder Altos der Verräter war oder aber seine Frau, spitzte sich die Lage zu. Wenn der Zünder allerdings immer noch irgendwo da draußen sein sollte – und Gina befürchtete das – , dann konnte alles noch
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