Zirkuskind
befand sich an der für einen Elefantenrüssel üblichen Stelle – steckte
tief im Mund der jungen Frau und trat durch [867] ihren Hinterkopf wieder aus. Der
zweite Rüssel, bei dem es sich um den grotesken Penis des Elefanten handelte, war
in die Vagina der Frau eingedrungen und hatte sich zwischen ihren Schulterblättern
nach außen gebohrt. Wie John D. sehen konnte, berührten sich die beiden Rüssel etwa
im Nacken der Frau, und er sah auch, daß der Elefant zwinkerte. Die zwei anderen
Zeichnungen sollte Dhar nie zu Gesicht bekommen; er hätte sie auch gar nicht sehen
wollen. Rasch trat der Filmstar hinter Mrs. Dogars Stuhl und schob den ungeschickt
herumhantierenden Mr. Sethna beiseite.
»Sie gestatten«,
sagte Dhar und bückte sich zu dem verschütteten Tascheninhalt hinunter. Mrs. Dogars
Laune hatte sich aufgrund des jüngsten Mordes so gebessert, daß sie über diese Ungeschicklichkeit
erstaunlich wenig aufgebracht war.
»Ach, diese Handtaschen!
Ausgesprochen lästig!« sagte Rahul. Kokett gestattete sie ihrer Hand, Inspector
Dhars Nacken zu berühren. Er kniete zwischen ihrem und dem freien Stuhl, sammelte
den Inhalt ihrer Tasche auf und legte ihn auf den Tisch. Ganz beiläufig deutete
er auf die Kappe des silbernen Kugelschreibers, die er zwischen einen Spiegel und
ein Töpfchen Feuchtigkeitscreme gelegt hatte.
»Ich kann die untere
Hälfte nirgends entdecken«, sagte er. »Vielleicht ist sie noch in Ihrer Tasche.«
Dann reichte er ihr die Tasche, die mindestens halb voll war, und gab vor, unter
dem Tisch nach der zweiten Hälfte des Stifts zu suchen – dem Teil, den Nancy die
ganzen zwanzig Jahre lang stets so sorgfältig poliert hatte.
Noch immer auf Knien,
wandte John D. das Gesicht zu Rahul empor, so daß es sich auf gleicher Höhe mit
ihren kleinen, wohlgeformten Brüsten befand. Mrs. Dogar hielt die obere Hälfte des
Stifts in der Hand. »Eine Rupie für Ihre Gedanken«, sagte Inspector Dhar. Das sagte
er in all seinen Filmen.
Rahul hatte den
Mund leicht geöffnet und sah mit fragendem [868] Blick auf Dhar hinab – das Auge mit
dem Kratzer blinzelte einmal und dann noch einmal. Ihre Lippen schlossen sich sanft,
und wieder atmete sie flach durch die Nase, als würde ihr dieses kontrollierte Atmen
beim Nachdenken helfen.
»Ich dachte, ich
hätte das verloren«, sagte Mrs. Dogar bedächtig.
»Wie es scheint,
haben Sie die andere Hälfte verloren«, erwiderte John D. Er blieb auf Knien, weil
er sich vorstellen konnte, daß es ihr gefiel, auf ihn herabzusehen.
»Ich hatte immer
nur diese eine Hälfte«, erläuterte Rahul.
Dhar stand auf und
ging um ihren Stuhl herum; er wollte verhindern, daß sie die Zeichnungen an sich
riß. Als er auf seinen Platz zurückkehrte, betrachtete Rahul noch immer die Kugelschreiberkappe.
»Diese Hälfte hätten
sie ruhig verlieren können«, sagte John D. »Sie ist ohnehin zu nichts nütze.«
»Da irren Sie sich!«
rief Mrs. Dogar. »Sie eignet sich hervorragend als Geldklammer.«
»Als Geldklammer?«
wiederholte der Schauspieler.
»Schauen Sie her«,
begann Rahul. Bei dem verschütteten Tascheninhalt, den John D. auf dem Tisch ausgebreitet
hatte, befand sich kein Geld; sie mußte in ihrer Tasche danach kramen. »Das Problem
bei den Geldklammern«, erklärte ihm Mrs. Dogar, »besteht darin, daß sie für einen
dicken Packen Geld gedacht sind… solche Geldbündel, wie Männer sie immer aus der
Tasche ziehen, Sie wissen schon.«
»Ja, ich weiß«,
sagte Inspector Dhar. Er sah ihr zu, wie sie ein paar kleinere Banknoten aus ihrer
Handtasche fischte. Erst zog sie einen Zehn-Rupien-Schein heraus, dann zwei Fünf-Rupien-Scheine,
und als der Schauspieler die beiden Zwei-Rupien-Scheine mit der ungewöhnlichen Aufschrift
sah, hob er den Blick zu Mr. Sethna, der sogleich durch den Speisesaal und in den
Ladies’ Garden wieselte.
[869] »Schauen Sie
her«, wiederholte Rahul. »Wenn Sie nur ein paar kleine Scheine haben, wie man sie
als Frau häufig braucht – für Trinkgelder, für den einen oder anderen Bettler –,
ist das die perfekte Geldklammer. Sie faßt nur ein paar Scheine, aber die schön
fest…« Ihre Stimme verlor sich, weil sie sah, daß Dhar seine Hand auf die drei Zeichnungen
gelegt hatte und sie über das Tischtuch zu sich herschob. Blitzschnell packte Rahul
seinen kleinen Finger und riß ihn mit einem Ruck hoch, so daß er abknickte. Trotzdem
gelang es John D., die Zeichnungen auf seinen Schoß zu schieben. Der kleine Finger
seiner rechten Hand
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