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Zerstörter Traum vom Ruhm

Zerstörter Traum vom Ruhm

Titel: Zerstörter Traum vom Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mich in Fulda besucht! Dort haben wir uns verlobt.«
    Das war irgendwie einleuchtend. Franz Schuster war seit fast drei Wochen verreist – zuerst nach Fulda, jetzt sollte er sich in Hamburg aufhalten. Aber genau wußte das niemand. In seinem Zimmer stapelte sich die Post (alles zurückgekommene Kurzgeschichten), und einen Nachsendewunsch hatte Poltecky nicht bekanntgegeben.
    »Kommen Sie rein, Frollein«, sagte die Zimmerwirtin unwirsch. »Als seine Braut können Sie das! Wenn Ihr Bräutigam nicht die Miete bezahlt hätte – das heißt, der Herr Drogist hat sie für ihn bezahlt –, dann wäre das Zimmer längst wieder vermietet!«
    Carola Pfindt trat in das schmale Zimmer. Hier also wohnte er, dachte sie erschrocken. Die Ernüchterung war so groß, daß sie sich an den Tisch auf den staubigen Stuhl setzte und einen Augenblick völlig gedankenlos auf den Stapel Briefe starrte. Dann fiel ihr Blick in den leeren Papierkorb, auf dessen Boden ein einsamer, zerrissener Zettel lag. Carola hätte ihn nicht beachtet und den flüchtigen Blick weitergewendet, wenn sie nicht die Zahl 3.000 gesehen hätte.
    So bückte sie sich, holte die einzelnen Schnipsel des Zettels aus dem Papierkorb, schob mit der Hand den Briefstapel zur Seite und setzte auf der Tischplatte das zerrissene Stück Papier zusammen.
    Es war leicht. Es war das Stück eines Notizblockes. Mit der Hand hatte Poltecky darauf geschrieben:
    3.000,- DM von Carola.
4.000,- DM von Erna.
Fehlen 8.000,- DM.
Von Martina?
    Carola starrte auf den Zettel. Was sie las, war so ungeheuerlich, daß sie sich selbst zwingen mußte, es überhaupt zu glauben.
    Dann, als ihr voll zum Bewußtsein kam, was diese Notiz für sie bedeutete, fiel ihr Kopf auf die Tischplatte, und sie weinte haltlos und aus tiefem Schmerz …
    Fast eine halbe Stunde saß sie so, zusammengesunken und weinend, und wollte sich zwingen, daran zu glauben, daß alles nur harmlos sei und sich aufklären würde. Aber dann sah sie wieder die Zahlen vor sich und die Namen der Mädchen, die dahinter standen.
    »So schlecht kann er doch nicht sein«, sagte Carola Pfindt zu sich. Sie schob die Papierstückchen zusammen und steckte sie in ihre Handtasche. »Wie kann ein Mensch denn so schlecht sein?«
    Hinter ihr quietschte die Tür. Die Zimmerwirtin sah herein. Mit ihr flutete der Geruch gekochter Wäsche in das Zimmer. Sicherlich wusch sie in einem Einmachkessel auf dem Herd.
    »Wollen Sie hier warten, Frollein, bis er kommt?« fragte sie grob. »Dann machen Sie sich mal parat für'n paar Wochen. Er hat nämlich bei dem Drogisten gekündigt – und wenn er die Miete nächste Woche nicht bezahlt, setze ich seine Klamotten vor die Tür. Von mir aus können Sie solange wohnen bleiben. Bis dahin ist ja die Miete bezahlt. Aber dann – nee, keinen Tag länger! Der fiel mir sowieso auf die Nerven mit seinem Schreibmaschinengeklapper. Jede Nacht ging's los – und durch die dünnen Wände hört man alles. Ein verhinderter Künstler – für so was habe ich immer geschwärmt! Nächste Woche ist Sense!«
    »Ich gehe ja schon.« Carola stand auf. Die Zimmerwirtin sah sie verblüfft an, als Carola an ihr vorbei auf den muffigen Flur trat. »Auf Wiedersehen«, sagte Carola tapfer.
    Sie hielt sich nicht eine Stunde länger in Köln auf. Mit dem nächsten Zug fuhr Carola Pfindt nach Fulda zurück.
    In ihrer kleinen Wohnung schüttete sie die Papierschnipsel aus der Handtasche auf den Tisch und klebte den Zettel auf einer Kartonunterlage wieder zusammen.
    Je öfter sie ihn jetzt las, um so heftiger wurde ihr Zorn gegen Poltecky, um so bedrückender und atembeklemmender ihre Enttäuschung und um so drängender und unnachgiebiger ihr Wunsch nach Rache.
    »Er hat auch die anderen Mädchen betrogen!« sagte sie laut. Sie saß auf dem Sofa, das zusammengeklebte Papier vor sich auf dem Tisch, ein Beweisstück, das kein Leugnen mehr zuließ. »Er hat uns Liebe vorgespielt – und es ging ihm nur um Geld. Oh, dieser gemeine Kerl!« Sie weinte wieder und drückte die Fäuste gegen die Augen. »Ich werde dich anzeigen«, schluchzte sie. »Ich werde dich ins Zuchthaus bringen. Ich könnte dich umbringen – ich – ich …«
    Sie fegte mit einer verzweifelten Handbewegung den Zettel vom Tisch.
    Als ihr Blick dem flatternden Stück Papier folgte, sah sie neben der Tür auf dem Boden ein dünnes Briefkuvert liegen. Es war durch den Briefschlitz gesteckt worden, während ihrer Abwesenheit in Köln, und sie hatte es bei der Rückkehr in ihrer

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