Zerteufelter Vers (German Edition)
Auspuff befestigt war und dieser direkt durchs Fenster ins Auto führte. Kirt hat daraufhin sofort den Schlauch abgerissen und Jansen aus dem Auto gezerrt.« Gloria schaute den Polizisten bitter an. »Das muss der Grund dafür sein, dass Sie Kirts DNA unter Jansens Fingernägeln gefunden haben. Jansen hat sich gegen Kirt gewährt. Ich konnte nicht fassen, dass Jansen gar nicht geholfen bekommen wollte . Kirt hat ihn an die frische Luft gezerrt. Danach muss er dieses blöde Foto gefunden und in die Finger genommen haben. Anders kann ich mir die Fingerabdrücke darauf nicht erklären. Dann hat Jansen ganz kurz etwas von Schulden gefaselt, ist kurze Zeit später wieder eingestiegen und weggefahren.« Gloria sah den Polizisten eindringlich an, der sie ganz genau musterte.
»Warum hat uns das Ihr Freund nicht selbst erzählt?« Gloria senkte den Kopf. »Ich weiß es nicht.« Sie machte eine Pause. »Ich weiß nur, dass dieser Herr Staan lügt! Und dafür muss es einen Grund geben, denn Kirt hat Jansen nicht da runtergestoßen. Warum sollte er das tun?! Wir kannten Jansen gar nicht. Noch dazu hatten wir ihn ja vorher schon einmal gerettet!«
Der Mann taxierte erneut Glorias Blick. Allem Anschein nach glaubte er ihr bis jetzt. Der Polizist hielt inne und überlegte, ehe er erneut das Wort ergriff: »Ich nehme Ihnen nicht ab, dass es Zufall gewesen sein soll, dass Ihr Freund Jansen auf der Autobahn ein zweites Mal gesehen hat.« Ernst und dunkel sah der Polizist Gloria an. Sie gab sich Mühe, ihm fest in die Augen zu blicken und antwortete schnell: »Das war es ja auch nicht! Kirt und ich sind Jansen noch den gesamten Tag hinterhergefahren.« »Gibt es dafür Zeugen?« Der Mann grinste und wartete ab, doch Gloria antwortete erneut schneller als erwartet:
»Ja, gibt es! Ein Nachbar…« Im gleichen Moment fiel Gloria allerdings auf, dass sie den Nachbarn bereits vor der ersten Rettungsaktion getroffen hatten und dieser der Polizei aussagen würde, dass er ihnen ja noch den Weg zum Waldparkplatz beschrieben hatte! Sie biss sich auf die Lippen. Ganz sicher wird die Polizei nachprüfen, mit welchem Nachbarn sie über was geredet hatten. Verdammt – ein erstes Mal war sie bereits in die Falle getappt. Der Mann sah Gloria überrascht an.
»Ein Nachbar?« Gloria nickte. »Er hat sich für Kirts Motorrad interessiert.« »Wissen Sie noch, wie dieser Nachbar hieß?« »Nein.« Gloria zuckte mit den Schultern. »Leider nicht.« »Das heißt, Jansen war nach seinem ersten Selbstmordversuch noch einmal zu Hause?« »Ja. Die Sache am Waldrand muss so gegen Mittag gewesen sein.« »Und Sie sind den gesamten Tag hinter ihm hergefahren?« Ungläubig schaute der Mann Gloria in die Augen. »Wir fürchteten, dass Jansen womöglich ein zweites Mal versuchen würde, sich etwas anzutun.« Gloria machte eine kurze Pause, ehe sie weitersprach. »Also sind wir ihm auf den Fersen geblieben, weil wir nicht das Gefühl hatten, dass er uns nach unserer Rettungsaktion dankbar gewesen wäre.«
Der Polizist nickte kurz und dachte nach. »Aber Sie waren abends nicht mehr mit Ihrem Freund zusammen…« Der Mann hielt inne und ließ Gloria Zeit, ihre Worte zu wählen. Dieser Kerl gehörte ganz offensichtlich zu jenen, die fair und freundlich sein konnten, solange man sie nicht irreführte. Er konnte aber definitiv auch sehr ungemütlich werden. Die Kunst lag wohl darin, ihn spüren zu lassen, dass sie es selbst ebenso ernst meinte wie er. »Er hat mich zu Hause kurz rausgelassen.«
Der Polizist lachte Gloria aus. »Sie wollen mir sagen, Jansen ist rein zufällig bei Ihrer Wohnung vorbeigekommen, so dass Ihr Freund Sie absetzen und die mysteriöse Verfolgungsjagd weiter aufnehmen konnte?« Ein süffisanter Sarkasmus lag in seiner Stimme. Er nahm sich plötzlich etwas zurück, legte Zeige- und Ringfinger auf seinen Mund und musterte Gloria mit einem Grinsen. Das war´s – sie hatte verspielt! Dabei schien das Verhör noch gar nicht richtig begonnen zu haben. Selbst wenn: Gloria war noch nie eine gute Lügnerin gewesen und dieser Kerl machte nur seinen Job. Von wegen ‹Liebe und Ehrlichkeit tragen fort den Sieg.› Gloria biss sich erneut auf die Lippen und wartete entmutigt ab. Auch das blieb ihrem Gegenüber nicht verborgen.
»Was haben Sie?« Gloria erwiderte seinen Blick und zuckte mit den Schultern. »Ich habe das Gefühl, dass Sie mir nicht mehr glauben, wenn ich Ihnen erzähle, wie es wirklich war.« »Wie war es denn wirklich?« Der Mann machte
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