Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)
deswegen einen Liebhaber
gehabt? Wollte sie noch ein eigenes Kind bekommen? Eine Schwangerschaft erleben?«
Die beiden
Männer starrten sich an.
»Ich weiß
es nicht. Wir haben nie darüber gesprochen.« Sam biss sich auf die Lippen.
»Wie lange,
glauben Sie, hat sie sie schon betrogen?«
»Vielleicht
ein Jahr, vielleicht auch nur ein halbes … Mir fiel auf, dass sie plötzlich anders
war als sonst …auch im Bett.«
Florian
runzelte die Augenbrauen.
»Sie wollte
auf einmal Dinge, die früher tabu für sie waren …«
Florian
scheute davor zurück, weitere Fragen zu stellen, sie hätten an seine Erinnerungen
gerührt, und das konnte er in diesem Moment nicht ertragen. Die blauen Flecken auf
ihren Unterarmen gingen ihm nicht aus dem Kopf.
»Ich war
misstrauisch geworden und habe angefangen, ihr hinterher zu spionieren«, beichtete
Sam mit monotoner Stimme.
»Und?«
»Nichts.«
Sam schüttelte den Kopf. »Ich habe bis heute nicht herausgefunden, mit wem sie mich
betrogen hat. Sie glauben nicht, in wie vielen Kölner Hotels ich angerufen habe,
doch unter ihrem Namen hat sie nirgends eingecheckt.«
»Vielleicht
haben sie sich unter dem Namen ihres Liebhabers eingetragen oder sie sind zu ihm
nach Hause gegangen …«, überlegte Florian und fragte: »Aber was für einen Grund
könnte ihr Liebhaber gehabt haben, sie umzubringen? Erpressung?«
Die beiden
Männer blinzelten sich an.
»Womöglich
hat er damit gedroht, Ihnen von Sabrinas Untreue zu erzählen, denkbar ist, dass
er Geld von ihr haben wollte. Vielleicht hat sie damit gedroht, zur Polizei zu gehen
…«
Florian
beobachtete Sam genau. »Es gäbe auch noch eine andere Möglichkeit.«
»Welche?«
»Vielleicht
war sie in Drogengeschäfte verwickelt?«
»Ausgeschlossen.
Sabrina war Zeit ihres Lebens strikt gegen Drogen, sie hat nicht einmal einen Joint
geraucht.«
Florian
war froh über diese Antwort, gab sie doch seiner eigenen Einschätzung recht.
Sam sah
mit einem prüfenden Blick über das Gelände. »Halten Sie mich nicht für verrückt
…«
Florian
sah ihn verwundert an. »Wieso?«
»Ich habe
eine Vermutung, die in eine ganz andere Richtung geht.«
»Ja?«
»Hier hat
sich ein paarmal eine junge Frau, eine Ausländerin, herumgetrieben … auf dem Grundstück.«
»Und …?«
Florian beugte sich ein Stück vor.
»Sie hat
etwas von uns gewollt. Sabrina hat mir erzählt, dass die Frau das Haus beobachtet
hat … einmal, als sie sie überraschte und zur Rede stellen wollte, war sie plötzlich
wie ein Wiesel verschwunden.«
»Wie sah
sie aus?«
»Schwarzhaarig,
relativ klein, etwas stämmig. Etwa 30 Jahre alt. So hat Sabrina sie beschrieben.
Ich habe die Frau nie gesehen. » Sam dachte einen Moment nach und sagte: »Da ist
noch etwas.«
»Erzählen
Sie.« Florian knetete sein Ohrläppchen, eine Angewohnheit, die ihn selber störte,
wenn er sie registrierte. Jetzt bemerkte er nicht, was er tat. Gedankenversunken
hörte er Sabrinas Mann zu.
»Ich hatte
den Eindruck, dass Sabrina mir etwas verschwiegen hat. Sie wirkte in den Tagen vor
ihrem Tod in sich gekehrt und bedrückt, und ich glaube, dass es mit dieser Fremden
zusammenhing.«
»Warum?«
»Vielleicht
haben die beiden zusammen gesprochen. Vielleicht hat das, was gesagt wurde, Sabrina
aus dem Lot gebracht. Vielleicht hat die Fremde Sabrina gedroht, wer weiß …«
Florian
spürte, dass Sams Überlegungen ihn zunehmend fesselten.
»Ich habe
der Polizei von der Frau erzählt, aber sie glauben mir nicht, und dummerweise ist
sie seit Sabrinas Tod wie vom Erdboden verschluckt. Ich habe mich entschieden, einen
Privatdetektiv zu engagieren.«
Florian
nickte. »Machen Sie das. Ich glaube, Sie müssen diese Person dringend finden. Da
liegt der Schlüssel …«
Sam stierte
ihn an, und nachdem sie eine Weile nachgedacht hatten, hörte Florian ihn mit leiser
Stimme fragen: »Helfen Sie mir?«
Wie er dastand,
so einsam am Fenster, verspürte Florian beinahe Mitleid, doch eins war ihm völlig
klar: Bis Sam zu seinem Verbündeten werden würde, war es noch ein weiter Weg.
Mittwoch, 13. Juli, nachmittags
Florian Halstaff ließ den Hörer
sinken. Er hatte Marlies nicht erreicht, obwohl er es mittlerweile schon unzählige
Male versucht hatte. Vielleicht hatte seine Mutter eine Ahnung, wo sie war. Er tippte
die Nummern ihres Anschlusses ein, hielt den Hörer ans Ohr und lauschte auf das
Freizeichen. Währenddessen drang vom Flur Stimmengewirr in sein Büro, die Kollegen
waren gut gelaunt, denn
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