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Zirkuskind

Zirkuskind

Titel: Zirkuskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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kann unmöglich
Mrs. Dogar als den Rahul von vor zwanzig Jahren identifizieren, weil sie, wie gesagt,
Rahul kaum gesehen hat.«
    »Außerdem hatte
er damals einen Penis«, sagte Nancy.
    »Aber gibt es bei
all diesen Morden denn keine Fingerabdrücke?« fragte Farrokh.
    »Bei den Fällen
mit den Prostituierten gibt es Hunderte von Fingerabdrücken«, antwortete Kommissar
Patel.
    »Und was ist mit
dem Putter, mit dem Mr. Lal umgebracht wurde?« fragte Dhar.
    »Oho, sehr gut!«
sagte der Kommissar. »Aber der Putter wurde abgewischt.«
    »Und die Zeichnungen?«
meinte Dr. Daruwalla. »Rahul hat [686]  sich immer eingebildet, ein Künstler zu sein.
Bestimmt liegen zu Hause bei Mrs. Dogar irgendwelche Zeichnungen herum.«
    »Das wäre sehr praktisch«,
antwortete Patel. »Aber ich habe heute morgen jemanden in das Haus der Dogars geschickt.
Der Betreffende hat die Dienstboten bestochen und sich ein bißchen umgesehen.« Der
Detective machte eine Pause und fixierte Dhar. »Da waren keine Zeichnungen. Da war
nicht mal eine Schreibmaschine.«
    »Hier im Club gibt
es mindestens zehn Schreibmaschinen«, meinte Dhar. »Wurden die Drohungen auf den
Zwei-Rupien-Scheinen denn alle auf derselben Maschine geschrieben?«
    »Alle Achtung, eine
ausgezeichnete Frage«, sagte Detective Patel. »Bisher haben wir drei Drohungen und
zwei verschiedene Schreibmaschinen. Beide stehen hier im Club.«
    »Mrs. Dogar!« wiederholte
Dr. Daruwalla.
    »Still«, sagte der
Kommissar plötzlich und deutete auf Mr. Sethna. Der alte Butler versuchte sein Gesicht
hinter dem silbernen Tablett zu verbergen, aber Detective Patel war zu schnell für
ihn. »Wie heißt dieser alte Schnüffler?« fragte der Detective Dr. Daruwalla.
    »Das ist Mr. Sethna«,
sagte Farrokh.
    »Bitte kommen Sie
her, Mr. Sethna«, sagte der Kommissar. Er hob weder die Stimme, noch blickte er
in die Richtung des Butlers. Und als Mr. Sethna so tat, als hätte er nichts gehört,
sagte der Detective: »Sie haben gehört, was ich gesagt habe.« Mr. Sethna kam der
Aufforderung nach.
    »Nachdem Sie uns
belauscht haben – am Mittwoch haben Sie mein Telefongespräch mit meiner Frau belauscht –, werden Sie mir freundlicherweise behilflich sein«, sagte Detective Patel.
    »Ja, Sir«, sagte
Mr. Sethna.
    »Sobald Mrs. Dogar
hier im Club auftaucht, rufen Sie mich an«, sagte der Kommissar. »Jedesmal, wenn
sie einen Tisch [687]  reserviert, egal ob zum Lunch oder für den Abend, sagen Sie mir
Bescheid. Und auch sonst möchte ich sämtliche Einzelheiten über sie erfahren. Habe
ich mich klar ausgedrückt?«
    »Absolut klar, Sir«,
sagte Mr. Sethna. »Sie hat behauptet, ihr Mann würde auf die Blumen pinkeln und
eines Nachts würde er womöglich noch versuchen, in den leeren Pool zu springen«,
plapperte Mr. Sethna. »Sie hat gesagt, er sei senil… und ein Trinker.«
    »Das können Sie
mir später erzählen«, sagte Detective Patel. »Ich habe nur drei Fragen. Und dann
möchte ich, daß Sie sich so weit von diesem Tisch entfernen, daß Sie kein Wort mehr
mitbekommen.«
    »Ja, Sir«, sagte
Mr. Sethna.
    »An dem Morgen von
Mr. Lals Tod… ich meine nicht beim Lunch, weil ich bereits weiß, daß sie zum Lunch
da war, aber am Morgen… haben Sie da Mrs. Dogar hier gesehen? Das ist die erste
Frage«, sagte der Kommissar.
    »Ja, sie hat ein
kleines Frühstück zu sich genommen, sehr früh«, teilte Mr. Sethna dem Detective
mit. »Sie geht gern auf dem Golfplatz spazieren, bevor die ersten Spieler kommen.
Danach ißt sie etwas Obst, und dann macht sie ihr Fitneßtraining.«
    »Zweite Frage«,
sagte Patel. »Zwischen Frühstück und Lunch, hat sie sich da umgezogen?«
    »Ja, Sir«, antwortete
der alte Butler. »Beim Frühstück trug sie ein Kleid, ziemlich zerknittert. Beim
Lunch hatte sie einen Sari an.«
    »Dritte Frage«,
sagte der Kommissar und überreichte Mr. Sethna seine Visitenkarte mit der Telefonnummer
im Kriminalkommissariat und seiner privaten Nummer. »Waren ihre Schuhe naß? Ich
meine, beim Frühstück.«
    »Ich habe nichts
bemerkt«, gab Mr. Sethna zu.
    »Dann sehen Sie
in Zukunft genauer hin«, riet Detective Patel [688]  dem alten Butler. »Und jetzt entfernen
Sie sich weit von diesem Tisch, ich meine es ernst.«
    »Ja, Sir«, sagte
Mr. Sethna, der bereits tat, was er am besten konnte: davongleiten. Und während
des feierlichen Lunchs des Quartetts kam der neugierige alte Butler auch nicht mehr
in die Nähe des Ladies’ Garden. Doch selbst aus beträchtlicher Entfernung konnte
er

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