Ziel erfasst
lächelte den Männern zu, die ihn gerettet hatten, und torkelte in den Zug hinein, der ihn fast zerschmettert hätte. Drinnen ließ er sich auf eine Sitzbank fallen. Außer ihm war niemand eingestiegen. Die U-Bahn fuhr los, und er schaute durch das Fenster auf den gegenüberliegenden Bahnsteig hinüber. Seine beiden Verfolger standen immer noch dort und mussten hilflos mit ansehen, wie er ihnen entwischte.
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D as Pressekorps des Weißen Hauses hatte sich in aller Eile im Briefing Room versammelt. Es war angekündigt worden, dass der Präsident eine kurze Erklärung abgeben werde.
Fünf Minuten später – normalerweise musste man auf Kealty viel länger warten – betrat der Präsident den Raum und ging zum Mikrofon. »Ich habe soeben mit Verantwortlichen des Außen-und des Justizministeriums gesprochen. Ich habe erfahren, dass der Flüchtige John Clark mit ziemlicher Sicherheit in den Mord an einem französischen Geschäftsmann verwickelt war, der gestern Abend gegen zweiundzwanzig Uhr Ortszeit in Köln, Deutschland, begangen wurde. Ich kenne bisher noch nicht alle Details, aber ich bin sicher, dass Justizminister Brannigans Büro im weiteren Verlauf über alle neuen Erkenntnisse berichten wird. Dieses Ereignis unterstreicht, wie wichtig es ist, diese Person in Gewahrsam zu nehmen. Ich habe von vielen meiner politischen Gegner vor allem aus dem Ryan-Lager in letzter Zeit einiges an Kritik einstecken müssen. Man hat mir vorgeworfen, John Clark nur wegen Ryans Gnadenerlassen und seiner Beziehung zu Jack Ryan zu verfolgen. Nun … jetzt sehen Sie, dass es hier überhaupt nicht um Politik geht. Hier geht es um Leben oder Tod. Es tut mir leid, dass die Rechtfertigung meines Beschlusses, Clark zur Rechenschaft zu ziehen, einen solch hohen Preis gefordert hat.
John Clark ist aus den Vereinigten Staaten geflüchtet, aber ich möchte allen, einschließlich unserer Freunde in Deutschland und der ganzen Welt, versichern, dass wir nicht ruhen werden, bis er wieder in amerikanischem Gewahrsam ist. Wir werden weiterhin mit unseren fähigen Partnern in Übersee zusammenarbeiten, und wir werden ihn finden, wo auch immer er sich verstecken mag.«
Eine Reporterin von MSNBC überschrie ihre Kollegen: »Mr. President, sind Sie nicht besorgt, dass diese Fahndung eine zeitliche Begrenzung haben könnte? Anders ausgedrückt, dass, wenn Sie nächste Woche die Wahl verlieren sollten und Mr. Clark vor Ende Ihrer Amtszeit nicht gefasst werden kann, ein Präsident Ryan die Fahndung einstellen könnte?«
Kealty wollte sich gerade zurückziehen, kehrte jetzt jedoch wieder ans Mikrofon zurück. »Megan, ich werde die Wahlen am Dienstag gewinnen. Abgesehen davon, welche Unterstützung Jack Ryan auch immer haben mag, er wurde vom amerikanischen Volk nicht beauftragt, die Schuld oder Unschuld einzelner Personen festzustellen. Er hat das früher schon einmal versucht, als er diesem Mörder einen Gnadenerlass ausstellte und … nun … man sieht ja, wohin das geführt hat. Das ist die Aufgabe unseres Justizministeriums, unserer Staatsanwaltschaft und unserer Gerichte. John Clark ist ein Killer, ein Mörder. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was wir noch alles über Clark und seine Verbrechen erfahren werden.« Kealty bekam ein rotes Gesicht. »Ihnen allen in den Medien möchte ich nur noch eines sagen: Wenn Jack Ryan tatsächlich versucht, die vergangenen und gegenwärtigen Verbrechen dieses Mannes unter den Teppich zu kehren … nun, Sie sind die vierte Gewalt im Staat. Es steht in Ihrer Verantwortung, das zu verhindern.«
Kealty drehte sich um und verließ den Raum, ohne eine weitere Frage zu beantworten.
Eine Stunde später gab Jack Ryan sr. in der Zufahrt seines Wohnhauses in Baltimore seine eigene Erklärung ab. Seine Frau Cathy stand an seiner Seite. »Ich kenne die spezifischen Einzelheiten der Vorwürfe gegen John Clark nicht. Ich weiß nicht, was in Köln passiert ist, und ich weiß auch nicht mit Sicherheit, ob Mr. Clark daran beteiligt war, aber ich kenne John Clark lange genug, um zu wissen, dass Mr. Patin eine echte Gefahr für John Clark dargestellt haben muss, wenn er ihn tatsächlich getötet haben sollte.«
Ein CNN-Reporter fragte: »Wollen Sie damit sagen, dass Luc Patin es verdient hatte zu sterben?«
»Ich sage nur, dass John Clark keine Fehler macht. Wenn Präsident Kealty einen Träger der Medal of Honor auf die Liste der zehn Meistgesuchten des FBI setzen möchte, nun, dann kann ich ihn nicht daran hindern.
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