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Zitadelle des Wächters

Zitadelle des Wächters

Titel: Zitadelle des Wächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas F. Monteleone
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die auf­re­gends­te Frau, die er je ge­se­hen hat­te. Ih­re Haut war weiß wie El­fen­bein und ma­kel­los, weich und ge­schmei­dig. Ih­re Bei­ne wa­ren lang und fest, ih­re Brüs­te stan­den hoch und stramm, ihr Bauch lag flach über dem gol­de­nen Drei­eck, das glei­cher­ma­ßen leuch­te­te wie die blon­den Lo­cken ih­res Kopf­es.
    Das Blut häm­mer­te in sei­nen Schlä­fen – und an an­de­ren Stel­len auch. Er kämpf­te mit sich, um sei­ne Fas­sung zu­rück­zu­ge­win­nen, aber noch nie zu­vor hat­te er ei­nem sol­chen An­blick ge­gen­über­ge­stan­den. Er preß­te müh­sam die Wor­te zwi­schen den Zäh­nen her­vor und er­klär­te ihr, daß er die­ses An­ge­bot ge­nau wie die an­de­ren über­den­ken wol­le.
    Gra­zi­ös bück­te sie sich, um ihr Ge­wand auf­zu­he­ben. Sie hielt es vor ih­re Brüs­te und ver­schwand im Wald – ein An­blick, der Va­ri­an nicht mehr un­ge­wohnt war.
    Zeit wur­de zu ei­ner be­deu­tungs­lo­sen An­ge­le­gen­heit. Sie dehn­te sich, wir­bel­te und tropf­te wie Wachs um ihn her­um. Aber das be­merk­te er gar nicht. Er fühl­te sich in ei­nem Stru­del von Er­in­ne­run­gen und Ein­drücken ver­lo­ren, die ganz re­al er­schie­nen, aber auf der an­de­ren Sei­te …
    Er grü­bel­te über die of­fen­sicht­li­che Ir­rea­li­tät die­ser Be­geg­nun­gen nach. Was hat­ten sie zu be­deu­ten? Un­be­greif­lich. Ab­surd. Wie­der hat­te er den Ein­druck, sich in ei­nem Spiel zu be­fin­den. Er ver­such­te, das mit­ein­an­der in Ein­klang zu brin­gen, aber es woll­te ihm nicht ge­lin­gen. Selt­sa­mer­wei­se mach­te er sich gar kei­ne be­son­de­ren Ge­dan­ken dar­über, für wel­che von den drei­en er sich ent­schei­den wür­de.
    Bis sie dann al­le drei wie­der er­schie­nen. Je­de von ih­nen schi­en ihm einen ver­steck­ten, ver­schwö­re­ri­schen Wink zu ge­ben.
    „Wir war­ten auf Eu­re Ent­schei­dung“, sag­te He­ra.
    Va­ri­an lach­te. „Ob Ihr es glaubt oder nicht, das tue ich auch.“
    Kei­ne lä­chel­te oder ant­wor­te­te. Das er­nüch­ter­te ihn, und er sah sie sich so un­be­fan­gen an, wie ihm das un­ter die­sen Um­stän­den mög­lich war.
    „Al­so gut. Laßt mich mei­ner Ent­schei­dung ein paar Wor­te zur Rea­li­tät die­ser Ver­an­stal­tung vor­aus­schi­cken. Ihr müßt wis­sen, daß ich ein Skep­ti­ker bin. Von da­her be­zweifle ich, daß ir­gend et­was hier mit rech­ten Din­gen zu­geht. Un­ter den mo­men­ta­nen Be­din­gun­gen wür­de ich mich für Wis­sen und Er­kennt­nis ent­schei­den – ich kann wohl an­neh­men, Ihr wißt von Eu­ren klei­nen An­ge­bo­ten? Au­ßer­dem hal­te ich Euch drei al­le für gleich ‚rein’ – so hat es doch in der Nach­richt ge­stan­den, nicht wahr?“
    Jetzt hell­te sich Athe­nes Ge­sicht auf. Die Spur ei­nes Lä­chelns er­schi­en auf ih­ren Mund­win­keln.
    „Trotz­dem“, fuhr Va­ri­an fort, „will ich nicht glau­ben, daß das Gan­ze hier et­was an­de­res als ein Mär­chen sein soll­te. Ob­wohl ich kein An­hän­ger der Idee bin, einen Aspekt des Le­bens für einen an­de­ren zu op­fern, glau­be ich doch, daß das Le­ben wirk­lich ein ein­zi­ger Vor­bei­marsch von Wahlen, Ab­leh­nun­gen und Op­fe­run­gen ist.“
    „Kommt zur Sa­che“, sag­te He­ra, die be­grif­fen zu ha­ben schi­en, daß ihr An­ge­bot der Welt­herr­schaft nicht den ers­ten Platz ma­chen wür­de.
    Va­ri­an lach­te. „Die Sa­che ist doch ganz ein­fach. Un­ter die­sen merk­wür­di­gen Um­stän­den wür­de ich ent­schei­den, daß Aphro­di­te die Reins­te von Euch al­len ist.“
    Ei­ne kur­ze Zeit lang tat sich ab­so­lut nichts – we­der ein Ge­räusch noch ein Atem­ho­len noch ei­ne Be­we­gung. Va­ri­an fühl­te plötz­lich einen Schwin­del­an­fall, der aber ge­nau­so rasch wie­der ver­ging. Dann setz­te die Zeit wie­der ein. Aphro­di­te lä­chel­te und trat auf ihn zu. Einen Mo­ment lang glaub­te er, es sei doch al­les re­al, daß sie wirk­lich jetzt mit ihm …
    Er blin­zel­te mit den Au­gen, und al­les war vor­bei.
    Die drei Frau­en, ge­heim­nis­voll und atem­be­rau­bend schön wie sie wa­ren, hat­ten sich aus dem Staub ge­macht. Wa­ren noch schnel­ler ver­schwun­den als Rauch in ei­ner kräf­ti­gen Bri­se.

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