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Zero Unit

Zero Unit

Titel: Zero Unit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Dorothea; Bruhns Kallfass
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Mercedes Roadster, den Gregg irgendwo aufgetrieben hatte – sie hatte wohlweislich nicht nachgefragt, wie er das angestellt hatte – , und zog sich die Kaschmirjacke enger um den Oberkörper, die er für sie gekauft hatte. Sie war wunderschön, und der auffällige Fuchsia-Ton passte hervorragend zu dem grauen Rock und den schwarzen, kniehohen Stiefeln, die er dazu ausgesucht hatte. Und erst die zu ihrem Fußkettchen passende Silberkette und die Ohrringe! Der Mann hatte einen fantastischen Geschmack.
    »Ein wenig Stilgefühl braucht es schon, um undercover zu leben«, hatte er pikiert geantwortet, als sie ihm das gesagt hatte. »Sonst stimmen am Ende die Details nicht.«
    »Ja, vermutlich«, hatte sie gesagt.
    »Außerdem«, hatte er hinzugefügt, eine Hand nach ihr ausgestreckt und sie auf ihrem Oberschenkel abgelegt, »mag ich diese Farbe an dir.«
    Und sie wusste auch warum. Gina besaß ein Set verführerischer Unterwäsche in exakt derselben Farbe. Die hatte er am liebsten gehabt, damals, ehe sie …
    Wieder einmal wurde sie gegen ihren Willen von Erinnerungen an ihre Gefangenschaft heimgesucht. Würde das denn niemals aufhören? Sie umklammerte die Lehne des Sitzes, bis die Fingerknöchel weiß hervortraten, um die unliebsamen Gedanken zu vertreiben. Die schmerzhaften Bilder überraschten sie immer im unpassendsten Moment, ohne dass sie darauf vorbereitet gewesen wäre. Sie hasste es.
    Greggs Griff an ihrem Oberschenkel verstärkte sich. »Alles in Ordnung?«
    »Ja.« Gina hielt den Blick fest auf die vorbeiziehende Landschaft gerichtet.
    Sie waren auf der I95 Richtung Washington unterwegs, eine Reise von etwa vier Stunden. Sie konnte immer noch kaum glauben, dass sich ihre Meinung über Gregg in nur zwei Tagen so weit hatte ändern können. Sie hatte stillschweigend zugesehen, wie er dem Nachbarsjungen Bescheid gab, er solle sich doch bitte um Penny, die Katze, kümmern – offenbar tat er das öfter, wenn Gregg weg war –, und sich dann auch noch freiwillig mit ihm auf den Weg in die Hauptstadt begeben. Sie hatte ihm sogar ihre Hilfe bei der Suche nach dem Verräter angeboten, der ihr immer weniger greifbar, sondern mehr wie ein Phantom vorkam. Sie hoffte inständig, dass ihr Vertrauen in Gregg nicht enttäuscht werden würde.
    »Verrate mir, was du vorhast«, sagte sie und wandte sich ihm wieder zu.
    Er suchte ihren Blick. Sollte ihre Frage ihn überrascht haben, so ließ er sich jedenfalls nichts anmerken. »Ich konnte Oberst Frank Blair überzeugen, mir seine Quelle im Pentagon zu verraten. Dort werde ich anfangen. Mich mit dem Kerl treffen. Mir anhören, was er zu sagen hat.«
    »Blair?«, fragte Gina beunruhigt. »Aber das könnte eine Falle sein!«
    »Deswegen wirst du auch im Hotel auf mich warten. Falls irgendetwas schiefläuft.«
    »Und dann, was soll ich dann tun? Die Polizei anrufen?«
    »Zum Teufel, nein.« Er nahm die Hand von ihrem Bein und legte sie aufs Lenkrad. »Dann begibst du dich auf schnellstem Wege ins Haven Oaks Krankenhaus und schließt dich dort ein, bis du von mir hörst oder der Verräter enttarnt ist.«
    Sie runzelte leicht verwundert die Stirn. »Aber Haven Oaks wird von STORM geführt. Ich dachte, du vertraust ihnen nicht.«
    »Ich vertraue niemandem . Aber die Sicherheitsvorkehrungen in Haven Oaks sind gut. Du wirst dort besser aufgehoben sein als irgendwo sonst.«
    Sie ließ das kurz sacken. » Dir ist es aber gelungen, dort einzudringen.«
    »Baby, wenn ich wollte, könnte ich mich selbst in Fort Knox einschleichen. Trotzdem wirst du in Haven Oaks sicher sein. Denn ich glaube inzwischen, dass unser Mann kein Agent ist. Viel wahrscheinlicher handelt es sich um einen verfluchten Schreibtischtäter.«
    Das erschien ihr weit hergeholt. »Wie kommst du darauf?«
    »Weil Al-Sayika die ganze Drecksarbeit erledigt. Als ob sie bei dieser Sache das Sagen hätten und nicht er. Er ist ein Feigling, der sich einfach zurücklehnt und für seinen Verrat entlohnen lässt.«
    »Du glaubst, er tut das für Geld? Diese Blutdiamanten, von denen alle reden?«
    »Das wollen wir hoffen. Denn wenn irgendeine verquere Ideologie dahintersteht, haben wir eine völlig neue Situation.«
    Gina überlegte kurz, dachte an all das, was sie durch ihre Entführer hatte erleiden müssen. Sollte all dies etwa nur aus schnöder Raffgier geschehen sein … ?
    Monatelang aufgestaute Gefühle stiegen in ihr auf und ein derart heftiger Zorn ergriff sie, dass sich ihre ganze Brust verkrampfte. Es war einfacher

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