Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
nicht etwa kolonisiert, sondern sie haben sie nur ganz einfach dort entwickelt. Und sich dann so rasch von ihrem Mutterplaneten abgesetzt, wie sie nur konnten. Was jedes einigermaßen intelligente Lebewesen ebenfalls getan haben würde. Ach, diese Klimate auf der Erde! Ein höllisch widerwärtiges Sortiment von Klimaten hatten die dort. Ich weiß das aus meinen Studien und von meinen gelegentlichen kleinen Spuktrips dorthin. Abgesehen von einigen wenigen wirklich zauberhaften Orten, die aber leider für große Populationssegmente nicht sehr gut tauglich waren, war alles auf der Erde entweder zu heiß oder zu kalt, zu nass oder zu trocken, zu unfruchtbar oder zu üppig. An Stellen, wo das Klima anständig war, bekamst du gewöhnlich als Dämpfer Erdbeben oder Vulkanausbrüche oder Hurrikane gratis mitgeliefert.
    (Die Gaje behaupten immer gern, derartige naturbedingte Feindlichkeit und Widerstände ließen eine Rasse erst zur wahren Größe heranwachsen, und vielleicht stimmt das ja. Aber ich muss trotzdem darauf hinweisen, dass gemäß dem Bericht der Swatura das Klima auf dem Stern der Zigeuner absolut vollkommen war und es uns dennoch gelang, dort eine – mit Verlaub – ziemlich eindrucksvolle Kultur zu entwickeln.)
    (Andererseits wurde der Stern der Roma im Abstand von sechstausend Jahren von zwei tödlichen Eruptionen unserer Sonne getroffen. Nun ja, mal gewinnst du, mal verlierst du, so muss es wohl sein.)
    Wie immer, ein bisschen klammes Wetter hat mir niemals viel ausgemacht. Und Mulano lag erstens außerhalb der Kontrolle des Imperiums und war zweitens selbst bei übelster Sturmlaune nicht vollkommen unbewohnbar und damit genau der richtige Planet für mich, um mir ein kleines Sabbatikum, ein Ruhejahr, von den Regierungssorgen zu gönnen. {4} Die Gefahr war ziemlich gering, dass mich Touristen belästigen würden, oder Sklavenhändler, Synapsenhausierer, oder Bodyfarmer, oder die Skandalhyänen, die vom Schmerz anderer leben, auch wohl kaum Meinungsbefrager und Volkszählungsvertreter, noch Börsenmakler, Lexikonverkäufer, Grundstücksspekulanten, Steuereintreiber oder irgendwelche sonstigen quatschquasselnden Vertreter eines entspannten freizeitbewussten Lebens im 32. Jahrhundert. Der Schnee lag so hoch, dass sogar Archäologen sich davon abschrecken ließen. Vielleicht würde ab und zu mal ein Gespenst auftauchen, aber die gehörten dann zu unseren Leuten, waren also überhaupt kein Problem. Und ich wusste, dass ich in einer Eisblase relativ bequem leben konnte, da ich vor Zeiten einmal ein paar Jahre auf Zimbalou gelebt hatte, einer der Nomadenwelten der Roma. Dort sind die Eisblasen Standardbehausung für alle, die im Obergrund leben. Während Zimbalou hierhin und dorthin durch die Galaxis wandert, darf der Planet niemals so nahe an irgendeine Sonne herankommen, dass er auftaute, denn seine größeren Siedlungen und Städte sitzen tief unter dem Oberflächeneis in Tunnelsystemen, und so würde natürlich jeder Tauvorgang, jede Planetenerwärmung, eine Katastrophe bedeuten. Es ist ein dunkler, trübseliger Ort, aber die dort wohnen, lieben ihn. Fast wäre er auch mir lieb geworden. Nun, jedenfalls lernte ich dort die Kunst, wie man sich eine Eisblase baut.
    Also stieg ich die Gletscherflanke hinauf, überquerte sie oben, stieg auf der anderen Seite wieder abwärts und strebte nach Norden, bis ich die richtige Stelle erreicht hatte. Es war ein ganz besonderer Ort auf einem Planeten, auf dem es keine besonderen Orte gibt, jedenfalls nicht viele. Gefunden und für mich reserviert hatte ich den Fleck einige Tage, ehe Chorian aufgetaucht war.
    Mulano ist zwar im Grunde nichts weiter als eine gewaltige leere weißglitzernde Eiswüste, doch diese Region war anders. Denn hier gibt es ein verblüffendes Charakteristikum, das wirklich sonderbar und fremdartig war. Mein Gott, wie ich Dinge liebe, die endlich einmal wirklich fremd und neu sind! Und hier befand sich etwas dermaßen besonders Fremdartiges, dass ich seine Ausstrahlung sogar schon aus zehn Kilometern Entfernung zu mir herbranden spürte, und zwar mit einer Kraft und Stärke wie das Brüllen einer gewaltigen Orgel, deren Musik bis halb in die Himmel hinaufreichte.
    Und zwar war das so: Du kommst aus all dem Weiß über einen stumpfen Hügel, und plötzlich ist da vor dir alles grün, grün so weit du überhaupt nur sehen kannst, über schneeflimmernden Tälern und Hügeln und bis zu der Flanke eines fernen Gletschers hinauf. Und was war dieses Grün?

Weitere Kostenlose Bücher