Zerrissenes Herz (German Edition)
verdammteTöle kommt einem immer in die Quere.“
„Sie ist keine verdammte Töle“, sagte Charlie und kam in den Flur gerannt. „Bist du nicht, oder, Blake, mein Mädchen?“
„Ja, ja“, sagte Logan gereizt und öffnete die Haustür.
„Hey“, sagte Daisy. „Pass auf, dass der Hund nicht …“
Schon rannte Blake in den vorderen Garten hinaus.
„… nach draußen läuft“, beendete Daisy den Satz und eilte die Treppe hinunter.
„Verdammter Köter“, rief Logan. „Komm sofort wieder zurück!“
Blake erblickte ein Eichhörnchen auf der anderen Straßenseite und raste wie von der Tarantel gestochen los. Ein Auto bog um die Ecke. Die Szene spielte sich mit der langsamen Unausweichlichkeit eines Albtraums ab – ein lautes Hupen, das Geräusch durchgetretener Bremsen, quietschende Reifen, das Fiepen des Hundes.
„Blake!“, schrie Daisy. Ihr Herz wurde zu Eis.
Charlie brach in hysterisches Weinen aus.
Logan rannte auf die Straße, Daisy dicht hinter ihm. Auf der anderen Seite des Autos beugte Logan sich runter und richtete sich mit dem Hund auf den Armen wieder auf. „Sie ist okay!“, rief er.
„Pass auf, dass dein Hund nicht auf die Straße rennt, Mann“, brüllte der Fahrer aus dem Fenster und fuhr weiter.
Daisy nahm Blake und drückte sie an ihre Brust. „Ihr ist nichts passiert, Charlie“, sagte sie. „Siehst du?“
Blake leckte das Gesicht des kleinen Jungen ab. Charlie atmete immer noch panisch schnell ein und aus. „Bist du sicher?“
„Ich bin sicher. Sie hat sich nur erschreckt.“ Daisy trug den Hund zurück ins Haus und setzte ihn dort ab. Sie konnte Logan nicht anschauen. Er hatte die Tür nicht absichtlich so weit aufgemacht, trotzdem lag der Horror der Situation immer noch wie ein Eisklumpen in ihrem Magen.
„Tut mir leid, Kumpel“, sagte Logan zu Charlie. „Und jetzt beruhig dich wieder, okay?“
„Du hast sie noch nie gemocht“, rief Charlie. „Du hast immer nur so getan, aber ich weiß, dass du sie nicht magst.“ Er rannte aus dem Zimmer, der Hund direkt hinterher.
„Ich habe dir doch gesagt, dass wir uns keinen Hund zulegen sollen.“ Er funkelte Daisy wütend an und verließ dann das Haus.
Logan kam zu spät zur Kirche. Er hatte Daisy gesagt, dass er nach dem Sport zu ihnen stoßen wollte, aber bisher hatte sie ihn noch nicht entdeckt. Sie hatte Sonnet zum Bahnhof gebracht und war dann mit Charlie direkt zur Kirche weitergefahren, wo sie ihren Platz inmitten des immer größer werdenden Bellamy-Clans eingenommen hatte. Ihre Großmutter Jane war schon als kleines Mädchen in die Heart-of-the-Mountain-Church gegangen, sodass es eine echte Familientradition war.
Logan war zwar katholisch erzogen worden, besuchte aber meist mit Daisy und Charlie zusammen diese Kirche. Zehn Minuten nach Beginn des Gottesdienstes glitt er neben ihr in die Bank. „Tut mir leid“, flüsterte er.
Er sah erhitzt aus; sein Haar war noch nass vom Duschen. Daisy unterdrückte die Restwut, die sie nach dem Vorfall mit Blake immer noch verspürte, und zeigte ihm, an welcher Stelle sie im Gebetbuch waren.
Charlie zappelte zwischen ihnen herum, gab sich dabei aber bewundernswerte Mühe, still zu sein. Kurz versuchte er halbherzig mitzulesen, dann gab er es auf. Die kleine Schrift war eine zu große Herausforderung für einen Leseanfänger.
Laut seiner Lehrerin hing er im Lesen zurück. Genau wie in Mathe. Und zudem benahm er sich unangemessen. Daisy biss sich auf die Lippe und versuchte, das Problem in Gottes Hände zu legen. Es kam jedoch gleich wieder zu ihr zurück. Was das anging, war Gott wirklich lustig. Er schenkte niemandem einen Freifahrtschein.
Sie hatte Logan noch gar nichts von dem Brief der Lehrerin erzählt, weil sie ihren ersten Hochzeitstag nicht hatte vermiesen wollen.
Offensichtlich hatten sie das auch so geschafft.
Reiß dich zusammen, ermahnte sie sich und versuchte, aus vollem Herzen mitzusingen – es war eines ihrer Lieblingslieder: „Nimm hin mein Herz“. Während des Liedes schaute sie sich um, und ein Gefühl der Dankbarkeit breitete sich in ihr aus, als sie all die vertrauten Gesichter von Familie, Freunden und Nachbarn sah.
Und doch verspürte sie tief in sich einen leichten Stich.
Sie und Logan … irgendetwas stimmte nicht. Diese Idee schlich sich immer öfter in ihre Gedanken, trotz der Bemühungen, es durch hektische Betriebsamkeit beiseitezuschieben und so zu tun, als existierte kein Problem. Aber heute Morgen mit dem Hund und auch hier in
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