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Zerstörter Traum vom Ruhm

Zerstörter Traum vom Ruhm

Titel: Zerstörter Traum vom Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wie es Ihnen dieser Gauner am Telefon geschildert hat. Nur natürlich unter Beobachtung.«
    Erna Vorwerck legte die Hände aneinander. Sie zitterte und war blaß.
    »Angst?« fragte der Ministerialrat.
    »Sehr …«
    »Wenn diese ganze unangenehme Sache vorbei ist, fahren Sie in Urlaub, Fräulein Vorwerck. Vielleicht sind Sie dann schon Frau v. Poltecky, was?«
    »Vielleicht.«
    »Ihr Ehedarlehensgesuch habe ich befürwortend weitergegeben.«
    »Das ist schön! Besten Dank, Herr Ministerialrat.«
    Erna Vorwerck sah auf den gewachsten Linoleumboden. Sie hatte nicht den Mut, zu sagen: Er liebt mich ja gar nicht. Ich habe mir das alles nur eingebildet! Er sieht in mir nur seine Kusine, weiter nichts! Und um 4.000,- DM hat er mich betrogen – nur des Geldes wegen ist er zu mir gekommen. Aber ich habe Mitleid mit ihm – oder ist es Liebe?
    Dr. Kruge hatte eine Hausrufnummer gewählt und sprach jetzt mit einigen anderen Herren des Ministeriums. Der ›Fall Poltecky‹ war ins Rollen gekommen.
    An diesem Tage wurde Erna Vorwerck von verschiedenen Stellen verhört. Immer mußte sie das gleiche erzählen, Protokolle unterschreiben oder Tonbandaufnahmen ihrer Aussage abhören und schriftlich bestätigen. Ein Ministerialdirigent sprach mit ihr, ein Staatssekretär, ein unscheinbarer Mann mit grauen Haaren und einem Bürstenschnitt wollte wissen, wie sie an die Bekanntschaft Polteckys gekommen sei, und pfiff durch die Zähne, als er von der Zeitungsanzeige hörte. Dann bekam sie von dem kleinen, grauhaarigen Mann einen zugeklebten, dicken Brief.
    »Den übergeben Sie heute abend auf der Rheinpromenade den Leuten!« sagte er. »Weiter brauchen Sie nichts zu tun. Sobald Ihr Bräutigam wieder entlassen ist – auch das sehen wir ja, denn wir lassen Sie ab sofort überwachen –, fahren Sie in Urlaub! Sie verraten keinem Ihr Urlaubsziel. Wenn Sie nach drei Wochen zurückkommen, ist alles vorbei!«
    »Danke«, sagte Erna schwach.
    Sie begriff kaum noch, was um sie vorging. Das Zimmer Dr. Kruges war mit Männern überfüllt, die durcheinander sprachen. Sie hielt den dicken Brief in den zusammengekrampften Fingern und fühlte sich, als halte sie ein Todesurteil, ihr eigenes Todesurteil, in der Hand.
    »Wird der Anrufer sein Versprechen halten und Herrn v. Poltecky freigeben?« fragte Dr. Kruge in das vielstimmige Gemurmel hinein. »Wenn er ihn nun weiterhin festhält?«
    »Das wird er nicht tun.« Der kleine, grauhaarige Mann lächelte. »Unter dieser Kategorie von Gaunern herrscht ein bestimmter Ehrenkodex! Sie wollen Meldungen – also müssen sie ihr Versprechen halten. Ein toter Poltecky nutzt ihnen gar nichts, ein gefangener auch nicht. Sie müssen sich mit seiner Freigabe das Vertrauen erkaufen – ein ganz einfacher Gedankengang.«
    »Und die Gefahr, von dem freigelassenen Poltecky verraten zu werden?«
    »Ist minimal. Poltecky wird gar nicht wissen, wo er sich befindet. Außerdem …«, der kleine grauhaarige Mann beugte sich zu Dr. Kruge hinüber und sprach leiser, damit Erna es nicht verstehen konnte, »… scheint es mir, daß dieser Poltecky die Polizei zu fürchten hat. Wir werden uns nach der Aktion darum kümmern! Es ist da ein dunkler Punkt, den die Entführer wissen und der sie sicher macht. Auch das Fräulein weiß ihn, aber verschweigt ihn. Aber das ist im Augenblick nicht so wichtig. Damit werden wir uns später befassen.«
    »Wir sollten Herrn v. Poltecky dankbar sein, daß er uns auf diesen Spionagering gebracht hat.«
    »Das werden wir auch. Sollte er etwas ausgefressen haben, so wird das strafmildernd wirken.« Der kleine grauhaarige Mann, von dem niemand – außer Dr. Kruge – wußte, wer er war, und der sich schlicht Herr Mertens nannte, wandte sich wieder zu Erna Vorwerck.
    »Sie brauchen keine Angst zu haben«, sagte er noch einmal. »Hinter Ihnen steht jetzt ein bestens eingearbeiteter Staatsapparat.«
    Sie hatte eine Flasche Wein ganz allein getrunken und war in einer seligen und doch weinerlichen Stimmung.
    Vor ihr lag der Brief Franz v. Polteckys und daneben der zusammengeklebte Zettel, den sie im Papierkorb des Kölner Zimmers gefunden hatte.
    Carola Pfindt wußte nicht mehr aus noch ein. Sie begriff nicht, was der Zettel bedeutete, der genau das Gegenteil von dem aussagte, was in dem Brief stand. Sie wußte überhaupt nicht mehr, ob sie Poltecky noch liebte oder nicht, ob sie die Polizei anrufen oder auf ihn warten sollte, ob sie ihm glauben oder ihn einen Lumpen nennen sollte.
    Da hatte sie Trost

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