ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht
Leibwächtern in Culiacan verhaftet. Er ist im Besitz von fast einer Million Dollar, Luxusuhren und einem kleinen Waffenarsenal, darunter Splitterhandgranaten. Ein schwerer Schlag für das Sinaloa-Kartell, denn Alfredo koordinierte große Teile des Drogenhandels und war für Geldwäsche und die Bestechung von Polizeibeamten zuständig: der Außenminister des Kartells. Trotzdem, für die Brüder Beltran Leyva, die aus Rache schon mal den für die Verhaftung verantwortlichen Polizeibeamten getötet haben, ist klar, dass hinter Alfredos Festnahme eindeutig El Chapo steht, der sich ehemaliger Freunde entledigen will. Sie suchen nach einer passenden Antwort und erkennen schnell, wo sie am besten zuschlagen können.
Edgar Guzman Lopez ist zwar erst zweiundzwanzig Jahre alt, hat aber eine glänzende Karriere vor sich. Er ist El Chapos Sohn. Mit ein paar Freunden macht er in Culiacan einen Einkaufsbummel durch ein Shoppingcenter, ein Auge auf die Schaufenster, das andere auf die chicas gerichtet. Es ist ein ruhiger Tag. Sie haben ihren Wagen auf dem Parkplatz fast erreicht, als fünfzehn Männer in Uniformen und blauen kugelsicheren Westen auf sie zukommen. Sie rücken vor wie eine Armee, und die Jungs bleiben wie versteinert stehen. Bevor die Männer das Feuer eröffnen, können die Freunde den Schriftzug auf den kugelsicheren Westen lesen: FEDA, Fuerzas Especiales de Arturo. Sie stehen unter dem Kommando von Arturo
Beltran Leyva, »El Barbas«, der ein paar Jahre zuvor sein militärisches Talent zur Gründung der Negros nutzte. Nach dem Bruch mit dem Sinaloa-Kartell gründete er eine Einheit, deren Struktur und Disziplin dem Militär und den Sondereinsatzkräften der Polizei nachempfunden ist. Sie benutzen dieselben schweren Waffen wie die NATO (die Maschinenpistole P90 zum Beispiel) und sollen die Bosse schützen und die Killer der rivalisierenden Kartelle eliminieren. Es ist das Jahr 2008. Nach der Ermordung von El Chapos Sohn gründet Arturo Beltran Leyva zusammen mit seinen vier Brüdern besagtes Kartell, das seinen Namen trägt. Sie handeln mit Kokain, Marihuana und Heroin, nicht zuletzt, weil sich die wichtigsten Flughäfen der Bundesstaaten Mexiko, Guerrero, Quintana Roo und Nuevo Leon fest in ihrer Hand befinden. Zu ihren Aktivitäten zählen auch Menschenhandel, Zuhälterei, Geldwäsche mittels Hotels, Restaurants und Resorts, Erpressung, Entführung und Waffenhandel. Sie kontrollieren die Schmuggelwege vom Süden in den Norden des amerikanischen Kontinents, auf denen tonnenweise Drogen transportiert werden. Dieses neue kleine Kartell ist entschlossen, sich ein großes Stück vom Kuchen der Macht abzuschneiden. Doch die mexikanischen Behörden wollen die Machenschaften der Familie bereits im Keim ersticken und lassen sich die Gelegenheit nicht entgehen, als Arturo im Winter 2009 eine Party feiert.
Für El Barbas darf an Weihnachten das Amüsement nicht zu kurz kommen. Er scheut weder Kosten noch Mühe, um in sein Haus in einem der exklusivsten Viertel von Cuernavacas im Bundesstaat Morelos die Musikgruppe Los Cadetes de Linares und den Sänger und Musiker Ramon Ayala einzuladen, der über hundert Alben herausgebracht und zwei Grammys sowie zwei Latin Grammys gewonnen hat. Zwanzig Callgirls sind
auch bestellt. Die Sondereinsatzkräfte der Marine umzingeln das Haus. Bei dem Feuergefecht sterben mehrere Menschen, aber Arturo gelingt die Flucht. Die mexikanische Marine bleibt ihm auf der Spur und findet ihn kaum eine Woche später in einem anderen Viertel der Stadt. Diesmal soll Arturo ihnen nicht entkommen. Die Marine startet eine Großoffensive mit zweihundert Soldaten, zwei Helikoptern und zwei kleinen Armeepanzern. Das Gefecht dauert fast zwei Stunden, am Ende sind Arturo und vier seiner Männer tot. Im Internet kursiert ein Foto von El Barbas’ Leiche: mit halb heruntergestreifter Hose und hochgezogenem T-Shirt, mit Rosenkranz und Heiligenbildchen, Pesos- und Dollarscheinen auf Unterhose und nacktem Bauch: eine letzte Demütigung. Das Militär bestreitet die Verantwortung für diese Inszenierung, aber wahrscheinlich haben die Soldaten, die dafür bezahlt wurden, ihn zu töten, bloß ein Demütigungsritual übernommen, das neue Kartelle wie die Zetas, aber auch die Beltran Leyva selbst pflegen. Militär und Narcos werden einander immer ähnlicher.
Die Rache lässt nicht lange auf sich warten. Nach Arturo Bel-tran Leyvas Tod werden vier Verwandte eines der Marinesoldaten getötet, die bei der Operation ums
Weitere Kostenlose Bücher