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Ziemlich beste Freunde

Ziemlich beste Freunde

Titel: Ziemlich beste Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillipe Pozzo di Borgo
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Béatrice gibt nicht auf. Sie lässt nichts unversucht, um mich aus diesem Krankenhaus herauszuholen, nimmt Kontakt zu Fred Chandon auf, meinem obersten Chef, und zu André Garcia, meinem Exchef und Freund. Sie lassen mich im Krankenhaus La Pitié-Salpêtrière in Paris aufnehmen, wo ich über zwei Monate bleibe.
     
    Noch ein paar Tage im Koma, dann entscheidet sich Professor Viars für eine »Therapiepause«. Von einem Tag auf den anderen werden alle Medikamente abgesetzt, einschließlich der achtzig Kapseln Imovane, die mich im Koma halten.
    Es ist ein gewaltiger Schock. Eine Woche lang habe ich zwischen vierzig und einundvierzig Grad Fieber. Auch eine Hepatitis bleibt mir nicht erspart, doch allmählich komme ich wieder zu mir.
     
    Unter den Augen von Béatrice, die sich über meine gläserne Wiege beugt, kehre ich auf die Erde zurück. An ihre Worte kann ich mich nicht erinnern, nur an ihren Blick. Wochenlang schwebe ich in einer Phantasiewelt.
     
    Béatrice organisiert das Defilee der Verwandten. Sie finden ihren Weg in die Albträume, die mich quälen.
     
    *
     
    Meine Halluzinationen sind so realistisch, dass sie sich zu einer virtuellen Welt zusammenfügen.
     
    Ich befinde mich an Bord eines kleinen Motorboots. Meine Fahrt endet rudernd. Ich lege direkt gegenüber von meinem Krankenhauszimmer an. Ein Höllenlärm versetzt mich in die Kanzel einer Mirage 40, der Pilot ist Spanier. Später wird mir klar, dass das Sozialamt einen Spanier eingestellt hat, um die Kosten zu senken. Der Pilot soll mit mir außerhalb des französischen Hoheitsgebiets im Sturzflug die Schallmauer durchbrechen. Jeden Tag steige ich in das Mirage-Flugzeug. Danach bin ich zwar völlig erledigt, fühle mich aber erholt. Schließlich setzt mich die Maschine in Ägypten ab, östlich von Alexandria.
    Der Rollstuhlschieber des Krankenhauses führt mich durch die Vororte der Stadt. Er bringt mich in ein Café, das aussieht wie eine mittelalterliche Taverne – ein großer holzverkleideter Raum, der wie ein mehrstöckiges Einkaufszentrum angelegt ist. Dicht gedrängt nehmen die Leute dort chinesisches Essen zu sich oder gehen ins Hamam. Andere liegen, so wie ich, in einem beengten Raum. Eine Wasserpfeife geht um.
     
    Der Pfleger bringt mich in das ganz mit weißen Kacheln geflieste türkische Bad. Dampfschwaden ziehen über meinen Kopf hinweg. Ich versuche, mich auf die Ellbogen zu stützen, rutsche jedoch ab und gleite auf den Abfluss in der Mitte des Raums zu. Der Rollstuhlschieber hat mich allein gelassen. Ich schreie und versuche, mich dem Sog zu entziehen, doch es gelingt nicht.
     
    *
     
    Trugbilder, Fieberwahn. Als ich die Augen öffne, habe ich keinen Körper mehr!
     
    *
     
    Alexandra ist da, meine kleine Schwester, irgendetwas flößt ihr schreckliche Angst ein. Sie spricht und schluchzt gleichzeitig, dann verschwindet sie leichenblass. Da taucht ihr Freund Léo samt seinen drogensüchtigen Kumpeln auf. Sie erstechen die Krankenschwester, stürzen sich auf den Medikamentenschrank und schnappen sich die Spritzen und andere Dinge. Das Geräusch kratzender Nägel, dann sind sie alle verschwunden. Sicher war es nur ein Traum. Doch am nächsten Morgen höre ich im Radio, die Polizei habe eine Bande gefährlicher Krimineller eingekesselt, die johlend um eine junge Frau herumtanzen. In ihrem Rücken steckt ein Messer. Die Polizisten konnten noch nicht zum Opfer vordringen. Es ist Alexandra. Ich schreie.
     
    *
     
    Mein Cousin Nouns ist zu Besuch gekommen. Während meiner gesamten Zeit im Krankenhaus besucht er mich täglich. Wie immer erzählt er mir wahnsinnig lustige Geschichten und bringt mich zum Lachen, bis die Schläuche platzen. Mein Zwillingsbruder Alain löst ihn ab – Hacken zusammenknallen, Verbeugung vor dem Glasbett, militärischer Gruß: »Halt die Ohren steif, Bruder!« Er richtet sich wieder etwas auf, verfällt in sein übliches Schweigen, verharrt in Habachtstellung. Béatrice ist da. »Stehen Sie bequem!« An der Wärme ihres Blicks erkenne ich, dass ich lebe. Sie ist die Einzige, die mich berührt, sie beugt sich zu mir, um mich überall dort zu küssen, wo sie hinkommt.
     
    *
     
    Wir sind in unserem Park in der Champagne. Emmanuel, ehemaliger Schüler der École polytechnique und Patenonkel meines Sohnes nebst seiner reizenden chinesischen Ehefrau Marie sind zu Besuch. Die Nacht bricht herein, es wird kühl. Da kommen plötzlich lauter kleine Chinesen aus Maries Ohren heraus. Marie sammelt sie wieder ein.

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