Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zielstern Beteigeuze

Zielstern Beteigeuze

Titel: Zielstern Beteigeuze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
Vom Netzwerk:
Schicht noch nicht beendet war, hatte wenig zu tun, und sie hatte ganz gewiß keine Lust, in diesem Augenblick die Konsequenzen zu durchdenken. Sie wandte sich statt dessen noch einmal den Stauchsignalen zu.
    Eigentlich hatte sie schon alle Möglichkeiten untersucht und nichts gefunden, was auf einen semantischen Gehalt der Impulse schließen
    ließ. Als eindimensionale Zeichenreihe, als zweidimensionales Bild
    und als dreidimensionale Figur hatte der Computer sie in Hunderten von Varianten durchgerechnet, und nichts hatte sich ergeben. Es war
    ja auch ein zu verrückter Gedanke... Andererseits, falls wirklich den Impulsen eine Bedeutung aufgeprägt war, dann wohl in einer einfach entschlüsselbaren Form; sie sollte ja nicht verborgen werden.
    Aber was waren denn einfache Formen? War einfach für irgendwelche anderen Intelligenzen das gleiche wie für die Menschen? Hatten nicht schon die Menschen dieses Jahrhunderts ganz andere Vorstellungen von Einfachheit als die, sagen wir, des Mittelalters? Nehmen wir das zweidimensionale Bild. Was ist einfach? Die einfachste Figur in der Ebene ist die Gerade, die im Winkel von fünfundvierzig Grad durch Null geht: y gleich x. Aber damit läßt sich kein Bild zeichnen. Und außerdem, das gilt ja nur für das kartesische Koordinatensystem. In Polarkoordinaten ist die einfachste Figur Rho gleich Phi, die Spirale, und damit kann man auch kein... Doch, damit kann man ein Bild zeichnen! Und eine Spirale hatte Elber da auf dem Planeten gefunden. Das war weitere Versuche wert!
    Sicherlich würde die Spirale, wenn sie zur Bildherstellung benutzt wurde, enger gewickelt sein als Rho gleich Phi, die einfachste archimedische Spirale; man mußte also Phi einen Faktor kleiner eins beigeben und diesen Faktor auf dem Computer gleiten lassen.
    Die Schwierigkeit lag in diesem Fall nicht in der Programmierung, wirklich kompliziert war es für Dela, in den sich verändernden Schwarzweißverteilungen auf dem Ausgabeschirm den flüchtigen Moment zu erkennen, wo sich vielleicht ein Bild zeigen sollte. Da sie aber nicht wußte, was dieses Bild darstellen würde, konnte sie also nicht nach etwas Bestimmtem suchen.
    Nach fünf Minuten schaltete sie das Aggregat ab - Pause, vor ihren Augen flimmerte alles. Das war also nichts. Oder war da doch etwas gewesen? Das Bild hatte zwischen fast gleichmäßigem Grauton und der Ausbildung zusammenhängender heller Flächen geschwankt, mehrmals geschwankt - gab es da eine Periode? Wenn ja, könnte man sich darauf beschränken, nur die Bilder mit zusammenhängenden Hellflächen zu betrachten, und die etwas genauer.
    Die Periode existierte, sie war schnell festgestellt. Dela ließ nun nacheinander die Bilder im Periodenabstand auf den Schirm geben und etwas länger stehen. Und da wurde ihre Suche belohnt. Fast hätte sie aufgeschrien: Auf dem Schirm zeichnete sich deutlich das Bild einer Galaxie ab, ähnlich der M 31, aber doch nicht gleich, wie sie bei längerem Hinsehen bemerkte. Augenblicklich war sie überzeugt: Das war kein Zufall, das konnte kein Zufall sein, nicht die Wirkung blinder Naturkräfte, das war eine Nachricht von gesellschaftlichen Wesen für gesellschaftliche Wesen. Nur von wem und für wen und was sie eigentlich besagte - das war noch zu klären.
    Es gab jetzt kaum noch einen Teil der Planetenoberfläche, der nicht von einem der Satelliten überflogen worden war, und das bedeutete allerhand Material, selbst für den Computer, war doch die Oberfläche etwa sechzehnmal so groß wie die der Erde. Es war also an der Zeit, mit der Bearbeitung der spektralen Bildoktette zu beginnen.
    Die Ziele, die die Basisleute damit verfolgten, waren, an der Fülle des Materials gemessen, äußerst bescheiden; sie würden gewiß nur Tausendstel oder Zehntausendstel der vorliegenden Information benötigen, alles andere blieb der späteren Aufbereitung auf der Erde vorbehalten. Das leidige Paradoxon des Planetologenberufs zeigte sich auch hier: Neunzig Prozent seiner Arbeit wurden auf der Erde ausgeführt.
    Was die Basis brauchte, waren Messungen klimatischer und verwandter Ereignisse, also alles, was die Produktion beeinflussen konnte. In erster Linie war Klarheit zu gewinnen über diese G-Schwankungen, wenn schon nicht über ihre Herkunft und Ursache, so wenigstens über Gesetzmäßigkeiten ihres Auftretens und über Begleiterscheinungen, die eine rechtzeitige Warnung ermöglichen würden.
    Das war anfangs eine mühselige Arbeit. Dem Computer konnte man, da man ja

Weitere Kostenlose Bücher