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Ziel erfasst

Ziel erfasst

Titel: Ziel erfasst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Auge offen hielt und sorgfältig mit einer Stiftlampe untersuchte.
    »Was ist passiert?« Ihre Stimme war energisch, aber professionell. Das Auge war das Fachgebiet seiner Mom, und sie würde, das hoffte er zumindest, mit einer solchen Verletzung professioneller und weniger emotional umgehen, als wenn er sich etwas anderes verletzt hätte.
    »Ich habe mich an etwas gestoßen.«
    Dr. Ryan hörte nicht auf, ihren Patienten zu untersuchen, als sie sagte: »Ach was, echt? Was genau hat dich denn gestoßen?«
    Ihr Mann hatte recht gehabt. Cathy mochte es nicht, wenn man Fragen nach den Gründen einer Verletzung auswich.
    Jack jr. gab eine etwas vorsichtige Antwort. »Man könnte sagen, dass ich mit dem Kopf eines anderen zusammengestoßen bin.«
    »Irgendwelche Sehstörungen? Kopfschmerzen?«
    »Zuerst schon. Dieser Schnitt an der Nase hat etwas geblutet. Aber das ist vorbei.«
    »Also, er hat dich voll auf der Augenhöhle erwischt. Das ist ein hässliches subkutanes Hämatom. Wie lange ist es her?«
    »Etwa fünf Tage.«
    Cathy trat einen Schritt zurück und runzelte die Stirn. »Du hättest sofort herkommen sollen. Eine Schlagverletzung, die einen solchen Bluterguss im Auge und in dessen Nachbargewebe verursacht, hätte leicht auch die Netzhaut ablösen können.«
    Jack wollte gerade etwas besonders Kluges sagen, fing aber einen Blick seines Vaters auf. Das war nicht die Zeit für vorlaute Bemerkungen. »Okay. Wenn es noch mal passiert, werde ich …«
    »Warum sollte es noch mal passieren?«
    Junior zuckte die Achseln. »Wird es nicht. Danke, dass du es untersucht hast.« Er wollte von seinem Hocker aufstehen.
    »Setz dich wieder hin. Ich kann zwar nichts gegen dieses subkutane Hämatom machen, aber ich kann diese Blutergüsse auf deiner Nase und um dein Auge herum etwas verbergen.«
    »Wie?«
    »Indem ich sie mit etwas Make-up verdecke.«
    Junior stöhnte. »So schlimm ist es nun auch wieder nicht, Mom.«
    »Es ist schlimm genug. Du wirst heute noch ein paar Mal fotografiert werden, ob du es nun willst oder nicht, und ich bin mir sicher, dass du nicht möchtest, dass ein solches Bild von dir um die Welt geht.«
    Senior stimmte ihr zu. »Sohn, die Hälfte der Zeitungen wird morgen mit der Schlagzeile aufmachen, ich hätte dir eine gescheuert, als ich erfahren habe, dass du für Kealty gestimmt hast.«
    Jack jr. musste bei dem Gedanken lachen. Er wusste, dass jeder Widerstand zwecklos war. »Okay. Dad trägt immer Make-up, wenn er im Fernsehen auftritt. Dann wird es mich wohl auch nicht umbringen.«
    Am frühen Abend trafen die ersten Wahlergebnisse ein. Die Familie und einige der wichtigsten Mitarbeiter saßen im Wohnzimmer einer Suite des Marriott Waterfront, Ryan sr. allerdings verbrachte einen Großteil des Abends in der Küche und unterhielt sich mit seinen Kindern oder engsten Mitarbeitern. Es war ihm lieber, wenn ihm die anderen die neuesten Resultate in die Küche hinüberriefen, als sie ständig im Fernsehen zu verfolgen und dann darüber dozieren zu müssen.
    Gegen einundzwanzig Uhr entwickelte sich das bisher ziemlich enge Rennen zu seinen Gunsten, als er sowohl Ohio als auch Michigan gewann. Kurz vor zehn war klar, dass auch Florida mehrheitlich für ihn gestimmt hatte. Als die Wahllokale an der Westküste schlossen, war die Sache entschieden.
    John Patrick Ryan sr. gewann mit zweiundfünfzig Prozent der Stimmen. Der Vorsprung war geringer als in den Umfragen vor dem letzten Wahlkampfmonat. Die meisten Pressekommentare führten das auf zwei Ursachen zurück: die Gefangennahme des Emirs und Jack Ryans zweifelhafte Verbindung zu einem Mann, der wegen mehrfachen Mordes gesucht wurde.
    Es war kein Ruhmesblatt für Kealty, dass ihn Ryan trotz dieser beiden gewichtigen Minuspunkte geschlagen hatte.
    Jack Ryan stand mit seiner Frau und seinen Kindern auf einem Podium vor dem Marriott Waterfront. Es regnete Luftballons, und Musik ertönte. Als er dann zu der begeisterten Menge sprach, dankte er zuallererst seiner Familie und danach dem amerikanischen Volk, dass es ihm die Möglichkeit gegeben habe, es in einer zweiten vierjährigen Amtszeit zu vertreten.
    Seine Rede war optimistisch, herzlich und manchmal sogar witzig. Schon bald kam er jedoch auf die beiden zentralen Themen des Wahlkampfs zu sprechen. Er forderte Präsident Kealty auf, die Vorbereitung eines Bundesgerichts-Prozesses gegen Saif Yasin zu beenden. Dies wäre eine Verschwendung von Arbeitszeit und Ressourcen, da er den Emir sofort nach seinem

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