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Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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einen echten Hehl daraus. »Und haben Sternzeichen nun Einfluss auf den Charakter, oder nicht?« Kirt zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich hab´s nicht so mit dem Astro-Kram. Mag sein… Wieso? – Haben Waagen einen Hang zur dauernden Fragerei?!« Er lachte, womit das Thema endgültig vom Tisch war. Sie zogen die Helme wieder auf und fuhren schließlich weiter. Bei bestem Wetter jagten sie der Autobahn nach. Langsam verließen Gloria die Kräfte, sich an Kirt festzuhalten, als sie schließlich irgendwann in Weimar ankamen und vom Motorrad stiegen. – Und da standen sie nun: Direkt vor ihrem Elternhaus. Hoffentlich war ihr Vater überhaupt zu Hause…
    »Lässt du mich erst mal allein gehen?« Glorias Stimme klang ernst. Einerseits wirkte sie müde, andererseits aufgeregt. Kirt nickte stumm und blieb, wo er war, während Gloria zur Haustür ging. Ein letztes Mal atmete sie durch, ehe sie schließlich schellte. Die urvertraute Klingel ertönte und ließ Gloria regelrecht zittern. Es dauerte einen kleinen Moment, bevor sie drinnen Leben hörte und einen weiteren Augenblick später öffnete sich die Tür. Das Gesicht ihres Vaters: Stumm, erstaunt, regungslos… geschockt!
    Gloria hatte sich diesen Moment auf der Fahrt tausendfach ausgemalt. Und nun schauten sie sich einfach nur an. Ihr Vater war ihr noch nie so alt vorgekommen wie jetzt. Fassungslosigkeit stand zwischen ihnen und kleinlaut schaute Gloria von den Treppenstufen, die zur Haustür führten, zu ihm auf. Herr Truhst schwieg, doch dann breitete er befremdet seine Arme aus. Gloria kam zu ihm die Stufen hinauf und er drückte sie ganz fest an sich.
    »Gloria!« Schuld, Angst, Sorge, Trauer, Verzweiflung… Alles stürzte über sie gemeinsam hinweg und nagelte beide endlos lange auf der Türschwelle fest. Gloria spürte seine Unruhe, als er sich von ihr löste und ihr in die Augen sah. Noch immer hatte er außer ihrem Namen kein Wort gesagt und schaute sie nur an. Herr Truhst schloss die Haustür und sie traten in den Flur. »Es tut mir leid.« – Was sollte sie anderes sagen? Gab es überhaupt Worte für das, was zwischen ihnen lag? Zumindest fiel Gloria nichts ein, was sie Treffendes hätte sagen können. Stattdessen starrten sie sich an und standen hilflos vor einander. »Freust du dich ein bisschen, dass ich wieder da bin?«
    »Natürlich!« Er murmelte seine Antwort kaum hörbar vor sich hin und nahm Gloria erneut in seine Arme. Sie drückten sich ganz fest und endlich rückte er mit der Sprache heraus: »Du lebst. Du bist wieder da. Wo hast du bloß gesteckt?!« Sie lösten sich von einander und Gloria schaute ihn betreten an. »Ich war die ganze Zeit in Düsseldorf, das hab´ ich dir doch gesagt.« »Ich bin eine ganze Woche durch die Straßen dieser Stadt gelaufen und habe selbst nach dir gesucht!« Überrascht schaute Gloria zu ihm auf. »Wann denn?« »Vor rund einem Monat.«
    Gloria überschlug kurz die Tage und Wochen. Das musste genau jener Zeitraum kurz nach ihrem Unfall gewesen sein. Ein Glück, dass er sie so nicht gesehen hatte! »Ich habe alles nach dir durchsucht. Ich habe Leuten dein Bild gezeigt, jeden Stein nach dir umgedreht!« Gloria fühlte sich schuldig und mies. »Es tut mir leid. Aber ich brauchte den Abstand. Jetzt bin ich wieder da.« Gloria schaute hoffnungsvoll in sein Gesicht. Natürlich würde er ihr niemals verzeihen können. Aber es war ja schließlich nicht so, als hätte sie sich nie gemeldet.
    »Was hast du denn da für eine Narbe an der Schläfe?« Gloria blickte ihn irritiert an. Eigentlich sah man gar nichts mehr, das an ihren Unfall erinnerte, aber wahrscheinlich hatte er ihr Gesicht regelrecht nach Veränderungen abgescannt… »Nichts weiter – du weißt doch, manchmal bin ich ein bisschen dapsch!« »Wie bist du denn bis hierher gekommen? Mit dem Zug?« Oh weh… Sie kamen schneller zum Thema, als es Gloria lieb war. Die Sache mit dem ‹Vorstellen› entlarvte sich in diesem Augenblick plötzlich schwieriger als gedacht. Wie sollte Gloria ihm bloß erklären, dass sie nicht alleine nach Hause gekommen war? Sie schaute ihren Vater unsicher an und fand keine Worte. »Warum sagst du denn nichts?« Gloria nahm all ihren Mut zusammen. »Mein Freund hat mich hergebracht.«
    Was dann passierte, konnte Gloria selbst kaum glauben. Das Gesicht ihres Vaters erstarrte zu einer unerklärlichen Maske. Damit hatte er nicht gerechnet. Doch gar so abwegig erschien diese Tatsache nun auch wieder nicht. Immerhin war es

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