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Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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zurück. Hallo, du da. Wir sind so gut miteinander bekannt, meine Organe und ich. Ich sonnte mich in ihrer Bewunderung für mich, und mir behagte es sehr, dass sie eine solch hohe Meinung von mir hatten. Es lief alles glatt zwischen uns. Und wenn wir unsere Karten gut spielten, konnten wir gut und gern noch so an die zweihundert Jahre zusammenbleiben. Vielleicht sogar länger. Während ich daran dachte, überkam mich ein Gefühl des Wohlbehagens. Dann dachte ich an das Abendessen, das mich heute erwartete. Ich dachte an den Wein. Ich sann über den Schnee nach, der inzwischen in linksdrehenden stöbernden Wirbeln zu fallen begann. Nur an eines wollte ich jetzt nicht denken: daran, je wieder König sein zu müssen. Ich dachte lieber darüber nach, wie angenehm es war, nicht König zu sein. Das deutlich fühlbare Nichtvorhandensein meiner Macht war es, was mir in diesen Tagen Lebensfreude und Lebenskraft verlieh.
    Lustvolle Gedanken an Liebe, die in keinem Zusammenhang standen zu dem, was Julien gesagt hatte, drängten sich mir auf. Beim Anblick der grünen sich windenden Gliedmaßen meines Waldes löste ihre Üppigkeit eine seltsame Erregung in mir aus. Ich könnte jetzt dort hinausgehen, dachte ich, und mich nackt mitten zwischen sie legen, und dann würden sie mich umschlingen wie ihren Geliebten. Ich stellte mir diese vielen tausend Fühlerarme vor, wie sie meinen Körper streichelten, überallhin über die empfindlichen Stellen glitten und genau wussten, was ich am liebsten mochte. Saugend, streichelnd, kitzelnd, tastend, eindringend. Ah, gut so, ah, schön! Schööön! Sacht versank ich in tiefen eroto-botanischen Wunschvorstellungen, in einer seltsamen, aber sehr angenehmen pflanzlichen Lusterfahrung. In meinem Bauch war gute Nahrung, ein feiner Rotwein wärmte mir das Hirn, und nun erwachten auch noch meine Lenden zu diesem neuartigen köstlichen Verlangen. Und dies in meinem Alter – noch immer bereit und fähig, auf einen neuen fremdartigen Reiz zu reagieren! Lauschet und höret, ihr alle! Spitzt eure Ohren und lernt! Man müsste doch glauben, dass alte Feuer irgendwann erlöschen, aber sie brennen weiter. Sie sterben nicht. Nein. Nicht einmal in dieser Welt aus Frost und Eis. Nein, sie sterben nicht. Niemals.
    Julien trat hinter mich, und seine Stimme bohrte sich mit grausamer Schärfe in meine Träumereien. »Aber dein Volk, Yakoub? Sollen sie auf ewig ohne König sein? Willst du zulassen, dass sich die Gilde der Piloten auflöst?«
    Die Vision der Tentakelwonnen zerbarst und schoss davon wie ein lecker Ballon. Ich war wütend auf Julien, weil er sich so grob in meinen Privattraum gemischt hatte. Er hätte es doch wirklich besser wissen müssen. Ein Augenblick zurückgezogenen Nachdenkens – ein heiliges, unantastbares Zwischenspiel. Eine höchstprivate intime Angelegenheit. Und er hatte mir dies völlig gedankenlos zerstört. Und so etwas behauptete noch dazu, Franzose zu sein!
    Doch ich zügelte meinen Zorn. Um unserer alten Freundschaft willen.
    Unfreundlich fuhr ich ihn an: »Die krisatora kennen das Verfahren. Wenn sie einen anderen König haben wollen, können sie die Thronvakanz erklären und jemand anderen zum König wählen. Ansonsten können die Roma durchaus einmal fünf Jahre lang ohne einen König auskommen, oder für fünfzig oder fünfhundert, wenn nötig. Die Franzosen haben es ja auch zuwege gebracht, oder etwa nicht, so an die dreizehnhundert Jahre ohne einen König zu überleben.«
    »Ja, und es gibt keine Franzosen mehr«, sagte Julien trübsinnig.
    »Was meinst du damit?«
    »Wir sind nirgends. Uns gibt es einfach nicht mehr. Wir existieren nicht. Wir sind nur noch eine Erinnerung, eine Sammlung guter Kochrezepte, eine schwierige Sprache, die heute kaum jemand mehr versteht. Willst du etwa so etwas auch für dein Volk, Yakoub?«
    »Wir sind Roma. Uns gibt es schon, lange bevor es die Franzosen oder die Engländer oder die Deutschen oder irgendwelche der anderen unzähligen Stammesgruppen der Erde gab. Und wir bleiben auch weiterhin Roma, ganz gleichgültig, ob wir derzeit gerade einen König haben oder nicht.« Ich fand meinen Wein und trank einen tiefen Schluck davon. Das beruhigte mich etwas. Es war eine sagenhaft gute Lage, und nachdem ich ein wenig kühler geworden war, sagte ich dies auch zu Julien. Die Franzosen als Kulturvolk mochten ja inzwischen ausgestorben sein, aber immerhin gab es noch ein paar von ihnen, die wussten, wie man einen anständigen Bordeaux keltert und

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