Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zitadelle des Wächters

Zitadelle des Wächters

Titel: Zitadelle des Wächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas F. Monteleone
Vom Netzwerk:
wie ei­ne Bal­let­tän­ze­rin und rutsch­te über den Rand des Kais. Es war ein großer Mann mit sand­far­be­nem Haar und hel­len, blau­en Au­gen – die­se Far­ben lie­ßen sich trotz der mä­ßi­gen Be­leuch­tung der Leucht­ku­geln ganz deut­lich er­ken­nen –, der die Uni­form ei­nes See­manns der Han­dels­ma­ri­ne trug. Als er sie mit der lin­ken Hand auf die Fü­ße hoch­zog, zück­te er mit der an­de­ren ei­ne lang­läu­fi­ge Pis­to­le.
    „Sei still“, sag­te er, „und lauf wei­ter.“
    Wäh­rend sie sich von der Kai­mau­er ent­fern­te, be­ob­ach­te­te Tes­sa, wie der Mann ru­hig die Pis­to­le auf das sich nä­hern­de Boot an­leg­te und feu­er­te. Der Mann am Bug krach­te über Bord, sei­ne gan­ze Stirn war weg­ge­schos­sen wor­den. Der Rest der Boots­be­sat­zung griff zu den Waf­fen und schoß wild um sich. Im Um­dre­hen er­griff ihr Ret­ter wie­der Tes­sas Arm und rann­te die Docks hin­un­ter auf die nächs­ten Stra­ßen zu. Bei­de bo­gen um ei­ne Ecke, den Lich­tern ei­ner Ta­ver­ne ent­ge­gen.
    Doch be­vor sie die­se er­rei­chen konn­ten, kam das üb­rig­ge­blie­be­ne Trio aus dem Lang­boot um die Ecke ge­rannt. Der Mann drück­te Tes­sa in einen Haus­ein­gang und wand­te sich dann den drei­en zu. Er sand­te ih­nen ei­ne neue La­dung aus sei­ner großen Pis­to­le ent­ge­gen.
    Ein zwei­ter See­mann, je­ner mit der Klein­ka­li­ber-Pis­to­le, fiel. Be­vor das ver­blie­be­ne Duo sich über­haupt rüh­ren konn­te, stürm­te Tes­sas Ret­ter auf die bei­den los und warf sich auf sie. Er ließ sei­ne Pis­to­le fal­len und be­dien­te sich lie­ber sei­nes Kurz­schwerts. Da­mit han­tier­te er so ge­wandt und flink, daß den bei­den Män­nern kei­ne Mög­lich­keit blieb, sich da­ge­gen zu weh­ren.
    Zwei ra­sche Hie­be mit der Klin­ge – mehr brauch­te er nicht für sei­ne Ar­beit. Va­ri­an blieb einen Mo­ment zwi­schen den nie­der­ge­mach­ten See­leu­ten ste­hen, um si­cher­zu­ge­hen, daß er bei kei­nem die Waf­fe ein zwei­tes Mal ein­set­zen muß­te. Dann wand­te er sich dem Haus­ein­gang zu, in dem Tes­sa sich zu­sam­men­ge­kau­ert hat­te.
    „Wir müs­sen weg von die­ser Stra­ße“, sag­te er. „Komm.“
    Sie dräng­ten sich in die Schat­ten ei­ner Par­al­lel­stra­ße. Tes­sa be­merk­te, daß der Mann oh­ne Zö­gern vor­an­ging, wor­aus sie schloß, daß er sich in die­sen en­gen Al­leen und schat­ti­gen Stra­ßen bes­tens aus­ken­nen muß­te.
    Nach drei Häu­ser­blocks hielt er Tes­sa an. „Du triefst im­mer noch vor Näs­se. Kannst du ir­gend­wo dei­ne Klei­der wech­seln?“
    Tes­sa konn­te nur den Kopf schüt­teln, denn vor Er­schöp­fung brach­te sie kei­nen Ton her­aus.
    Der Mann lä­chel­te. „Nun gut, falls du noch wei­ter mit mir kom­men willst, dann brin­ge ich dich zu ei­ner Freun­din, die uns viel­leicht hel­fen kann.“
     
    Ei­ne Stun­de spä­ter saß Tes­sa an ei­nem wär­me­n­den Ofen und trug die tro­ckenen, sau­be­ren Sa­chen ei­ner Frau na­mens Al­ces­sa. Die­se war sehr dick und vol­ler Som­mer­spros­sen, und die blau­en Au­gen wa­ren ir­gend­wo in die Fal­ten ih­res Ge­sichts ein­ge­drückt. Aber sie lief un­glaub­lich leicht­fü­ßig her­um und be­han­del­te Tes­sa wie ei­ne zu­rück­ge­kehr­te Toch­ter. Sie schi­en sich auf­rich­tig um Tes­sas Wohl­er­ge­hen zu küm­mern. Der Mann hat­te sie zu Al­ces­sas Pen­si­on ge­bracht, ei­nem bau­fäl­li­gen Rei­hen­haus in ei­ner Sei­ten­stra­ße, na­he den Docks ge­le­gen. Die al­te Frau hat­te ihn mit Her­zens­wär­me und müt­ter­li­cher Zu­nei­gung be­grüßt.
    „Na, wie fühlst du dich jetzt? Bes­ser, hof­fe ich.“ Al­ces­sa saß in ei­nem schwe­ren Ses­sel und trank aus ei­ner großen Tas­se hei­ßen Tee.
    Tes­sa nick­te und trank aus ih­rer Tas­se. Der Raum war an­ge­füllt mit den Far­ben der Er­de, die Lam­pen er­leuch­te­ten einen si­cher und warm wir­ken­den Ort. „Ja, vie­len Dank. Dir und … Va­ri­an.“
    Al­ces­sa lä­chel­te beim Klang des Na­mens die­ses Man­nes. „Ja, na­tür­lich, Va­ri­an.“
    „Kennst du ihn schon lan­ge?“
    „Wie einen Sohn. Ich ha­be ihn zum ers­ten­mal ken­nen­ge­lernt, als er noch kei­ne zwan­zig war. Da­mals war

Weitere Kostenlose Bücher