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Ziemlich beste Freunde

Ziemlich beste Freunde

Titel: Ziemlich beste Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillipe Pozzo di Borgo
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was machen.«
    »Kümmern Sie sich bitte darum, Abdel.«
     
    John ist der Sohn sehr guter Freunde, Béatrice und ich haben sie in Chicago kennengelernt. Er verbringt gerade ein Jahr in Paris und wohnt während dieser Zeit bei mir.
     
    Am nächsten Morgen: »Es ist alles geritzt, ich habe eine Bauchtanzshow organisiert.«
    Mit leichter Besorgnis gebe ich zu bedenken:
    »Aber doch nichts Geschmackloses, Abdel.«
    »Keine Sorge.«
     
    Am Festabend steckt er mich in einen Smoking samt Fliege und Einstecktuch. Damit ich nicht ohnmächtig werde, liege ich in meinem Rollstuhl. Die Jugendlichen, zusammengetrommelt von den Kindern der Familie, sind alle herausgeputzt. Nur aus den besten Kreisen, den vornehmsten Familien Frankreichs. Der Champagner fließt in Strömen, Petits Fours werden herumgereicht, die Stereoanlage ist voll aufgedreht. Ich schwitze, bin kurz davor, ohnmächtig zu werden. Abdel hebt meine Beine senkrecht nach oben. Den Jugendlichen ist das unangenehm, sie entfernen sich.
     
    Ich bin wieder bei Sinnen, richte ein paar Worte an die rund hundert Gäste. Abdel überreicht das Geschenk, eine Digitalkamera. Beifall. »Und nun möchte ich Sie bitten, sich an den Rand des Saals zu setzen. Abdel war so nett, eine Darbietung zu organisieren.«
     
    Abdel legt arabische Musik auf. Wie ein Oberpriester öffnet er die Flügel zum angrenzenden Salon. Nichts passiert. Er stellt die Musik lauter. Jemand stürmt herein, zwar eine Orientalin, doch keine Bauchtänzerin, sondern ein üppiges, splitternacktes Wesen. Bestürzung, Schreckensschreie im Saal, alle sind wie gelähmt. Die Nixe dreht eine Runde, wiegt sich vor den knallrot angelaufenen Gästen. John, der an meiner Seite sitzt, sieht mich wütend an: »Was soll das denn, Uncle?«
     
    Die Frau baut sich vor mir auf, es lässt mich völlig kalt, ich habe nicht mal Lust zu lachen. Sie hat verstanden, dass ich der Chef bin, und schwingt vor mir die Hüften. Ich gebe ihr zu verstehen, dass der junge Mann neben mir das Geburtstagskind ist. Sie setzt sich auf seinen Schoß. Er hält es ganze dreißig Sekunden aus, dann springt er auf und schleudert ihr auf Englisch Beleidigungen ins Gesicht. Das ist das Signal, auf das alle, etwas scheinheilig, gewartet haben, auch sie schimpfen nun los. Die Jungen ziehen sich in den kalten Garten zurück und die Mädchen, die nicht ganz so hitzig sind, bleiben drinnen und schnattern.
     
    »Ihr Fest war sehr nett, Uncle. Zum Glück sind meine Eltern nicht da. Sie brauchen ihnen keine Fotos zu schicken.« Freundschaftlich umarmt er mich und geht wieder zu den anderen jungen Leuten. Abdel bringt mich in meine Räume zurück. Unterwegs treffe ich die Dame, in ihren Pelzmantel gehüllt und in Begleitung ihres »Managers«, eines waschechten Zuhälters.
     
    Abdel bringt sie zur Tür.
     
    »Sie fahren einen schönen Mercedes. Wie gefällt Ihnen die Karosserie?«
    »Abdel, hatte ich Sie nicht um etwas Geschmackvolles gebeten?«
    »Aber es war doch keine Nutte.«
    »Erklären Sie das mal John. In der Zwischenzeit danke ich Ihnen für Ihre Unterstützung. Bringen Sie mich jetzt ins Bett.«
     
    Ich bitte ihn, eine Suite für Violoncello von Bach aufzulegen.
     
    Am nächsten Tag meldet sich ein Freund bei mir, Prinz seines Zeichens. Er ist der Einzige, der sich zu dem Vorfall äußert: »Schade, dass ich nicht eingeladen war!«

Bekiffte Redseligkeit
    Heute Abend ist es noch schlimmer. Abdels »Geschenk« hat die Gäste schockiert und mich auch nicht gerade aufgebaut. Ich stöhne, Abdel meldet sich in der Sprechanlage: »Geht es Ihnen nicht gut?«
     
    Ich kann nur noch mutlos ächzen. Er zieht mich an, schiebt mich in meinem Weekender – mein Spitzname für meinen kleinen zusammenklappbaren Rollstuhl – mitten in der Nacht bis Saint-Germain-des-Prés. Vor Chez Castel bleibt er stehen. »Ach nein, Abdel, nicht zu diesen Idioten.«
    »Es dauert nicht lange, ich muss nur schnell was erledigen.«
     
    Ein paar angetrunkene Schnösel stehen am Eingang. Abdel spricht mit ihnen, deutet mit dem Kinn auf mich. Ein schlecht rasierter Typ holt eine Schachtel Zigaretten heraus, zündet eine an und reicht sie ihm. Abdel kommt mit einem breiten Grinsen zu mir zurück: »So, und den rauchen Sie jetzt mal auf.«
    »Widerlich, der kann sich nicht mal normale Zigaretten leisten«, brumme ich vor mich hin.
     
    Abdel schiebt meinen Rollstuhl ins Deux Magots. Mir dreht sich alles.
     
    »Was war das denn für ein Zeug?«
    »Ein bisschen Dope kann nicht

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