Zerwüteter Pakt (German Edition)
genauso schwierig wie zu Hause in Weimar. Herzlichen Dank auch! Das war doch alles zum Verrücktwerden.
Kurzerhand quetschte sich Gloria mit ihrem Gepäck durch die engen Gänge und betrat den Bahnsteig. Mit dem Auto ging es weiter – durch zig Dörfer… Und keine Stunde später saßen Silke, Jens und Gloria beim Abendbrot. »Dein Vater hat sich gemeldet. Er sagte, du suchst noch einen Ferienjob.« Gloria sah Silke überrascht an. Hatte er dieses Thema tatsächlich ernst gemeint oder wollte er nur sichergehen, dass Gloria nicht auf dumme Ideen kam? »Ach so. Aber hier gibt es wahrscheinlich gar keine Möglichkeiten…« Gloria wollte gerade weiterreden, als Silke ihr ins Wort fiel: »Ach Quatsch, du kannst bestimmt mit Jens zusammen arbeiten. Er verdient sich auch was dazu.«
Glorias Augen wanderten überrascht zu dem Jungen, der ein Jahr jünger war als sie. Jens lachte. »Ich arbeite im Wildpark. Ställe ausmisten… Dreck wegmachen.« »Oh, ach so.« Silke ergänzte: »Sie können dich sicher als zusätzliche Arbeitskraft gebrauchen und du kriegst fünf Euro die Stunde.« »Okay…« Gloria schmunzelte in sich hinein. Sie war sich nicht zu schade dafür, das Schlafzimmer eines Affen zu säubern. Aber wie sie feststellte, handelte es sich um gewöhnliche Ziegenböcke, für die Jens eingeteilt war.
Zusammen mit ihm fuhr Gloria in den nächsten Tagen eine Mistladung nach der anderen in Schubkarren fort. Bei dem Park handelte es sich um ein schönes Naturzentrum, in dem regional beheimatete Tieren gehalten wurden. Die Arbeit entpuppte sich als guter Zeitvertreib. Zusammen mit Jens machte es tatsächlich Spaß. Er lenkte sie von ihren Sorgen und der Sehnsucht nach Kirt ab. Jeden Abend allerdings, wenn Gloria ins Bett ging und an die Engel und Welten dachte, traten Tränen in ihre Augen. Sie fühlte sich schrecklich allein. Maribell hatte nichts mehr von sich hören lassen und Gloria wusste beim besten Willen nicht, was falsch sein sollte an ihrem Ausflug zu Silke und Jens.
Die Zeit verrann, Tage gingen ins Land. Gloria trieb es die Schweißperlen auf die Stirn, wenn sie wieder einmal eine Schubkarre durch die Gegend fuhr. Wie sie innerhalb der letzten eineinhalb Wochen feststellte, bildeten die Luchse, Wölfe und Bären den Publikumsmagnet. Gloria saß zusammen mit Jens auf dem Boden einer Holzbrücke, die über das Wolfsgehege ragte. Wenn sie über ihre normale Arbeitszeit hinaus im Park blieben, durften sie die Wölfe sogar füttern. Allerdings betrat man dabei nicht das Gehege, sondern warf die Fleischbrocken von der Brücke aus auf die Wiese.
Niemand betrat die Anlagen. Man mied den persönlichen Kontakt zu den Tieren, damit sie sich nicht an Menschen gewöhnten. Gloria dachte an ihren Plan: Sie wollte einem zwischenirdischen Wesen begegnen – sich in Gefahr bringen und am besten einen Schutzengel treffen. Ein chaotischer Plan; das musste Gloria sich eingestehen. Doch wie sonst sollte sie Kontakt zu dieser abnormalen Existenz aufbauen?
Maribell sollte sich mal nicht beschweren, denn wer war es bitteschön, von dem sie all diese Kenntnisse erhalten hatte? Nicht nur Kirt, auch Maribell gab Geheimnisse preis, die Gloria nicht mehr vergessen wollte; egal wie böse Maribells Gedichte auch wurden! Glorias Blick schweifte zum Wolfsgehege. Ein gefährliches Funkeln trat in ihre Augen. »Woran denkst du?« Erschrocken drehte Gloria den Kopf zu Jens. »Was?« Sie zuckte mit den Schultern. »Ähm… Ich finde, die Zeit ist ganz schön schnell rumgegangen.« Jens lachte. »Allerdings! In zwei Tagen musst du schon wieder heim. Schade… Mit dir zusammen hat es richtig Spaß gemacht.« Gloria grinste in sich hinein. Jens ahnte nichts von ihrem Vorhaben. Und so sollte es auch bleiben!
Tagsüber ergab sich allerdings partout keine Gelegenheit, ungesehen in das Gehege der Wölfe zu gelangen. Wenn Gloria also ihr Vorhaben in die Tat umsetzen wollte, musste sie es nachts versuchen! Sie sah sich an diesem Nachmittag gezielt nach Sicherheitslücken rund um das Wolfsarial um. Das Gehege wurde mit Strom gesichert. – Gitter und abgeschlossene Türen gaben zudem kaum Hoffnung, unbemerkt einzubrechen. Von der Brücke aus hätte man locker über den Zaun klettern können, doch einen Stromschlag wollte Gloria lieber nicht riskieren… als ihr ein Baum ins Auge stach, der seitlich des Zauns wuchs. Zu Besuchszeiten fiel es natürlich auf, sollte man auch nur auf die Idee kommen… Aber nachts? Glorias Blick wanderte vom Stamm des
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