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Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Dass fünf Jahre verstreichen könnten, oder auch zehn, und der Thron ist unbesetzt, und dass es dann von keiner Seite her Druck geben würde, einen neuen König zu wählen?«
    »Ich dachte, dass man zunächst einmal den Versuch unternehmen müsste, den König zurückzuholen, ehe so etwas geschieht.«
    »Man hat solche Versuche unternommen«, sagte Damiano. »Hast du eine Vorstellung davon, wie viele Männer ich ab dem ersten Jahr nach deinem Untertauchen auf deine Spur gesetzt habe?«
    »Oh, ich habe aber mein patrin großzügig überall zurückgelassen.«
    »Das ist richtig. Und wir haben deine Zinken ja dann auch schließlich aufgespürt. Aber Chorian brauchte immerhin noch drei Jahre, um dich ausfindig zu machen. Oh, ja doch, wir haben uns in all den Jahren bemüht.«
    »Genau wie eine Reihe von Lords des Imperiums«, gab ich zurück. »Julien de Gramont wurde mir von Periandros nachgeschickt. Und Chorian, nun, es ist doch klar, dass der nicht nur für dich, sondern auch für Lord Sunteil arbeitete. Schön, ich hatte damit gerechnet, dass ihr mich ein bisschen früher findet, als es nun der Fall war. Und ich habe nicht im Traum damit gerechnet, dass unter allen Menschen ausgerechnet Shandor seine Pfoten nach dem Thron ausstrecken würde.«
    »Das hat er aber«, sagte Damiano.
    »Und dir geschieht das ganz recht«, sagte Valerian. Er springt mit mir nie sanft um. »Du hast ein Vakuum geschaffen, und der Mistkerl ist direkt reingestiegen. Und bringt es uns unsrer Roma-Sonne irgendwie näher, wenn wir als König so was wie Shandor haben?«
    »Shandor ist nicht der König«, sagte Bibi Savina plötzlich mit einer Stimme, die aus einem anderen Sonnensystem herüberzudringen schien.
    Alle wandten sich der phuri dai zu.
    »Diese Wahl war keine Wahl. Die Abdankung war kein Thronverzicht. Yakoub ist noch immer der König.«
    »Aber sicher doch ist er das!«, blökte Chorian und bekam sofort ein schamrotes Gesicht, weil er es gewagt hatte zu sprechen.
    »Und der andere König auf dem Thron in Galgala?«, sagte Biznaga. »Was ist der, ein Hirngespinst?«
    »Ha, ein Hirngespinst!«, dröhnte Valerian. »Der hat seine Chance gesehen und sie sich gepackt. Und jetzt haben wir ihn auf dem Hals. Außer natürlich, ihr wollt einen Bürgerkrieg anfangen und Rom gegen Rom kämpfen lassen. Und die Gaje lehnen sich bequem in ihren Sesseln zurück und lachen über uns.«
    »Das darf nicht geschehen«, sagte Thivt.
    »Wir sollen also Shandor als König akzeptieren?«, fragte Damiano dagegen.
    Und dann redeten alle durcheinander, bis Polarcas trockene Stimme scharf in das Gebrabbel schnitt: »Bibi Savina hat recht. Wir können Shandor ganz einfach ignorieren, denn Yakoubs Abdankung bedeutet gar nichts. Erstens hat es bei uns niemals so was wie eine Abdankung gegeben. Ein König bleibt König, bis er stirbt, oder bis die Krisatoren ihn absetzen. Und ich habe nichts davon gehört, dass es da einen offiziellen Akt der Absetzung gegeben hätte. Und selbst wenn es so was gegeben haben sollte, können wir noch immer behaupten, es ist unter Zwang erfolgt, also null und nichtig. Yakoub ist und bleibt unser König.«
    Biznaga schüttelte heftig den Kopf. »Aber Shandor übt die Regierung aus. Shandor ist vom Imperium als Oberhaupt der Roma-Völker anerkannt. Was für legale Mittel bleiben uns denn, ihn jetzt abzusetzen?«
    Wieder plapperten sie alle durcheinander. Diesmal hob ich die Hand und gebot Schweigen.
    »Ich habe einen Plan«, sagte ich. »Ich habe diesen ganzen Schlamassel über uns gebracht, ganz allein ich, als ich mich entschloss, den Thron zu verlassen. Und nun gedenke ich, reinen Tisch zu machen. Ebenfalls ganz allein.«
    »Wie?«, fragte Valerian heftig.
    »Indem ich nach Galgala gehe. Allein, ohne irgendwelche Begleitung. In eigener Person, nicht als Doppelgänger. Und ich werde ganz allein in das Königliche Haus der Macht treten und meinem Sohn Shandor erklären, dass er binnen fünf Minuten seinen Sterz in Bewegung setzen und verschwinden muss, sonst …«
    »Und das ist dein Plan?« Valerian wirkte erstaunt.
    »So ist mein Plan, ja.«
    »Nach Galgala zu reisen?«, sagte Jacinto. »Allein vor Shandor zu treten und ihm ein Ultimatum zu stellen?«
    »Ja. Genau das.«
    Wieder sah ich, wie sie einander verblüfft und mit offenem Mund anstarrten. Allgemeine Ungläubigkeit. In ihren Gesichtern konnte man deutlich ablesen, dass sie jetzt über allen Zweifel hinaus davon überzeugt waren, dass ich den Verstand verloren haben

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