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Zerstörter Traum vom Ruhm

Zerstörter Traum vom Ruhm

Titel: Zerstörter Traum vom Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Barsois folgten ihm. Ihre spitzen Köpfe witterten zu Poltecky hin. Aber sie bellten nicht, sie beobachteten nur.
    »Was ist denn los?« fragte der Gärtner. Er musterte den Mann jenseits der Tür und rieb sich die Nase, weil sie juckte. »Wenn der alte Opperberg sieht, daß ich hier rumstehe, kracht's im Gebälk. Was wollen Sie also?«
    Das scheint kein Freund des Bankiers zu sein, durchfuhr es Poltecky. Hier brauchte man kein Zuckerbrot mehr, hier konnte man frei reden.
    »Eben deshalb komme ich. Ist der alte Opperberg so streng?«
    »Ein Hund ist er!«
    »Nana«, sagte Poltecky, ehrlich verblüfft. »Ich habe gehört, daß er ein Menschenfreund sei, daß er …«
    »Ist er, ist er – aber nur gegen die Künstler! Weiß der Teufel, warum. Uns Arbeiter schikaniert er. Und wie. Er rechnet uns aus, daß wir in vier Stunden soundsoviel Rasenflächen säubern könnten, daß das Beschneiden von vierhundert Rosenstöcken …«
    »Vierhundert«, staunte Poltecky.
    »… nicht länger zu dauern hat wie – Kreuzdonnerwetter – der rechnet alles vor. Und das schlimmste ist: Er rechnet richtig! Er legt uns aufs Kreuz! Er macht es uns sogar vor! Wenn er nicht so gut bezahlen würde, wäre ich längst weg!«
    »Der Jüngste sind Sie ja auch nicht mehr, Herr Gärtner.«
    »Ich bin einundsechzig Jahre, mein Herr.«
    »Und dann bei Wind und Wetter, bei glühender Sonne und Windstille draußen im Garten. Ich bewundere Sie.«
    »Es erhält aber kräftig, mein Herr.« Der alte Gärtner nahm den Hut ab und wischte sich mit der Schürze über das Gesicht und die schlohweißen Haare. »Aber lange mache ich das nicht mehr. Dann gehe ich zu dem Alten und sage: Chef – Schluß ist's.«
    »Recht so!« Poltecky umklammerte die eisernen Gitterstäbe der Tür. Die beiden Barsois knurrten leise und vornehm. »Ich wollte eigentlich zu dem alten Opperberg. Aber nach dem, was Sie da erzählen …«
    »Was wollten Sie denn vom Chef?«
    »Ihnen kann ich es sagen: Geld!«
    »Sind Sie Künstler, mein Herr?«
    »Ja. Ein gescheiterter allerdings.«
    »Die sind für den Alten besonders interessant. Ich würde hineingehen.«
    »Und wieder rausfliegen …«
    »Beim alten Opperberg ist noch niemand hinausgeflogen.«
    Poltecky setzte seinen Hut wieder auf. Die Sonne brannte auf seine angegrauten Haare. »Ich werde doch lieber gehen«, sagte er fast traurig. »Meine Geschichte ist zu verrückt. Er wird sie mir nicht glauben.«
    »Dummheit!« Der Gärtner steckte die Hand durch das Eisengitter der Tür und drückte auf den Klingelknopf. Man hörte kein Schellen, nur das elektrische Türschloß brummte leise. »Nun gehen Sie schon«, sagte der alte Gärtner.
    »Sie haben geschellt! Ich wollte nicht mehr.«
    »Feiglinge kann der alte Opperberg überhaupt nicht leiden. Los – gehen Sie hin! Und sagen Sie nicht, daß ich sie reingelassen habe. Dann schimpft er wieder und sagt: ›Der Alte soll die Blumen gießen, aber keine Reden halten!‹«
    »Und die Hunde?« Poltecky sah auf die leise brummenden Barsois. Sie streckten die Köpfe vor wie witternde Wölfe.
    »Ich nehme sie mit.« Der Gärtner stieß die Tür auf, das elektrische Brummen verstummte. »Gehen Sie, junger Mann. Immer den Weg geradeaus. Das Haus werden Sie gleich sehen.«
    Poltecky ging über den Kiesweg, fast auf Zehenspitzen, als betrete er ein Märchenreich. Der Duft der Rosen kam schwer auf ihn zu. Er sah das langgestreckte, weiße Haus aus den Büschen auftauchen, eine große Terrasse, ein Schwimmbecken mit blauen Kacheln, einen kleinen Teich mit einem Wasserspeier, bunt beschirmte Stühle und Gartenschaukeln, Bänke und weiße, zierliche französische Eisenmöbel.
    Auf der Terrasse, unter einem orangefarbenen Sonnendach, lag auf einer Schaukelliege ein junges Mädchen in einem goldglänzenden Badeanzug. Sie schlief. Ihre langen hellblonden, fast silberweißen Haare fielen seitlich über ihre Brust und hingen an dem Bett herunter wie goldgesponnene Fäden.
    Poltecky blieb stehen und starrte zu dem Mädchen hinüber. Ihr Gesicht konnte er nicht sehen. Es ist wie ein Märchen, dachte er.
    Noch leiser, damit das schlafende Mädchen nicht erwachte, ging Poltecky an der Terrassenmauer vorbei zum Eingang des Hauses. Dort stand in der geöffneten breiten Glastür mit den kunstvollen schmiedeeisernen Klappgittern ein Diener.
    »Sie haben geschellt?« fragte er, als Poltecky schnell den Hut abnahm und nicht wußte, was er sagen sollte.
    Poltecky nickte. »Ist es vermessen, Herrn Opperberg um zehn

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