Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zerstörter Traum vom Ruhm

Zerstörter Traum vom Ruhm

Titel: Zerstörter Traum vom Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Erregung nicht bemerkt. Ein Brief!
    Carola schnellte von dem Sofa hoch und rannte an die Tür.
    Ein Brief. Poststempel Bad Godesberg am Rhein.
    Die Handschrift Polteckys! Er hatte geschrieben! Er hatte geschrieben. Endlich – endlich …
    »Wie lieb du bist …«, sagte sie, noch immer weinend und bevor sie den Brief gelesen hatte.
    Draußen war der Abend über das Siebengebirge gezogen. Auf dem Rhein fuhr langsam ein Tanzschiff stromaufwärts. Lustige Musik klang bis hinauf zu der Terrasse von Dicoccas Haus – die Lampions und bunten Glühbirnengirlanden schwankten im Wind –, man hörte das Singen weinfroher Menschen.
    Es war ein herrliches Bild des Friedens und der Lebenslust. Poltecky nahm noch einen Schluck Orangensaft und genoß die seltene Aussicht. Dann nahm er entschlossen den Hörer ab und wählte Ernas Nummer.
    »Ich befinde mich hier in der besten Gesellschaft Erna«, sagte er. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich werde verpflegt wie ein Rassepferd, verwöhnt wie eine Primadonna …«
    »Laß den Blödsinn, Boy!« Joe Dicocca nahm ihm den Hörer ab und setzte sich auf die Tischkante.
    »Sie sind das Girl von diesem Idioten hier?« fragte er. »Erna Vorwerck. Vom Auswärtigen Amt in Bonn! Okay, Mädchen – nun hör einmal zu, was wir mit deinem Playboy vorhaben!«
    »Wer ist denn da?« fragte Erna.
    Sie hatte sich mit weichen Knien in den Sessel gesetzt, als sie nach dem Abheben des Telefonhörers die Stimme Polteckys vernahm, der sagte: »Sei ganz ruhig, mein Liebling. Hier sind ein paar Ehrenmänner, die haben mich gekidnappt. Wie im Film! Und jetzt wollen sie etwas von dir.«
    Franz entführt? Aus Godesberg entführt? Mitten in Deutschland – einfach von der Straße weggeholt? Sie dachte einen Augenblick daran, sofort die Polizei anzurufen, aber dann sprach Franz weiter, und Dicoccas Stimme ließ sie völlig wie festgewurzelt auf dem Sessel sitzen bleiben.
    »Wer hier ist, my Girl, das ist unwichtig. Wir sind Freunde, solange Sie tun, was wir wollen, und wir sind – na ja – Sie werden nicht so dumm sein, das auszuprobieren!«
    »Was wollen Sie?« fragte Erna. Schreckliche Angst kroch in ihr empor und lähmte ihre Zunge. Was haben sie mit Franz gemacht, dachte sie. Auch wenn er so fröhlich spricht – diese Stimme da von diesem Kerl, die ist wie das leibhaftige Grauen. Mitleidlos kalt, zu allem bereit.
    »Wir haben Ihren Boy hier als Gast! Noch lebt er wie die Lollobrigida und knabbert Sandwichs und trinkt Orangensaft mit Whisky – was ganz Neues, my Girl!« Dicoccas Stimme verlor den Plauderton. Erna spürte fast die Kälte, die ihr entgegenwehte. »Aber er wird in kurzer Zeit singen wie zehn in Sing-Sing gegrillte Mörder, wenn Sie nicht mitmachen, Mädchen! Also, hör einmal zu: Du bist beim Auswärtigen Amt! Du schreibst die Briefe, die uns leidenschaftlich interessieren! Es sind keine großen Sachen, durchaus nicht – aber Kleinvieh macht auch Mist. Wenn du deinen Gigolo wiederhaben willst – gesund wiederhaben, nicht als verbogenes Gestell wie 'ne Plastik von Moore oder Picasso – dann wirst du ab morgen ein Kohlepapier und ein weißes Papierchen mehr in die Maschine schieben und uns die Durchschläge in die offenen Händchen drücken. Dein Süßer bekommt dann seine 14.000 Eier und noch 'ne Stange mehr, du kannst dir einen Nerz um den süßen Nacken hängen und 'n Brillantband als Strumpfhalter um die weißen Schenkelchen – du brauchst nur zu sagen: Okay, Boß!«
    »Also Spionage!« sagte Erna Vorwerck atemlos. Zum erstenmal seit ihrer Tätigkeit kam sie mit diesen Kreisen in Berührung. Sie erinnerte sich an die Worte, die Ministerialrat Dr. Kruge ihr bei ihrem Eintritt in das Auswärtige Amt gesagt hatte: »Fräulein Vorwerck – es wird nicht lange dauern, und man wird zu Ihnen kommen und Ihnen ein Angebot machen. Sie wissen, was ich meine. Kommt jemand, so sagen Sie ja! Auf jeden Fall ja! Aber verständigen Sie anschließend sofort mich! Alles Weitere geht dann von allein … Haben Sie keine Angst, wir werden Sie vor allen Widerwärtigkeiten schützen. Und werden Sie – das im Vertrauen, nicht blind durch die Liebe. Sie ist ein beliebtes Mittel dieser Burschen. Seien Sie immer mißtrauisch.«
    »Spionage!« sagte Dicocca. »Auch Ihr Boy wirft mit diesem Wort um sich wie mit faulen Eiern! Ich will nur mit Ihnen tauschen: Sonnyboy gegen Durchschläge! Wenn das kein glattes Geschäft ist! Ihnen passiert nichts, ihm passiert nichts – und 'ne Stange D-Mark tragt ihr beide

Weitere Kostenlose Bücher