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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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das an seinem Bein hing. Die gezackten Metallklammern einer Bärenfalle. Sie hatte sich in seinen linken Oberschenkel und das Schienbein gegraben, fixierte sein Bein in einem 90-Grad-Winkel. Dem Knie war offenbar nichts passiert.
    Clark eilte seinem Partner zu Hilfe. Darby rannte ebenfalls. Reggies Schreie und sein Schmerzgeheul hallten ihr in den Ohren. Die Hände, die in seiner Nähe aus dem Boden ragten, waren an den Gelenken mit einer Schnur zusammengefesselt. Darby fiel auf die Knie und half Clark, die Falle zu öffnen. Dabei rutschte sie mit ihren bloßen Fingern mehrmals ab. Reggies Blut machte das rostige Metall schlüpfrig.
    Plötzlich nahm Darby aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr. Sie schaute genauer hin und sah, wie die Finger der Hände neben ihr sich bewegten.
    Reggie zog sein zerfleischtes Bein aus der Falle. Darby stand auf, packte das Händepaar an den Gelenken und zerrte daran.

77. Kapitel
    Eine schmutzige Sauerstoffmaske bedeckte Taylor Caseys Mund und Nase. Vom unteren Teil der Maske aus führte ein Schlauch in den Erdboden. Der Körper der Frau hing schlaff in Darbys Armen. Sie hievte Taylor Casey aus dem Loch, legte sie auf den Boden, suchte nach einem Pulsschlag und fand ihn. Darby nahm der Frau die Maske ab.
    Aus ihren Nasenlöchern blubberten Blutblasen, ihr linkes Auge und die gesamte Stirn waren stark geschwollen. Einzelne Bilder aus dem Video schossen durch Darbys Kopf: Die blonde Frau an den Operationstisch geschnallt. Ihr Augenlid zurückgezogen. Die schmutzige Hand mit dem spitzen, langen chirurgischen Instrument. Über markerschütterndes Geheul hinweg schrie sie: «Ich habe Taylor Casey. Sie muss weg hier. Sofort!»
    «Bleiben Sie auf Empfang», antwortete Knowles.
    Darby blieb wie angewurzelt neben dem Körper der Frau stehen. Inzwischen erfüllten neue Geräusche den Wald: Kettenrasseln und dumpfes Klopfen. Gemeinsam mit Clark, der die HK wieder in den Händen hielt, wandte sie sich um. Er bewegte die taktische Lampe in Richtung der Geräuschquelle. Der Lärm kam vom Pfad. Darby sah ein Gewirr von blassen Armen unter der Klappe herausragen. Hände krallten sich in den Rand der Tür, versuchten, sie anzuheben. Ausgemergelte Körper, narbige Gesichter und kahlrasierte Schädel mit angstweiten Augen.
Herr im Himmel
, Dutzende von ihnen versuchten, sich durch die Klappe zu zwängen; sie schrien und heulten.
    «Einsatzleitung», schrie Darby. «Wir brauchen Verstärkung. Unter der Falltür stecken Leute fest.»
    Der Suchscheinwerfer des schnell näher kommenden Huey durchschnitt die Dunkelheit und beleuchtete die Lichtung. Neben Taylor Casey entdeckte Darby skelettierte menschliche Überreste, übereinandergestapelte Schädel und Knochen.
    Der Huey schwebte über den Baumwipfeln. Sein Motorengeräusch übertönte das furchtbare Geheul der blassen Gestalten. Blätter stoben auf und drehten sich im Sog der Rotoren. Ein Schatten löste sich vom Hubschrauber und glitt in die Tiefe. Unter dem Bauch des Helikopters baumelte eine schwere orangefarbene Bahre an der Rettungswinde.
    Im Headset schrie Farrells Stimme gegen den Motorenlärm an. «Einsatzleitung, hier Bravo One. Wir haben es möglicherweise mit einer Sprengvorrichtung zu tun.»
    Mit dem schlaffen Körper der Frau in den Armen wandte Darby sich zu Farrell um. Als sie ihn am Rand der Lichtung stehen sah, ließ sie Taylor Casey beinahe fallen. Seine Hand steckte in einem Nest aus elektrischen Drähten in unterschiedlichen Farben, die auseinanderliefen, offenbar aber alle unter dem Stück Erde verschwanden, auf dem sie stand.
    Clark trug Reggie auf der Schulter am Rand der Lichtung entlang zu der Stelle, an der nun Jack Casey stand. Aus Angst vor weiteren Bärenfallen ging Darby mit Taylor Casey in den Armen in ihrer eigenen Spur zurück.
    «Können Sie die Vorrichtung entschärfen?», fragte Knowles.
    «Dazu muss ich sie erst mal finden.» Farrell starrte die Drähte in seiner Hand an, als wären sie ein Puzzle, das es zu lösen galt.
    Casey hatte bereits die Gurtbänder der Bahre geöffnet. Er trug einen Kampfhelm, aber keine Nachtsichtbrille. Sein Gesicht war zu einer verzweifelten Fratze verzerrt, die Augen feucht. Er nahm seine Frau aus Darbys Armen. Darby hielt die schwankende Bahre fest. Als Casey das Gesicht seiner Frau sah, entgleisten seine Züge. Der durchdringende Klagelaut, der aus seiner Kehle brach, schoss wie ein elektrischer Schlag durch Darbys Rückgrat. Sie musste gegen den Impuls ankämpfen, alles fallen zu lassen

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