Ziel erfasst
Ihr Land bereits für eine Seite entschieden hat. Das war jedoch ein Riesenfehler. Rehans JIM wird von den Briten und den Amerikanern in großem Umfang unterstützt. Sie haben Ihre Politiker um den Finger gewickelt und zum Narren gehalten. Ich kann das beweisen. Wenn Sie mir einen inoffiziellen Kanal zu Ihrer Regierung verschaffen, werde ich meine Behauptungen untermauern, und Ihr Dienst wird es sich danach dreimal überlegen, bevor er jemand in der JIM künftig noch vertraut.«
»Major, bitte denken Sie daran. Ich habe nie behauptet, dass ich für den britischen Geheimdienst arbeite.«
»Nein, das haben Sie nicht. Ich habe das.«
»Stimmt. Ich bin ein alter Mann, ein pensionierter Import/Export-Kaufmann.«
Al-Darkur lächelte. »Dann sollten Sie Ihren Ruhestand aufgeben und vielleicht ein paar Geheimdiensterkenntnisse aus Pakistan exportieren, die für Ihre Nation nützlich sein könnten. Im Gegenzug könnten Sie etwas Unterstützung durch den MI6 importieren, die meinem Land helfen würde. Ich versichere Ihnen, dass Ihr Land im pakistanischen Geheimdienst noch nie einen solch strategisch günstig platzierten Partner hatte wie mich, der bereit ist, alles zu tun, was unsere gemeinsamen Interessen befördert.«
»Und was ist mit mir? Wenn man mich aus Pakistan hinauswirft, werde ich kaum hilfreich sein können.«
»Ich kann Ihre Ausweisung monatelang verzögern. Heute fand ja nur die erste Vernehmung statt. Ich werde jede Phase dieses Prozesses aufs Äußerste in die Länge ziehen.«
Embling nickte. »Major, ich muss Ihnen doch noch eine Frage stellen. Wenn Sie sich so sicher sind, dass es in Ihrem Geheimdienst von General Rehans Informanten nur so wimmelt, wie können Sie dann all diesen Männern vertrauen, die für Sie arbeiten?«
Al-Darkur lächelte erneut. »Bevor ich dem ISI beitrat, diente ich in der SSG, der Special Services Group, der Eliteeinheit der pakistanischen Armee. Meine Männer gehören ebenfalls zur SSG. Es sind Angehörige meiner früheren Einheit, der Zarrar-Kompanie, einer Antiterror-Kommandotruppe.«
»Und stehen sie loyal zu Ihnen?«
Al-Darkur zuckte die Achseln. »Sie stehen zu dem Konzept, nicht von einer Straßenbombe in die Luft gejagt zu werden. Im Übrigen teile ich diese Einstellung.«
»Ich auch, Herr Major.« Embling streckte dem Offizier die Hand entgegen, und dieser schüttelte sie. »Es ist schön, mit einem neuen Freund solche Gemeinsamkeiten zu haben.« Diese Aussage war eine reine Sache der Höflichkeit . Natürlich traute keiner der beiden Männer in diesem Raum dem anderen.
Zwei Stunden später saß Nigel Embling an seinem eigenen Schreibtisch, trank Tee und trommelte mit den Fingern auf einer abgenutzten ledernen Schreibunterlage.
Sein Morgen war, gelinde gesagt, interessant gewesen. Es kam nun mal nicht so häufig vor, dass man aus dem Schlaf gerissen wurde, um einem hochgestellten Geheimdienstmann vorgeführt zu werden.
Sein Hausdiener Mahmud, dessen Kopf ein hässlicher dunkelroter Bluterguss zierte, brachte seinem Herrn einen Teller, auf dem einige Suji-ka-Halwa- Schnitten lagen, ein Dessert aus Kokosmehl, Joghurt und Grieß. Er hatte sie aus dem Nachbarhaus mitgebracht, als Embling vom ISI wieder nach Hause gebracht worden war. Embling biss gedankenverloren in eine süße Schnitte.
»Danke, Junge. Warum gehst du heute Nachmittag nicht mit deinen Freunden Fußball spielen? Du hattest heute bereits einen langen, schweren Tag.«
»Vielen Dank, Mr. Nigel.«
»Ich danke dir, mein junger Freund, dass du heute Morgen so tapfer warst. Du und deine Spielkameraden werden in nicht allzu langer Zeit dieses Land hier erben. Ich bin mir sicher, dass man dann einen solch guten und tapferen Mann brauchen wird, zu dem du zweifellos heranwachsen wirst.«
Mahmud hatte keine Ahnung, wovon sein Dienstherr gerade sprach, aber er hatte sehr wohl verstanden, dass er ihm den Nachmittag freigab, damit er mit seinen Freunden kicken konnte.
Als der kleine Hausdiener gegangen war, aß Embling seine Schnitten und trank seinen Tee. Er machte sich große Sorgen. Was sollte er tun, wenn sie ihn tatsächlich ausweisen würden? Er wollte keinesfalls in einen Machtkampf innerhalb des pakistanischen Geheimdiensts hineingezogen werden. Außerdem machte ihm die Vorstellung Kopfzerbrechen, diesen Major al-Darkur ausforschen zu müssen, ob er wirklich der war, für den er sich ausgab, oder ob er nicht doch zu den unangenehmen Kräften in diesem Land gehörte.
Trotzdem war Emblings Hauptsorge
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