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Zerstörter Traum vom Ruhm

Zerstörter Traum vom Ruhm

Titel: Zerstörter Traum vom Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Fleisch des Oberschenkels ein. Poltecky verbiß den Schmerz und wanderte weiter.
    Ab und zu versuchte er, vorbeifahrende Autos anzuhalten. Aber niemand beachtete sein verzweifeltes Winken. Erst ein Lastwagen hielt mit kreischenden Bremsen neben ihm. Der Kopf des Fahrers sah durch das Fenster.
    »Wo willste denn hin?«
    »Nach Godesberg, Kumpel.« Poltecky sah ihn dankbar an.
    »Steig ein!« Der Fahrer öffnete die Tür.
    Die Godesberger Polizei war genau informiert und empfing Poltecky mit offenen Armen. In weniger als zehn Minuten waren vierzehn Herren in der Polizeistation, an der Spitze der kleine Mann mit den grauen Haaren. Auch Ministerialrat Dr. Kruge und Erna Vorwerck kamen ein wenig später in das Zimmer, wo Poltecky bereits verhört wurde.
    »Franz!« rief Erna. »Franz – du lebst!« Sie wollte auf ihn zustürzen, aber ein Polizist hielt sie an der Kostümjacke fest.
    »Privatgespräche später. Stören Sie bitte nicht!«
    Auch das Verhör ergab nichts Neues. Poltecky schilderte genau das Haus auf den Rheinhöhen, seine Entführung, die Einrichtung der Villa, das Aussehen Dicoccas, den Fruchthandel – er hatte alle Einzelheiten so genau behalten, daß die Herren des Verfassungsschutzes voll des Staunens waren und das Geschehen minuziös rekonstruieren konnten.
    »Sie haben eine große Beobachtungsgabe«, sagte der kleine Mann mit den grauen Haaren.
    »Ich habe mir deshalb alles gemerkt, weil dies ein fabelhafter Filmstoff ist«, meinte Poltecky.
    »Sie wollen Ihre Erlebnisse literarisch verwerten?«
    »Aber natürlich!«
    »So natürlich ist das nicht. Was Sie erlebt haben, fällt unter strengste Geheimhaltung. Außerdem müssen wir Sie in Schutzhaft nehmen.«
    »Schutzhaft?« Poltecky biß sich auf die Unterlippe. Er sah zu Erna hinüber und bemerkte, wie sie erbleichte.
    »Bis zur Festsetzung der Agenten ist Ihr Leben in Gefahr. Wir brauchen Sie aber als wichtigsten Zeugen.« Der kleine Mann mit den grauen Haaren hob bedauernd die Hände. »Sie sind zu einer staatswichtigen Person geworden, Herr v. Poltecky.« Er sah Poltecky plötzlich scharf an und schoß die Worte ab wie eine Schnellfeuergarbe. »Übrigens hat die Kriminalpolizei Hamburg angerufen. Auch dort werden Sie gebraucht.«
    »Hamburg …«, stotterte Poltecky. Hilfesuchend sah er zu Erna Vorwerck hinüber, aber auch sie war ratlos und zuckte unter den Worten zusammen.
    »Oberinspektor Baumann.«
    »Ich kenne ihn.«
    »Ach!«
    »Ich bin in Hamburg von einem Betrüger ausgenommen worden. 14.000 DM hat er mir abgenommen.«
    »Eine schöne Summe. Woher hatten Sie das Geld?«
    »Meine Braut hat es mir gegeben.«
    »Sie, Fräulein Vorwerck?«
    Der kleine Mann drehte sich zu Erna um. Sie nickte stumm. Sie merkte, wie der Blick Dr. Kruges verwundert auf ihr ruhte. Hatte sie nicht ein Darlehen verlangt, um zu heiraten? Und nun soll sie 14.000 DM gehabt haben?
    »Und Sie haben sich diese Summe gespart?« fragte der kleine Mann. Er war gefährlich. Erna spürte es, obwohl seine Frage so klang, als wolle er ihr helfen.
    »Ja«, hauchte sie.
    »Von Ihrem Gehalt? Das ist eine Leistung.«
    Erna Vorwerck sah zu Boden. Plötzlich weinte sie, laut, haltlos, sich zusammenkrümmend.
    »Sie brauchen nichts nachzuprüfen!« rief plötzlich Franz v. Poltecky. Er war von seinem Stuhl emporgeschnellt und hielt sich an der Tischkante fest. Sein gebrochener Gipspanzer stach wieder in das Fleisch, aber er konnte auf dem kranken Bein stehen, ohne Schmerzen im Knochen zu spüren. »Was Sie sich da zurechtdenken, ist wüstester Unsinn! Das Geld habe ich …«
    »Franz!« rief Erna. »Es wird sich ja alles aufklären!«
    »Ich habe die 14.000 Mark besorgt!«
    »Als kleiner Drogist oder als erfolgloser Schriftsteller?«
    »Ich könnte es gewonnen haben. Im Toto, im Lotto.«
    »Das läßt sich leicht nachprüfen.«
    »Geerbt!«
    »Nichts ist leichter, als Tote nachzuweisen. Es wird alles gewissenhaft registriert.«
    »Ich habe das Geld erschmeichelt!« schrie Poltecky. »Ja! Ich habe es durch Liebe bekommen! Ich habe drei Mädchen kennengelernt, die mir ihr Geld gaben. Aus Liebe – und wenn Sie es alle nicht glauben: Das ist die Wahrheit! Sie gaben es freiwillig, um mir zu helfen. Und dieser Gauner Herwig Walker in Hamburg hat es mir abgenommen! Darum brauchte ich Geld, darum kam ich mit diesen Agenten in Verbindung – ich wollte das Geld wieder zurückzahlen. Ich wollte es leihen – aber alle, die es mir leihen wollten, waren Agenten!«
    »Und warum sind Sie nicht zu uns

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