Zerstörter Traum vom Ruhm
Boß.«
Zufrieden legte Dicocca den Hörer hin.
In Hamburg freute sich Martina Schneewind sehr über den langen Brief Polteckys.
Sie hatte während der Schulungstage Gelegenheit, mit ihrem Schulrat zu sprechen und ihm zu sagen, daß sie beabsichtige, bald zu heiraten.
»Aber Sie bleiben noch im Dienst, Fräulein Schneewind?« sagte der Schulrat fast bittend. »Sie wissen doch, was in unserem Schulwesen los ist. Dieser Lehrermangel! Wir kämpfen um jeden Junglehrer, der von der Akademie kommt.«
Martina lachte. »So schlimm wird es nicht sein.«
»Gerade eine so erfahrene Pädagogin wie Sie möchte ich nicht verlieren. Die Heirat – ich freue mich, daß Sie einen Mann fürs Leben gefunden haben – wird Sie doch nicht hindern, weiter Schuldienst zu tun. Ist Ihr zukünftiger Gatte ein Kollege?«
»Nein. Er ist Drehbuchautor.«
»Drehbuchautor? Ach so. Tja!« Der Schulrat nickte mehrmals. »Ein freischaffender Künstler. Da würde ich sowieso raten, auf das sichere Beamtentum nicht zu verzichten. Sie wissen jeden Monatsersten, was Sie an Gehalt bekommen, Ihre Pension ist Ihnen sicher, es gibt keine Alterssorgen – aber ein freischaffender Künstler?!«
»Genau das habe ich auch gedacht.« Martina preßte die Mappe, die sie unter dem Arm trug, fest an sich. »Auch wenn mein zukünftiger Mann im Augenblick soviel verdient, wie ich in fünf Jahren.«
»Wissen Sie, was in fünf Jahren mit Ihrem Gatten ist? Sie wissen es von sich: In fünf Jahren bekommen Sie ebenso sicher wie heute Ihr Gehalt und dann noch drei Stufen höher!« Der Schulrat legte Martina seine Hand auf den Arm. »Bleiben Sie im Dienst, Fräulein Schneewind. Nehmen Sie den Rat eines alten Mannes an. Mag im Augenblick auch der Erfolg Ihres zukünftigen Gatten berauschend sein – eine Schule mit Schulkindern wird es immer geben, und eine Lehrerin wird immer gebraucht werden.«
Sehr nachdenklich lag Martina an diesem Abend in ihrem Hotelbett und starrte an die Decke. Was der Schulrat gesagt hatte, war logisch. Franz würde gut verdienen – in diesem Jahr, im nächsten Jahr – vielleicht auch im übernächsten Jahr. Aber war das sicher?
Martina Schneewind beschloß, sich in der Abwesenheit Polteckys einmal mit Direktor Walker von der Astoria-Film darüber zu unterhalten. Vielleicht bekam Franz einen Fünfjahresvertrag – man las davon in den Zeitungen und Illustrierten – und war gesichert. Denn in fünf Jahren konnte Poltecky sich so durchgesetzt haben, daß sein Name genügte, um Erfolg zu versprechen.
Martina glaubte ganz fest daran. Eine verliebte junge Frau ist immer bereit, zu glauben.
Vielleicht konnte sie Franz mit einem Fünfjahresvertrag überraschen, dachte Martina Schneewind. Sie wollte ihm diesen Vertrag als Geschenk auf den Tisch legen, wenn Poltecky von den Außenaufnahmen nach Hamburg zurückkam.
»Das ist unsere Sicherheit!« wollte sie dann sagen. »Jetzt kann ich in der Schule aufhören.«
Ministerialrat Dr. Kruge war weder verblüfft noch entsetzt, wie Erna Vorwerck es erwartet hatte, als sie ihm mit ziemlich kleiner und mit Weinen durchsetzter Stimme von den Vorfällen des vergangenen Abends berichtete.
»Es ist erstaunlich«, sagte Dr. Kruge sinnend, »mit welcher Frechheit diese Burschen arbeiten. Ich werde sofort den Verfassungsschutz benachrichtigen und den BND. Vielleicht kommen wir hier einer Organisation auf die Spur, die wir schon lange suchen. Mit amerikanischem Akzent sprach der Mann?«
»Ich meine, ja. Es kann aber auch ein Engländer sein. Auf jeden Fall kann so nur ein sonst englischsprechender Mann die deutsche Sprache aussprechen.« Erna sah auf die Hand Ministerialrats Kruges, die zum Telefon griff. Sie hatte schreckliche Angst vor dem, was jetzt kommen würde. »Wird man Herrn Poltecky auch nichts tun?« fragte sie leise. »Sie haben gedroht, ihn in den Rhein zu werfen, wenn ich die Polizei oder Sie benachrichtige.«
Dr. Kruge schüttelte den Kopf. »Wir werden nichts unternehmen, was Ihrem Herrn Bräutigam Unannehmlichkeiten eintragen könnte. Wir werden die Burschen zunächst nur beschatten. Sie werden sogar die gewünschten Durchschläge abliefern. Und erst, wenn Ihr Bräutigam wieder zu Hause ist, werden wir uns näher um die lieben Mitbürger kümmern.«
»Ich soll also wirklich?«
Dr. Kruge nickte. »Die Meldungen, die Sie ›verraten‹, werden von uns sorgfältig ausgewählt. Einige ›Rosinen‹ werden wir hineingeben, damit es auch wirklich echt aussieht. Und dann wird alles so ablaufen,
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