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Zerteufelter Vers (German Edition)

Zerteufelter Vers (German Edition)

Titel: Zerteufelter Vers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Verner
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derart zu, als wäre es der erste Schritt ins Dunkel.
    Etwas war anders als sonst! Was sollte das? Ließ sie dieses Buch nun auch allein? ‹Opferstein, Totenschein, Fels-, Zenit- und Mondgestein…› Panisch blätterte Gloria die Seiten um, doch sie waren nicht mehr gefüllt mit möglichen, neuen Weisheiten. Sie schienen leer, weiß-gelblich, einfach leer. Gloria schlug das Herz bis zum Hals. Wie würde sie sterben? Ging es schnell? Sollte es ein Unfall sein oder würde ein Geistesgestörter sie auf offener Straße erschießen? ‹ Fackelschein, Seelenpein, suchst das Sinnbild insgemein, lieblich reines Liedelein, Tapferkeit begleite Dein!›
    Das war endgültig! Nicht nur Kirt hatte sich von ihr verabschiedet – das Buch auch. Mit einem Mal hallten in Glorias Kopf Kirts Worte wider, die er ihr damals bei der Grillhütte gesagt hatte: ‹Dieses Buch ist ein Teil von mir!› Was zum Teufel war dieses Buch? War es ein Fluch, war er es? Gehörte er unwiderruflich zu diesem Ding? Panisch legte Gloria es weg und tigerte durch die Wohnung. Sie musste einfach noch einmal mit Kirt reden! Sie musste einfach! Er konnte eine Erklärung für diese leeren Seiten haben! Wenn nicht er, wer sonst? – Auch wenn das strenggenommen nicht mehr wichtig erschien; wenn es eh´ nichts mehr änderte… Das alles war Gloria klar. Doch alles Leben, das man ihr entzog, bettelte regelrecht nach Erklärungen!
    Gloria lief zurück ins Schlafzimmer und las das Gedicht von neuem durch. Für sie schien klar: Ein Gedicht, das sich ‹Gedenke mein› nannte, war nicht mehr und nicht weniger als ein Abschied für immer. Doch warum hörte selbst das Buch auf zu leben? Warum bildete es keine neuen Schlangenlinien? Panisch lief Gloria wieder ins Wohnzimmer und schaute nach der Visitenkarte des Polizisten. Sie suchte ihr Handy in ihrer Jackentasche und wählte verzweifelt die Nummer…
    »Hallo?« Gloria begegnete der Männerstimme mit hastigen Worten. »Was verlangen Sie von mir, dass ich Kirt noch ein letztes Mal treffen darf?« Auf der anderen Seite wurde es still. »Was wissen Sie über den Mord an Jansen?« Gloria zögerte kurz, ehe sie antwortete. »Alles! Die ganze Wahrheit.« »Werden Sie Ihre Aussage machen und wahrheitsgemäß alles erzählen, was Sie wissen?« Wieder zögerte Gloria. Man würde sie ungespitzt in den Boden rammen, wenn sie sich verzettelte!
    »Ja!« Erneut wurde es still auf der anderen Seite. »Sie kommen morgen früh um neun Uhr zu mir und machen Ihre Aussage… Danach haben Sie eine Stunde mit Ihrem Freund.« Streng genommen lehnte sich der Polizist damit sehr weit aus dem Fenster, denn es stand ihm nicht zu, solche Versprechungen abzugeben. Gloria wurde still. Sie zögerte und hoffte, früh morgens noch am Leben zu sein: »Nein!« Gloria wartete ab, ob der Mann reagierte, doch als er es nicht tat, sprach sie weiter: »Sie lassen mich morgen um neun Uhr zu ihm und werden am 15. Dezember meine Aussage erhalten. Ich werde Ihnen alles erzählen, was Sie von mir wissen möchten!« Wieder wurde es still.
    »Nein… Das ist mein letztes Wort: Morgen früh um neun Ihre Aussage!« Gloria dachte nach. Das konnte sie nicht wagen, was sollte sie nur tun? Verzweifelt drückte sie auf die rote Taste ihres Handys, die das Gespräch von jetzt auf gleich kappte. Wutentbrannt fluchte der Polizist über seinen Poker, während Gloria fernab verzweifelt in sich zusammensackte. Irgendetwas stimmte nicht mit dem Buch und sie besaß das Gefühl, als wäre es kriegsentscheidend, Kirt wenigstens noch davon zu erzählen. Wenn sie es ihm bloß erzählen könnte?!
    Sämtliche Puzzleteile tobten durch Glorias Kopf, hetzten ihre Gedanken durch die zähen Fetzen, die ihr noch blieben. Es war mitten in der Nacht, als sie ein Alptraum schweißgebadet aus dem Schlaf riss. Glorias Hände tasteten nach der Wasserflasche neben der Matratze. Die Bilder, die noch aus dem Traum an ihr zerrten, schrien unerbittlich ihren Tod herbei. Es war wie eine ungleiche Schlacht aus Wissen und Rätsel: Die Kenntnis um die Zukunft – die Frage nach dem Wie! Schemenhaft flimmerten die Bilder ihres eigenen Endes durch die Dunkelheit, die sie umgab. Glorias Blick schnellte zu dem leuchtenden Radiowecker… 3:30 Uhr! Heute war der 14. Dezember. Heute war ihre Deadline! Der Countdown hatte begonnen!
    Gloria tastete nach dem Lichtschalter und schloss die Augen vor dem grellen Licht. Der kalte Schweiß an ihrer Haut ließ sie frösteln. Es war kein bloßer Traum, der sie aus der

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