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Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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war. Die Kugeln, die der Rechtsmediziner
in ihrem Körper gefunden hatte, stammten aus einer Waffe, wie auch Sam sie besessen
hatte oder noch besaß …
    Sam antwortete
mit klarer Stimme: »Ich war nahe dran. Ein-, zweimal habe ich völlig die Beherrschung
verloren …«
    »Ein-, zweimal?«
Florians Stimme klang schrill, und er erschrak.
    »Ja.« Sam
war fahl im Gesicht.
    »Ich wette,
öfter. Seien Sie ehrlich … es war öfter.«
    »Nein.«
Sams Kiefermuskulatur spannte sich.
    »Was haben
Sie an dem Abend, an dem Sabrina starb, gemacht?«
    »Das geht
Sie nichts an, aber ich habe nichts zu verbergen. Ich war bei einem Freund, wir
haben zusammen gegessen.«
    Florian
befeuchtete mit der Zunge seine Lippen. »Sie sollen ziemlich brutal zu ihr gewesen
sein.«
    Sam wurde
blasser. »Hat Marlies Ihnen das erzählt?«
    »Spielt
das eine Rolle?« Florian spürte, dass er wütend wurde. »Hat Luz etwas von Ihren
Auseinandersetzungen mitbekommen?«
    Als Sam
den Kopf senkte, schoss Florian die Frage durch den Kopf, was diese Szenen für das
Kind bedeutet haben mochten. Hatte sie begonnen, ihren Vater zu hassen? Oder hatte
sie angefangen, die Mutter zu verabscheuen, weil sie glaubte, Sabrina sei an allem
schuld? Hatte Luz gewusst, warum die Eltern stritten? Vielleicht hatte sie in ihrem
Bett gelegen und als stumme Zeugin belauscht, wie der Vater die Mutter geschlagen
hatte. Vielleicht hatte sie sich irgendwann die Ohren zugehalten, weil sie die Schreie
und gegenseitigen Anschuldigungen der beiden nicht mehr ertragen konnte. Möglicherweise
hatte ihr das Wimmern der Mutter das Herz zerrissen, vielleicht aber auch das Brüllen
des Vaters, der, nachdem er realisierte, was er angerichtet hatte, zusammengebrochen
war und um Entschuldigung flehte …
    Florian
atmete tief durch. In diesen vier Wänden mussten sich Dramen abgespielt haben. Plötzlich
merkte er, dass sich etwas in ihm veränderte. Auf einmal fühlte er sich Sabrinas
Mann gegenüber nicht mehr als stummer Ankläger. Verraucht war seine Wut, verflogen
sein Hass gegen ihn. Vor ihm saß ein gebrochener Mann, dessen Bild nichts mehr mit
dem des früheren Rivalen zu tun hatte. Sam war nur noch ein Schatten seiner selbst.
Was auch immer sich zwischen ihm und Sabrina abgespielt hatte, es ging ihn nichts
an. Ein schmerzhafter Stich durchzuckte seinen Backenzahn. Vielleicht war es besser,
nicht mit Jana zusammen zu ziehen. Solche Szenen wollte er nicht erleben.
    »Ich habe
sie nicht umgebracht«, sagte Sam mit klarer Stimme.
    Florian
blickte ihn an.
    »Ich schwöre.«
    »Also gut.
Denken Sie, dass ihr Liebhaber sie getötet hat?« Er dachte an die Spermien, die
man in Sabrinas Vagina gefunden hatte.
    »Ich weiß
es nicht.«
    »Sie müssen
seinen Namen herausfinden. In Ihrem eigenen Interesse.«
    »Was denken
Sie, womit ich mich die ganze Zeit über beschäftige?«, fragte Sam aufbrausend. Nach
einer Weile fügte er ruhiger hinzu: »Sie war schlau, sie hat alle Spuren verwischt.
Keinerlei Einträge, keine Mails, keine Briefe oder Fotos. Nichts.«
    Florian
massierte sich die Stirn. »Ich muss Sie etwas fragen … Sie brauchen mir nicht zu
antworten, wenn Sie nicht wollen«, er atmete tief durch, »… aber es könnte wichtig
sein.«
    »Ja?«
    »Haben Sie
und Sabrina noch zusammen geschlafen?«
    Es dauerte
eine ganze Weile, bis Sam nickte.
    »Oft?«
    »Was soll
das jetzt?« Sams Augen funkelten.
    »Ich kann
Ihnen nicht verraten, woher ich es weiß, aber Sabrina hat wenige Stunden vor ihrem
Tod Geschlechtsverkehr gehabt.«
    Florian
bemerkte, dass Sam, der immer noch am Fenster stand, zu wanken begann. Schließlich
stützte er sich an der Wand ab und murmelte: »Mit mir nicht.«
    Beide schwiegen,
und irgendwann fragte Florian: »Warum hat sie eigentlich überall erzählt, dass sie keine Kinder bekommen konnte?«
    »Wie meinen
Sie das?«
    »So wie
ich es gesagt habe. Sabrina konnte Kinder bekommen. Sie sind es, der
keine Kinder zeugen kann.«
    »Woher wissen
Sie das?«
    »Nicht von
Sabrina, mehr will ich dazu jetzt nicht sagen. Wollte sie Sie schonen?«
    Sam lehnte
den Kopf gegen die Scheibe, und es dauerte einen Moment, bis er sprach. »Ich glaube,
sie hat sich für mich geschämt. Sie hat nie verstanden, warum sich ein Mann freiwillig
sterilisieren lässt. Für sie war das …«, er rang nach Worten, »… nichts als eine
riesige Dummheit. Die Dummheit eines jungen Mannes, der wenig vom Leben begriffen
hat.«
    »Jedenfalls
nichts von Frauen«, erwiderte Florian ungerührt. »Hat sie

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