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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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Abteilung für Verhaltenswissenschaften.»
    Casey nahm einen langen Schluck, dann wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund.
    «Vor meiner Arbeit dort war ich ein Cop in Michigan. Einmal gab es dort einen Fall, wo ein Typ die 911 anrief und sagte, er hätte seine Familie umgebracht. Mein Partner und ich fahren also hin. Die Haustür steht einen Spalt breit offen, und sobald wir drin sind, sehen wir überall an den Wänden und auf dem Fußboden Blut. Wir gehen mit entsicherten Waffen weiter und finden den Kerl am Esstisch. Er isst zu Abend und liest die Zeitung. Er begrüßt uns,
bedankt
sich, dass wir gekommen sind, und sagt uns dann, seine Familie sei im Keller.
    Er hat einen nach dem anderen umgebracht. Fängt gleich am Morgen mit seiner Frau an. Holt später den Jüngsten vom Kindergarten ab, bringt ihn ins Haus und schießt ihm in den Hinterkopf. Macht sich sein Mittagessen und wartet auf das nächste Kind, den Zehnjährigen. Der bekommt eine Kugel, kaum dass er durch die Tür ist. Kann nicht mal mehr seine Jacke ausziehen. Der Dreizehnjährige ist beim Fußballtraining. Also holt der Vater ihn hinterher dort ab, bringt ihn nach Hause und erschießt ihn, als er die Treppe hinaufgehen will. Das hat er uns nicht erzählt. Wir haben es anhand der Blutspritzer und Schleifspuren auf dem Teppich rekonstruiert.
    Ich gehe in den Keller. Sie sitzen alle da, die Frau, ihre Kinder. Sie sitzen auf der Couch und starren auf einen Fernseher, auf dem ein Disney-Video läuft.
Bambi
. Der Kerl meinte, das sei der Lieblingsfilm der Familie. Er ging alle anderthalb Stunden runter, spulte das Band zurück und ließ den Film noch mal von vorn laufen.»
    «Hat er Ihnen erklärt, warum er seine Familie getötet hat?»
    «Nein. Der Typ starb im Todestrakt, ohne es einer Menschenseele gesagt zu haben.»
    Darby ahnte, dass das noch nicht alles war. Wartete.
    In der Nähe hob ein Flugzeug ab. Sie spürte die Vibration der Motoren durch die Kabine und ihren Sessel hindurch.
    Casey sagte: «Tommy Barber, der erste Irre, den ich geschnappt habe, brach in Häuser ein, fesselte, vergewaltigte und folterte Frauen und ihre Familien. Filmte alles. Der Mann hatte eine hübsche kleine Videosammlung zu Hause. Tommy ist inzwischen vom Hals ab querschnittsgelähmt und sitzt seine lebenslange Strafe im Hochsicherheitsgefängnis von Angola, Louisiana, ab. Ich habe ihm ins Rückgrat geschossen.»
    Kein Mitleid, nur eine sachliche Feststellung, so als kommentiere er einen Lehrfilm.
    «Charlie Slavick.» Er sah Darby mit einem ruhigen, kühlen Blick an. «Hat Jungen in Hundetransportkisten gesperrt und gequält. Ich habe ihn mit einem Hammer erschlagen.»
    «Und Hamilton?»
    «Der lebt.»
    «Ich weiß», sagte Darby. «Haben Sie ihm Beweismittel untergeschoben?»
    «Ja.»
    «Und dann?»
    «Habe ich überlegt, wie ich ihn töten könnte. Dass mir das nicht gelungen ist, ist das Einzige, was ich bereue.»
    «Vielleicht ergibt sich ja eine Chance, wenn man ihn freilässt.»
    Casey musterte sie, als frage er sich, ob das ernst oder sarkastisch gemeint war.
    «Sergey hat Ihnen vermutlich gesagt, dass ich mit Ihrer Frau geredet habe.»
    «Ja. Wenn wir meine Frau und meine Tochter nicht finden, gebe ich die Pressekonferenz.»
    «Augenblick. Sie denken doch nicht im Ernst …»
    «Nein. Natürlich nicht. Im Fernsehen ein Geständnis abzulegen und Waters umzubringen wird meine Familie nicht retten. Wenn ich sicher sein könnte, dass meine Frau und meine Tochter dann freikommen, würde ich keine Minute zögern. Ich würde mich erschießen. Aber diese Leute werden Taylor und Sarah auf keinen Fall gehen lassen. Umbringen werden sie sie aber auch nicht – das macht denen keinen Spaß.»
    Seine Worte klangen wie auswendig gelernt, seine Miene war so versteinert wie immer.
    «Die wollen, dass ich leide», sagte Casey. «Sie haben bei meiner Frau eine transorbitale Lobotomie gemacht.»
    Darby wurde eiskalt. Wie erstarrt sah sie Casey dabei zu, wie er die Fernbedienung hob und auf den Bildschirm richtete.

67. Kapitel
    Er ließ den Film noch einmal von vorn laufen.
    Ein schwarzer Bildschirm, gefolgt vom tiefen Rauschen der Lautsprecher. Dann sagte eine männliche Stimme: «Eigentum des Federal Bureau of Investigation, Fallnummer 489 765, Beweisstück Nummer 86. Dies ist eine Kopie des Originalfilms.»
    Auf dem Bildschirm stolperte Sarah Casey durch ihre Zelle, tastete sich mit ihren neun verbliebenen Fingern durch die pechschwarze Dunkelheit. Darby fiel auf,

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