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Zerstöre mich

Zerstöre mich

Titel: Zerstöre mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
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nur scheitern sehen. Will demonstrieren, dass ich ohne ihn versage.
    Er macht sich über mich lustig.
    »Nein«, antworte ich entschieden. »Ich glaube kaum, dass sie so etwas Idiotisches versuchen werden, wie die Grenze zu einem anderen Sektor zu passieren. Dazu fehlen ihnen sämtliche Voraussetzungen. Beide Männer sind schwer verletzt, verlieren viel Blut und haben keinen Zugang zu ärztlicher Versorgung. Vermutlich sind sie inzwischen bereits tot. Wahrscheinlich hat nur das Mädchen überlebt, und sie kann nicht weit gekommen sein, weil sie sich hier nicht zurechtfinden wird. Sie ist vollkommen fremd hier, kennt sich nicht aus. Außerdem kann sie nicht Auto fahren, und selbst wenn es ihr gelungen wäre, ein weiteres Fahrzeug zu entwenden, hätten wir längst Meldung darüber erhalten. Wenn man ihren Gesundheitszustand, ihre Untrainiertheit und das Fehlen von Nahrung, Wasser und medizinischer Versorgung in Betracht zieht, müsste sie in einem Umkreis von circa acht Kilometern in diesem Brachland kollabiert sein. Wir müssen sie finden, bevor sie erfriert.«
    Mein Vater räuspert sich.
    »Ja«, sagt er, »das sind interessante Theorien. Unter normalen Umständen wären sie wohl auch erwägenswert. Doch du übersiehst das wichtigste Detail.«
    Ich schaue ihn an.
    »Sie ist kein normales Mädchen«, sagt er und lehnt sich zurück. »Und damit ist sie nicht allein.«
    Mein Herzschlag beschleunigt sich. Ich blinzle verwirrt.
    »Ach, nun komm schon, darauf bist du doch wohl schon selbst gekommen, oder? Hattest du dir das nicht bereits überlegt?« Er lacht. »Es erscheint doch statistisch vollkommen unwahrscheinlich, dass sie die einzige Missgeburt ist, die unsere Welt hervorgebracht hat. Du weißt das, willst es aber nicht glauben. Und nun bin ich hier, um dir zu bestätigen, dass es wahr ist.« Er legt den Kopf schief, grinst mich breit an. »Es gibt noch mehr von der Sorte. Und die haben sie in ihre Reihen aufgenommen.«
    »Nein«, keuche ich fassungslos.
    »Sie haben unsere Truppen infiltriert. Unbemerkt unter uns gelebt. Und nun haben sie dir dein Spielzeug gestohlen und sind damit weggelaufen. Weiß der Himmel, wie sie das Mädchen für ihre Zwecke einsetzen wollen.«
    »Wieso bist du dir so sicher?«, frage ich. »Woher weißt du, dass die beiden sie mitgenommen haben? Kent war halb tot, als ich ihn zurückließ –«
    »Du musst besser zuhören, Sohn. Ich habe doch gesagt, dass sie nicht normal sind. Sie leben nicht nach unseren Regeln. Nach unserer Logik können wir sie nicht beurteilen. Du hast keine Ahnung, wozu die imstande sind.« Er hält inne. »Außerdem weiß ich bereits seit geraumer Zeit, dass eine Gruppe von denen sich irgendwo in dieser Gegend versteckt hält. Aber in all den Jahren haben sie sich ruhig verhalten. Sie haben meine Pläne nicht gestört, und ich hielt es für besser zu warten, bis sie von alleine wegsterben, als in der Bevölkerung für Unruhe zu sorgen. Du verstehst sicher«, fügt er hinzu. »Der Umgang mit denen ist schwierig. Das sind wahrhafte Monster.«
    »Du hast das gewusst?« Ich springe auf. Bemühe mich ruhig zu bleiben. »Du wusstest schon lange von deren Existenz und hast nichts unternommen? Nichts davon gesagt?«
    »Es erschien mir nicht nötig.«
    »Und jetzt?«, frage ich.
    »Jetzt muss gehandelt werden.«
    »Unglaublich!« Ich werfe die Hände in die Luft. »Dass du mir eine solche Information vorenthalten hast! Obwohl du von meinen Plänen mit ihr wusstest – und du wusstest auch, welchen Aufwand ich betrieben habe, um sie herzubringen –«
    »Beruhige dich«, erwidert er. Streckt die Beine aus, legt den Knöchel des einen Beins aufs Knie des anderen. »Wir werden sie finden. Dieses Brachland, das Delalieu erwähnt hat – in dem sich die Spuren verlieren. Das ist unser Suchgebiet. Sie müssen irgendwo dort unter der Erde sein. Wir müssen den Eingang finden und sie unauffällig vernichten, von innen heraus. Die Anführer werden wir bestrafen, die anderen müssen wir davon abhalten, das Volk aufzuhetzen.«
    Er beugt sich vor.
    »Dem Volk entgeht nichts. Und die Leute sind bereits aufgewiegelt und gestärkt, weil jemand entkommen konnte und du dabei auch noch verletzt wurdest. Das schwächt unsere Abwehr und macht uns angreifbar. Wir müssen das ins Lot bringen, das Gleichgewicht wiederherstellen. Was uns gelingen wird, indem wir Angst erzeugen.«
    »Aber sie haben alles abgesucht«, erwidere ich. »Meine Leute. Seit Tagen durchsuchen sie die Gegend, ohne etwas zu

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