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ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht

ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht

Titel: ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Saviano
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den Sohn eine Herausforderung sein und ihn zwingen, eine für einen Jungen wichtige Aufgabe zu meistern: dem äußeren Schein zu misstrauen. Hinter dem schmachtenden Blick und dem Verlangen nach Streicheleinheiten und Aufmerksamkeit des drolligen Hündchens verbirgt sich nämlich ein überbordender Charakter, den es zu zähmen gilt.
    »Haben wir uns verstanden?«
    »Klar, Papa.«
    Es funktionierte. Das Kind putzte den Dreck weg, den der Hund hinterließ, ging mit ihm Gassi, ließ ihn spielen und brachte ihm die ersten Kommandos bei. »Warte!« »Sitz!« »Platz!«
    Der Vater war mächtig stolz, obwohl der Sohn ständig niesen musste und gerötete Augen hatte. Als Arzt wusste er, dies waren unleugbare Anzeichen einer Hundehaarallergie. Es half nichts: Der Hund, der bereits voll und ganz zur Familie gehörte, musste weg. Doch der Schmerz des Kindes über den Verlust konnte alles zunichtemachen, was sie gemeinsam erreicht hatten: die Erziehung eines Kindes auf dem Weg über die Erziehung eines kleinen Tieres. Seinem Sohn blieben nur die Enttäuschung und die Erinnerung an ein zerbrochenes Glück. Oder er überwand den Schmerz, indem er die schwierigste Prüfung für einen Jungen bestand: Verluste zu verkraften lernen.
    Heute steht dieser Hund im Dienst des Polizeipräsidiums Neapel. Dort arbeitet der Freund der Familie, dem er anvertraut wurde. Der Terrier heißt Pocho wie der Fußballspieler Lavezzi und ist der Horror der Dealer von Scampia und Secon-digliano, die Speerspitze der Hundestaffel, die im Kampf gegen die Camorra eingesetzt wird. Anders als seine Kollegen schafft es der kleine Pocho, sich in die schmalsten Zwischenräume und in die engsten Löcher zu quetschen. Mit seiner natürlichen Begabung und seiner körperlichen Beschaffenheit ist er eine unschätzbare Hilfe, aber bis es so weit war, musste er sich einer langwierigen Dressur unterziehen. Es gab Spiele, viele Spiele. Denn für Drogensuchhunde ist das Aufspüren eines Tütchens Kokain in einer Mauerritze ein Spiel. Ein sehr lustiges, nebenbei. Man fängt mit einem Tennisball oder einem zusammengerollten Handtuch an. Man spielt Seilziehen. In dieser Phase schafft man Anhänglichkeit. Die Hunde entwickeln eine Bindung zum Objekt und zum Hundeführer, und es bildet sich ein eingespieltes und untrennbares Hund-Mensch-Team heraus. In der zweiten Phase wird das Spielzeug mit einer minimalen Menge Rauschgift oder chemischer Substanzen mit den entsprechenden Geruchsmerkmalen in Kontakt gebracht. Der Hund verknüpft Spielzeug und Rauschgift, Erfolg und Belohnung. Nun kann aus dem Spiel Ernst werden, der Ernst der Arbeit. Eine wichtige Arbeit, reich an Belohnungen, aber auch voller Gefahren. Ohne Mike, der acht Jahre lang in der Hundestaffel der Carabinieri von Volpiano, Provinz Turin, arbeitete, hätte man das Kilo Kokain nicht gefunden, das unter einem Lichtmast vergraben war. Ohne Labin, die prächtige Schäferhündin der Finanzpolizei Florenz, die sich beim Beschnüffeln von Autositzen von einem mit Teer bestrichenen doppelten Boden nicht in die Irre führen ließ, wären weitere zwölf Kilo ungehindert durchgegangen. Ragal, ein Schäferhund im Hafen von Civitavecchia, fing an, wie wild ein Auto anzubellen, das mit der Fähre aus Barcelona angekommen war. Der neapolitanische Fahrer hatte sich sicher gewähnt, dass die Drogenspürhunde seine elf Kilo reinstes Kokain unter dem Geruch von Senf, Kaffee und Dieselöl nicht aufspüren würden. Ciro schlug zielsicher auf einen Lkw von der Costa del Sol an, was den Fahrer aus Castel Volturno zu leisen Flüchen veranlasste. Ufa, die am Flughafen Fiumicino im Einsatz ist, sprang auf einen Herrendiener auf dem Gepäckband an, in dem zweieinhalb Kilo Kokain versteckt waren. Fast achthundert Drogenschmuggler haben die Rechnung ohne Eola gemacht, die im Laufe ihrer zehnjährigen Dienstzeit mehr als 100 Kilo Kokain aufspürte.
    Agata hatte es sehr viel schwerer. Schon ganz jung war sie auf dem Frachtflughafen von Leticia im Dschungel des kolumbianischen Amazonasgebiets im Einsatz, einem wichtigen Knotenpunkt für den Kokainschmuggel über Brasilien und Peru in die USA. Die Narcos waren es müde, mit anzusehen, wie immer wieder Frachtflugzeuge von dieser folgsamen Labrador-Hündin mit dem goldfarbenen Fell gestoppt wurden,
    und setzten ein Kopfgeld von 10 000 Dollar auf Agata aus. Seitdem und bis zu ihrer Pensionierung lebte sie rund um die Uhr unter Begleitschutz und durfte nie wieder ein noch so kleines Häppchen von einem

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