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Zigeunerprinz

Titel: Zigeunerprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Schritte nicht hörte. Abrupt wurde die Tür geöffnet, und ihr Kopf fuhr herum. Der Anblick de Landes', mit der Fetten hinter ihm, überraschte sie nicht. Sie erwiderte seinen Blick mit einem so unverschämten Starren, wie sie es nur zuwege brachte.
    »Sie sind also wach. Sie besitzen eine erstaunliche, aber sehr praktische Genesungsfähigkeit.«
    Sie würde nicht gefesselt und verschnürt vor ihm liegen bleiben. Sie rutschte über die Matratze und stieß ihre gebundenen Füße über die Bettkante, richtete sich mühsam auf, wobei sie die Hände zusammenpreßte, um das Gleichgewicht zu halten. Sie schwankte und mußte sich beinahe erbrechen, als sie sich aufgesetzt hatte, aber es war der Mühe wert.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, warum«, sagte sie langsam und kontrolliert.
    »Weil ich Verwendung für Sie habe, natürlich.«
    »Und welche?«
    »Sie sollen natürlich Prinz Roderic dazu bringen, mit mir handelseinig zu werden. Das wird er, wenn ihm an Ihrem Wohlergehen liegt.«
    »Ihre Einfälle, mit denen Sie Ihre Ziele erreichen wollen, scheinen recht beschränkt zu sein.«
    Sein Mund wurde schmal angesichts dieser Anspielung auf seine Einfältigkeit. »Warum sollte ich ein solch effektives Mittel aufgeben? Um Ihrer Großmutter willen haben Sie getan, was ich wollte. Ihr Prinz wird dasselbe um Ihretwillen tun.«
    Der Gedanke, daß Roderic gezwungen sein könnte, sich dieser posierenden, selbstzufriedenen Kreatur zu beugen, war ihr unerträglich. »Wie kommen Sie dazu, das anzunehmen? Was läßt Sie glauben, es würde ihn im mindesten kümmern, was aus mir wird?«
    »Sie haben in seinem Bett gelegen.«
    »Nur ein paar Tage. Die Verbindung war nicht von Dauer.«
    »Wie unangenehm für Sie.«
    »Keineswegs. Ich war froh, mich dieser Verpflichtung entledigen zu können.«
    De Landes starrte sie stirnrunzelnd an und lachte dann unvermittelt los. »Ich glaube, Sie protestieren zuviel. Hat ihn Ihre Unschuld nicht mehr gereizt? Welch ein Schlag für Ihren Stolz! Zweifellos hätten Sie erwartet, sich länger als eine durchschnittliche Kurtisane an seiner Zuneigung zu erfreuen. Warum, will mir allerdings nicht in den Kopf; eine Kurtisane versteht zumindest etwas von ihrem Gewerbe.«
    Er war ein abscheulicher Kerl. Trotzdem war sie auf dem richtigen Weg. Sie schenkte ihm einen wutentbrannten Blick. »Ich sagte Ihnen bereits, ich war froh, daß es vorüber war!«
    »Eine verletzte Frau. Wie herzerweichend. Dann werden Sie nichts dagegen haben, wenn ich ihn etwas ... gröber anfasse.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Wie Sie meinen. Aber er wird nicht kommen.«
    »Er gehört zu den Adligen, denen man von Geburt an eingebläut hat, daß die Pflicht alles andere überwiegt. Sie nehmen ihre Verantwortung äußerst ernst. Sie sind ein Bauer in seinem Spiel und sollen für ihn geopfert werden, deshalb wird er die ganze Last auf seinen Schultern spüren. Er würde kommen, selbst wenn sie nur ein einfacher Infanterist unter seinem Kommando wären. Er würde kommen, wenn Sie ein Zigeunermädchen wären, mit der er nur ein Schäferstündchen verbracht hat. Er würde kommen, wenn Sie seine einfachste Dienerin wären. Aber sie sind Gast unter seinem Dach, das Patenkind seiner Mutter und eine Frau, der er einst seine Gunst geschenkt hat. Sie haben ein dreifaches Anrecht auf seine Protektion. Er wird kommen.«
    »Warum Sie ihn hier haben wollen, will mir nicht in den Kopf. Sie kommen mir vor wie ein Hase, der den Fuchs in seine Höhle lockt.«
    »Ich bin kein Hase«, widersprach de Landes, und zornige Röte schoß in sein Antlitz. »Ich kann Prinz Roderic in Schach halten.«
    »Können Sie das? Trotzdem, zu welchem Zweck? Wenn Sie sich rächen wollen, sind Sie spät dran.«
    »Rache kommt nie zu spät. Als geduldiger Mensch habe ich es vorgezogen zu warten, bis die Zeit reif dafür war.«
    »Was hat sich denn geändert? Wenn Sie glauben, Sie könnten Roderic straflos verletzen, dann, so fürchte ich, täuschen Sie sich.«
    »Verletzen? Ma chere, ich werde ihn umbringen.«
    Das hatte sie bereits vermutet, doch es ihn aussprechen zu hören, jagte ihr einen Schauder über den Rücken. Es war vielleicht möglich. Wenn ein ausländischer Prinz, offenbar als Opfer einer jener Zusammenrottungen, die durch die Stadt zogen, zu Tode geprügelt würde, wäre das ein ebenso bedauerlicher wie unglücklicher Zwischenfall. Man würde Ruthenien gegenüber das tiefste Bedauern ausdrücken, versprechen, die Vorfälle gründlichst zu untersuchen, und damit

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